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AfD-SpitzenkandidaturNoch ein Ruck weiter nach rechts

Sabine am Orde
Kommentar von Sabine am Orde

Tino Chrupalla und Alice Weidel führen die AfD in die Bundestagswahl. Das ist eine Niederlage für das Meuthen-Lager.

Spit­zen­kan­di­dat:innen der AfD für die Bundestagswahl: Alice Weidel und Tino Chrupalla Foto: Kay Nietfeld/dpa

K urzfristig haben die Mitglieder der AfD eine aus ihrer Sicht wohl vernünftige Entscheidung getroffen. Sie haben, wie erwartet, mit Tino Chrupalla und Alice Weidel die deutlich bekannteren Po­li­ti­ke­r:in­nen zu ihren Spit­zen­kan­di­daten für die Bundestagswahl gekürt. Mit unbekanntem Personal in die Wahl zu ziehen ist nun einmal nicht empfehlenswert.

Das dürfte dazu geführt haben, dass auch jene Mitglieder der tief gespaltenen Partei, die Chrupalla und Weidel – beide „Flügel“-kompatibel – eigentlich skeptisch gegenüberstehen, für diese votiert haben.

Langfristig könnte sich das für sie rächen. Denn sie haben damit dem rechtsextremen „Flügel“ zu einem Erfolg verholfen – und im Gegenzug dem Lager von Co-Chef Jörg Meuthen eine derbe Niederlage beschert. Jetzt rächt sich, dass Meuthen, der die AfD zumindest zaghaft nach rechts abgrenzen will, es gescheut hat, selbst für den Bundestag zu kandidieren.

Sein zweiter strategischer Fehler: eine Mitgliederabstimmung durchzusetzen. Wären die Spit­zen­kan­di­da­t:in­nen auf dem letzten Parteitag gewählt worden, hätten Chrupalla und Joana Cotar das Rennen gemacht – und damit ein flügelübergreifendes Team, das hätte versuchen können, die Partei wieder zusammen zu führen.

Stattdessen hat die AfD nun Spit­zen­kandidat:innen, die sich längst in die Abhängigkeit von der rechtsextremen Strömung begeben haben. Das wird nicht nur den Verfassungsschutz interessieren. Es könnte auch etwas gemäßigtere Wäh­le­r:in­nen auf die Dauer abschrecken. Meuthen ist nach dieser Niederlage ein Parteichef auf Abruf. Dass er auf dem turnusmäßigen Parteitag im Dezember wiedergewählt wird, ist unwahrscheinlich. Ein Nachfolger von Format aus seinem Lager ist nicht in Sicht.

Die AfD rutscht mit der Entscheidung für die Spitzenkandidatur wieder ein Stück weiter ins Rechtsextreme. Das ist auch folgerichtig: Sie hat sich auf dem Parteitag in Dresden, getrieben von „Flügel“-Mann Björn Höcke, ein radikales Wahlprogramm gegeben, „Dexit“ inklusive. Jetzt hat sie das passende Personal dazu.

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Sabine am Orde
Innenpolitik
Jahrgang 1966, Politikwissenschaftlerin und Journalistin. Seit 1998 bei der taz - in der Berlin-Redaktion, im Inland, in der Chefredaktion, jetzt als innenpolitische Korrespondentin. Inhaltliche Schwerpunkte: Union und Kanzleramt, Rechtspopulismus und die AfD, Islamismus, Terrorismus und Innere Sicherheit, Migration und Flüchtlingspolitik.
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25 Kommentare

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  • Wie soll man sich denn eigentlich „gemäßigtere“ Wähler vorstellen, die einer selbsterklärten „Dexit“-Partei ihre Stimme geben würden? Das können eigentlich nur ähnlich konsistente Persönlichkeiten sein wie die, die in den ADAC eintreten, um das Autofahren dranzugeben.



    Elf Europaabgeordnete der AfD sind angetreten, um das Europaparlament abzuschaffen. Wird ja auch soweit ganz gut bezahlt - und dann?



