Ärzte für Werbeverbote in TV und Netz: Junkfood-Werbung nur noch nachts
Der Kinder wegen solle es von 6 bis 23 Uhr keine TV-Werbung für ungesundes Essen geben, sagen Mediziner. So weit will die Ampelkoalition nicht gehen.
![Eine Detailaufnahme eines Kindes das Chips in den Mund schiebt Eine Detailaufnahme eines Kindes das Chips in den Mund schiebt](https://taz.de/picture/5397935/14/29514445-1.jpeg)
In sozialen Netzwerken aktive Werber („Influencer“) sollten überhaupt nicht mehr für Nahrungsmittel werben dürfen, die die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) missachten. Denn solche Inhalte seien rund um die Uhr abrufbar. „Für Plakatwerbung sollte eine 100-Meter-Bannmeile im Umkreis von Kitas, Schulen und Spielplätzen gelten“, so die ExpertInnen.
SPD, Grüne und FDP haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart: „An Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel mit hohem Zucker-, Fett- und Salzgehalt darf es in Zukunft bei Sendungen und Formaten für unter 14-Jährige nicht mehr geben.“ Die Koalition will den Verbänden zufolge bisher offenbar nur Werbung mit einem bestimmten Anteil an Kindern unter den Rezipienten untersagen.
„Eine solche Regelung ist weniger umfassend und deutlich schwieriger und aufwendiger zu überwachen“, argumentieren die Verbände. „Sollte die Bundesregierung diesen Weg dennoch gehen wollen, empfehlen wir: Alle Sendungen, bei denen der Kinderanteil 15 bis 20 Prozent oder mehr beträgt, sollten erfasst sein.“ Je älter die Kinder, desto weniger würden sie klassische Kindersendungen gucken. Das Bündnis fordert deshalb, dass die geplante Werberegulierung auch bei Familienformaten greift.
Wirtschaft: Mehr Aufklärung statt Werbeverbote
Der Lebensmittelverband der Wirtschaft teilte mit, es gebe „bereits umfassende Regelungen im Bereich der Werbung, die sich an Kinder richtet“. Stattdessen forderte er „Angebote der Gesundheitsförderung und eine zielgruppengerechte Aufklärung über die Zusammenhänge der Gewichtsentwicklung und die Grundlagen einer ausgewogenen Ernährung“.
Das von Cem Özdemir (Grüne) geführte Ernährungsministerium erklärte, die Vereinbarung im Koalitionsvertrag müsse noch konkretisiert werden „im Hinblick auf den Anwendungsbereich, den Maßstab für einen hohen Gehalt an Zucker, Fett und Salz und das Instrument“. Dabei seien eine Reihe fachlicher und juristischer Fragen zu klären. „Dazu stehen wir bereits in engem Austausch auch mit den Gesundheits- und Verbraucherverbänden.“
Grund für die Debatte ist, dass laut Robert-Koch-Institut 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen übergewichtig sind. Durch falsche Ernährung mitbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes oder Herzinfarkt nehmen auch in Deutschland zu.
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