AfDlerin Doris von Sayn-Wittgenstein: Einsatz für Rechtsextreme
Bei einer Konferenz offenbarte Schleswig-Holsteins AfD-Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein ihre Nähe zu einem rechtsextremen Verein.
Hamburg taz | Ein Auftritt könnte Doris von Say-Wittgenstein jetzt doch die AfD-Mitgliedschaft kosten. Auf der vom rechtsextremen Magazin Compact organisierten Konferenz „Unsere Geschichte, unser Erbe, unser Stolz“ offenbarte die Landesvorsitzende der AfD in Schleswig-Holstein ihre Nähe zum Verein „Gedächtnisstätte“. Der Verein wird vom Verfassungsschutz in Niedersachsen und Thüringen als rechtsextrem eingestuft und steht auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD. Seit im Jahr 2018 Kritik an Sayn-Wittgensteins Verhältnis zu dem Verein aufkam, hatte sie immer wieder behauptet, dessen Hintergründe seien ihr unbekannt.
In einem Video von der Konferenz erzählte die AfD-Politikerin, die auch im Kieler Landtag sitzt, nun aber von der Entstehung des Vereins im thüringischen Guthmannshausen. Locker am Rednerpult stehend sagte sie auf Nachfrage des Compact-Chefredakteurs Jürgen Elsässer, dass ihre Familie „immer widerständig“ gewesen sei und sich „für die Interessen von Volk und Vaterland engagiert“ habe.
Vor allem ihre Mutter erwähnt sie, die sich aus Enttäuschung darüber, dass der Bund der Vertriebenen (BdV) in Berlin kein Zentrum für Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten mehr anstrebe, „mit Menschen zusammengetan“ habe, „die dann auf private Initiative in Guthmannshausen diese Anlage gestaltet haben“. Das sei „auch der Hintergrund, warum ich mich für diese Form des Gedenkens eingesetzt habe“, sagte Sayn-Wittgenstein.
Das Video dokumentiert ihre Radikalität. Sie beklagt etwa, dass der BdV seine Position aufgeweicht habe und aus „Recht auf Heimat“ „Recht auf Erinnern“ geworden sei. Dass bei den EU-Beitrittsverhandlungen der osteuropäischen Staaten die Oder-Neiße-Grenze nicht zur Debatte stand, nennt sie „mehr als enttäuschend“. Diese Aussagen spiegeln auch E-Mails von ihr wider, die der taz vorliegen. Ihre Kontakte reichen von Freunden der Waffen-SS, Holocaust-Leugnern, Verfechtern einer Reichsideologie bis zum internationalen Rechtsextremismus.
Im Mai scheiterte der Bundesvorstand mit seinem Ausschlussbegehren
Es war aber die Nähe zur „Gedächtnisstätte“, die ihr ein Parteiausschlussverfahren einbrachte. Zuvor hatte sie erklärt, sie sei nur einmal – und zwar im Juni 2014 vor der Eröffnung der Gedenkstätte – vor Ort gewesen, um sich die Steintafeln im Garten anzuschauen: „Dabei habe ich weder revisionistisches, noch antisemitisches oder fremdenfeindliches Gedankengut festgestellt.“ Und: „Die Hintergründe zum Entstehen der Gedenkstätte in Guthmannshausen im Jahr 1992 sind mir unbekannt.“
Im Mai scheiterte der Bundesvorstand mit seinem Ausschlussbegehren gegen Sayn-Wittgenstein. Das Schiedsgericht erklärte, dass „eine etwa zwei Jahre vor ihrem Aufnahmeantrag in der Partei erfolgte Unterstützung des Vereins“ nicht zu einem Ausschluss Sayn-Wittgensteins führen müsse, „da sich aus einer einmaligen Unterstützung keine zwingenden Rückschlüsse auf ein noch heute andauerndes rechtsextremistisches Weltbild ergeben“.