    „Die letzte Hand an sein Werk legen, das heißt verbrennen.“ (Georg Christoph Lichtenberg)

    www.tagesspiegel.d...sind/24584320.html

  • Da ist überhaupt nix weiter nach rechts gewandert. Das ist die AfD, wie sie aller-allerspätestens seit dem Ausscheiden von Petry aufgestellt ist.

    Das Meuthen Lager ist nur noch präsent, weil der Flügel strategisch nicht ganz so blöde ist, sich das bürgerliche Lager komplett zu vergraulen. De facto ist das eine Partei am rechten Rand ohne jede Abgrenzung zu bekennenden Nazis.

    Höcke und Co haben -dort schon seit Jahren den Hut auf und es wäre besser, nicht jeden Pups dieses Vereins bedeutungsschwanger zu beleuchten.

  • Ist der rechts im Bild die Reinkarnation von Hermann Göring?

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Namen merken und abwarten.

  • KOTZ WÜRG!!!

  • Wenn Höcke der rechte Rand der AfD sein soll, dann ist ja alles OK.



    Denn Höcke wiederholt eigentlich nur die Aussagen von Alfred Dregger und wäre 1970 in der CDU überhaupt nicht aufgefallen.



    Das GG gab es übrigens damals schon...

    • @PS007:

      Na, von "Wohltemperierten Grausamkeiten" und "Wucherungen am deutschen Volkskörper", "Elementen, die man ausschwitzen müsse" etc., hatte Alfred Dregger aber nie gesprochen.



      Das wäre auch 1970 in der CDU undenkbar gewesen; so hat in deren Führung niemand gedacht, auch Herr Dregger nicht. Er war demokratischer rechter Rand, kein Nazi.

      • @Lias Bledt:

        Dregger war auch NSDAP-Mitglied und Bataillonskommandeur an der Ostsfront. Er hatte dort lt. Wehrmachtsausstellung das gemacht, wovon Höcke höchstens träumt.



        Auch die Betrachtung der Geschichte ist bei beiden zentral. »Die Schuld liegt zurück« und »Es muß endlich Schluß sein mit der uns von den Siegermächten aufgezwungenen Geschichtsbetrachtung.« stammt nicht von Höcke.

        • @PS007:

          Was hat Dregger an der Ostfront "lt. Wehrmachtsausstellung (...) gemacht, wovon Höcke höchstens träumt."?

          Meinen Sie, nur am Krieg teilgenommen oder Kriegsverbrechen begangen?

          • @Lias Bledt:

            "...nur am Krieg teilgenommen..."



            Das ist egal. Auch der Buchhalter oder Sanitäter von Auschwitz war - nach aktueller Rechtsauslegung - Teil des Ganzen. Und als Bataillonskommandeur sollte man wohl schon mitbekommen haben, was da bzgl. der Zivilisten im Osten ablief.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @PS007:

      Dregger ist mir schon 1970 "aufgefallen".

      Das GG wurde von Nichtnazis geschrieben, die Nazis danach in den Geltungsbereich integriert.



      Letztere in einem ehemaligen KZ unterzubringen, wie es Stalin gemacht hat, war jetzt auch nicht wirklich erfolgreich.

  • RS
    Ria Sauter

    Jetzt gehen Nazis in den Wahlkampf.



    Unfassbar!

  • Die Gemäßigten will man auch nicht wirklich in Echt kennenlernen. Bernd Höcke wäre irgendwie noch geiler gewesen. Angst vor der eigenen Courage Kameraden*innen? Wegtreten!

    • @rosengrob:

      Der Führer schreibt grad n Buch...

      • @danny schneider:

        Stimmt. Vielleicht etwas mit heisser Nadel gestrickt, weil er doch nur die Copy Paste Taste drücken muss. "Kein Mampf".

  • Diese “Rechtsverschiebungen” bei der AfD werden in der Öffentlichkeit doch nur noch als achselzuckende Normalität zur Kenntnis genommen, wenn überhaupt.



    Zu weit ist der gesellschaftliche Diskurs ohnehin schon nach rechts gedriftet, dazu braucht es nicht einmal eine 10%-AfD.



    Beispielsweise die Vorstellung, Konflikte seien mit militärischen Mitteln oder allein dem Drohen damit zu lösen (siehe die aktuellen Einlassungen Habecks) zeigen, was da alles (zunächst noch) „unterm Radar“ hochkommt … und die neuen grünen Bellizisten würden es wohl im Brustton der Überzeugung und empört von sich weisen, wenn da auf irgendwelche Zusammenhänge insistiert wird.



    Mit der bellizistischen Doktrin in der Außenpolitik geht allerdings die Militarisierung der Sprache und letztlich der gesamten Gesellschaft einher.



    Wir sehen also, AfD wirkt (bzw. die ideologischen Komponenten), ohne dass diese Partei mehr politischen Einfluss bekommt, als sie ohnehin schon hat … die Durchsetzung des Neoliberalismus funktioniert ja auch ganz ohne FDP.

    • @Abdurchdiemitte:

      Den Drift kann ich nicht erkennen, denn für den hätten die Verhältnisse mal anders sein müssen. Und wann gab es denn hierzulande denn mal eine lupenrein pazifistische Staatsräson?

      Nur weil die Grünen mal als (betont "zahnloser") Peacezeichen-Tiger losgesprungen sind und die Linkspartei sich in ihrer Nische in pazifistischen Tagträumen ergeht, gab oder gibt es noch lange keine entmilitarisierte deutsche Außenpolitik. Mehrheitsfähig war bislang immer nur, wer (auch) die Kriegskarte zu spielen bereit war.

  • Es sieht so aus als ob das eine der großen Veränderungen aus der Ära Merkel sein wird, die uns Erhalten bleibt: die AfD im deutschen Bundestag.

  • Klar - Das tat schon immer Volkers 👄 kund:

    “Solang das Deutsche Reich besteht!



    Wird diese alte Schraube rechtsrum festgedreht!“



    & Däh&sodele - Alice&Tino - 🥚jòò 🥚jòò -



    Gelle. Geht’s aber voll braun in die Hüse!



    Hüse? - Hose! Denn! Merkauf: “Nach fest - Kommt lose!“ •

    kurz - “Braune Streifen auffem Sofakissen - 🙀 -



    Läßt den guten Ton vermissen!



    Doch ist sojet Braunes erstmal drin!



    Sanns Soffa & Trompeten hin!“ - 🤮 -

    Na Mahlzeit

  • was ist eigentlich die korrekte weibliche Form von "Nazi"?

    • @danny schneider:

      Nazisse.

    • @danny schneider:

      ......In Gudrun Himmlers Kopf lebte ihr Vater als strahlender, schuldloser Held fort. Ihm sei, so sah sie es, doch "nur die Müllabfuhr des Reiches" übertragen worden. ....



      www.spiegel.de/ges...tzt-a-1215755.html



      Die Bildstrecke ist auch interessant.

      • @Ringelnatz1:

        Danke. Indeed.



        &



        Gehlen im Abspann.



        (Ehepartnerin: Herta von Seydlitz-kurzbach (verh. 1931–1979)“ Ach was!



        &



        Wennste dann Töchter seiner Pullacher Adlati kennst “der Vater hat aber nichts gemacht“ & “schrecklich da zu wohnen & in der Schule durfteste nix sagen!“ denkste dir dein Teil - auch wenn alle drei schwer ok sind.

        unterm——- servíce —



        de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Gehlen



        &

        www.belltower.news...irbt-mit-88-48478/



        & den Schlächter von Lyon nicht vergessen



        www.sueddeutsche.d...che-nazi-1.1047411



        &



        de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Barbie & Däh! Er nu wieder 🪖 🥬 - wa!