Aus der Fraktion der AfD in Schlewsig-Holstein ist sie seit Dezember 2018 ausgeschlossen, das Landesschiedsgericht warf sie aber nicht aus der Partei. Dagegen legte der Bundesvorstand sofort Rechtsmittel ein, er will Sayn-Wittgenstein immer noch loswerden. Nun muss das Bundesschiedsgericht entscheiden – und könnte dafür auch die Aussagen Sayn-Wittgensteins auf der Compact-Konferenz aufgreifen.
Wo der Landesverband Schleswig-Holstein steht, machten die Mitglieder auf ihrem Parteitag im Juni 2019 deutlich: Mit 56 Prozent wählten sie von Sayn-Wittgenstein erneut zu ihrer Landesvorsitzenden.
Leser*innenkommentare
Rainer B.
Treffen sich zwei Neonazis.
Sagt der eine zum anderen:
„Wenn Dich jemand fragt - wir kennen uns gar nicht.“
Sagt der andere:
„Klar doch. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. (;-))
Berhard Bendler
Ich kann das ganze Geheuchel nicht mehr hören. So so Nähe zu einem rechtsextremen Verein ? Wann begreift man endlich,daß die AfD selbst Teil dieser Szene ist. Nein mit dieser will man sich nicht anlegen weil zu viele Wähler,zuviel Zustimmung, gerade im Osten. Deswegen Begriffe wie Rechtspopulimus und Nationalkonservativ, für nichts anderes als Faschismus und ja einen harten nationalsozialistischen Kern hat diese darüber hinaus. diese Partei ist in Gänze verfassungsfeindlich und gehört schlicht und ergreifend verboten. Es gibt keine hier keine NPD light, sondern eine NPD Plus.
mowgli
Na, hat wohl jeder seinen eigenen Stolz. Besonders, wenn er auf ein richtig fettes Erbe hoffen darf. Aber Hauptsache, die Haare liegen, der Kragen steht und die Schminke ist nicht verrutscht, gel?
76530 (Profil gelöscht)
Gast
Frage an taz:
Wenn ich "Nähe zu einem rechtsextremen Verein" zeige: kriege ich dann - endlich - auch eine Story? Oder brauche ich dafür ein 'von'? Bei Letzterem würde ein Blick in meine Ahnentafel genügen. Mit den Grafen von Solms bin ich über die mütterliche Linie verwandt - was für mich kein wirklicher Grund zum Hausierengehen ist.
Anders verhält es sich mit dem Adelsgeschlecht "Von Wegen". Da müsste ich erst einmal gründlich recherchieren. :-)
Sven Günther
@76530 (Profil gelöscht) Illustre Verwandtschaft, aber die eigene Mischpoke kann sich keiner aussuchen.
Wenn Sie mal so einen Stuss erzählen wie der Graf zu Solms-Wildenfels und seine Freunde von der BFF in Frankfurt bekommen sie vielleicht neh Homestory zumindest in der FNP ;-)
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Sven Günther Danke. Auch dieser Spur werde ich gerne nachgehen.
Seit ich den Spruch kenne (Autor entfallen): "Wenn Arbeit adelt, bleibe ich lieber bürgerlich", ist meine Affinität zum Adel eine eher rudimentäre.
Umgekehrt alimentär würde mir mehr bringen. (Das Begriffspaar stammt übrigens aus der legendären RTL Samstag Nacht: Ali und Rudi Mente. :-)
Sascha
@76530 (Profil gelöscht) Nunja zusätzlich müssten sie noch AfD Mitglied sein. Darüber lügen mit einem Rechtsextremen Verein, der selbst der AfD zu weit geht, verbandelt sien. Nur um weiterhin Mitglied in eienr rechten Partei Mitglied sein zu dürfen und noch zur Landesvorsitzenden gewählt werden.
Also nein das von reicht nicht aus. Sie müssten auch eine Frau sein Wolfgang. Der Rest ist egal.
76530 (Profil gelöscht)
Gast
@Sascha Danke für diesen entscheidenden Hinweis. Dass ich darauf nicht selbst gekommen bin, ist eine Nachlässigkeit.
Das mit dem operativen Eingriff überlege ich mir eh schon länger. Im Alter gleichen sich Mann und Frau in der Optik eh an. Und nicht nur da. ^^