        “ Helmut Kohl verhinderte eine Auslieferung an die Bundesrepublik Deutschland, um eine erneute Schulddebatte von Kriegsverbrechern im Land nicht aufkommen zu lassen.“



        Ach was!

        Und die anderen? Doch. Gab’s!



        JuMi France Robert Badinter - Aber ja.



        “… Im Juni 1972 unterlag Badinter als Verteidiger vor Gericht und wurde Zeuge der Guillotinierung seines Klienten Roger Bontems, der gemeinsam mit seinem Komplizen Claude Buffet wegen Beihilfe zum Mord an zwei Geiseln anlässlich eines Ausbruchsversuches aus dem Gefängnis von Clairvaux zum Tode verurteilt wurde. Badinter wurde dadurch von einem Kritiker zu einem vehementen Gegner der Todesstrafe.…



        “ „Eine Demokratie, die gegen Terroristen die Todesstrafe vollstreckt, macht sich die Werte Letzterer zu Eigen.“ – Robert Badinter: Rede vor der Assemblée Nationale“

        Auf eine außergewöhnliche Probe gestellt wurde Badinters entschiedene Absage an die Todesstrafe 1983 durch den Prozess gegen Klaus Barbie, der 1943 in Lyon den Befehl zur Deportation von Badinters Vater Simon unterzeichnet hatte. Simon Badinter, als junger russisch-jüdischer Student nach Paris emigriert, war in den Osten verschleppt worden und im Vernichtungslager Sobibor ermordet worden; …ff



        de.wikipedia.org/wiki/Robert_Badinter

        • @Lowandorder:

          ff & Rest

          “… Robert entging nur knapp dem gleichen Schicksal. „Vierzig Jahre später hielt sein Sohn in seinem Pariser Amtszimmer die Deportationsorder mit Barbies Unterschrift in Händen – und fand sich in seinem Beschluss bestätigt, dem Täter ein über jeden Zweifel erhabenes rechtsstaatliches Verfahren angedeihen zu lassen.“[11]

          Am 19. Februar 2007 wurde das Verbot der Todesstrafe auf Badinters Initiative hin in die französische Verfassung aufgenommen. Die im Kongress versammelten Abgeordneten von Nationalversammlung und Senat beschlossen die Änderung mit 828 zu 26 Stimmen. Nun heißt es im Artikel 66-1: „Niemand darf zum Tode verurteilt werden“.[12] Diese Verfassungsänderung ermöglichte es, am 10. Oktober 2007 das 13. Zusatzprotokoll zur Europäischen Menschenrechtskonvention zu ratifizieren, das die Todesstrafe ausnahmslos, also auch zu Kriegszeiten, verbietet.[13]

          Badinter ist nach wie vor ein engagierter Gegner der Todesstrafe und tritt international für deren Abschaffung ein.“

          Erst während & aus Anlaß der Entführung von Klaus Barbie erfuhr Robert Badinster - daß dieser für die Ermordung seines Vaters verantwortlich war!



          “Mein ist die Rache - redet Gott!“



          www.deutschelyrik....esse-im-feuer.html

          Womit wir wieder bei den Frauen wären.

    • @danny schneider:

      “Nazisse“ - die Ehefrau von Heideggers Martel z.B. wurde von seinen Apologeten bis zur letzten Seite der schwarzen Hefte so bezeichnet - zu seiner Entlastung - “…die wahre Nazisse!“ - Ooch wieder klar. Newahr.



      …servíce - 🙀 - Normal •



      (Ja - feuchte Höschen gab‘s schon früher & dem Föhrer blonde Jungs im Osten schenken - konnte ich - Kotzwürgübel -nicht nur vereinzelt lesen & Juttchen Ditfurth too & sie hat recht: Ohne den willfährigen - VONUNDTÜRZU & die & deren Nazissen - wär das mit dem Onkel Hitler all nix geworden. Brief&Siegel!



      Der Rest ist Geschichte. Wollnichwoll.



      Normal •