Adventsstreik bei Amazon: Vorweihnachtlicher Arbeitskampf
Mit einer mehrtägigen Arbeitsniederlegung in Rheinberg und Werne versucht Verdi, den Onlineversandhändler Amazon unter Druck zu setzen.
Verdi kämpft seit Jahren dafür, dass die Amazon-Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach dem Tarif für den Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Zudem fordert die Gewerkschaft einen Tarifvertrag „Gute und gesunde Arbeit“.
„Gerade in der Vorweihnachtszeit steige die Belastung der Beschäftigten massiv an“, sagte die nordrhein-westfälische Verdi-Landesfachbereichsleiterin für den Handel, Silke Zimmer. Es müssten tausende Päckchen und Pakete gepickt und gepackt werden. Hinzu kämen eine enorme Taktung und der dadurch steigende Zeitdruck. Das habe negative Folgen für die Gesundheit der Beschäftigten.
„Wir brauchen zwingend einen Tarifvertrag ‚Gute und gesunde Arbeit‘ bei Amazon“, so Zimmer. Ein Bestandteil dieses Tarifvertrags müsse ein gut ausgestatteter Gesundheitsfonds sein, über dessen Verwendung gewerkschaftliche und betriebliche Interessensvertreter mitbestimmen. Der Marktführer im Internetversandhandel verweigert bislang Verhandlungen über Tarifverträge mit Verdi.
Auseinandersetzungen einfach aussitzen
Amazon versicherte, die Pakete kämen trotz des Streiks pünktlich zu den Kunden. Die Arbeit in den Logistikzentren Rheinberg und Werne sei „ohne Einschränkungen angelaufen“, erklärte das Unternehmen. Nur ein „geringer Teil“ der Beschäftigten beteilige sich an dem Streikaufruf. Daher würden die Pakete rechtzeitig bearbeitet.
Nach Angaben des Unternehmens gibt es in Deutschland 13.000 fest angestellte Mitarbeiter in den insgesamt 13 Logistikzentren, hinzu kommen Saisonkräfte während der Weihnachtszeit. Seit rund sechseinhalb Jahren versucht Verdi mit einer Strategie der Nadelstiche, tarifvertraglich geschützte Einkommens- und Arbeitsbedingungen bei Amazon durchzusetzen.
Immer wieder ruft die Gewerkschaft daher die Beschäftigten an einzelnen oder mehreren Amazon-Standorten zu temporären Streiks auf. Doch bisher hat Verdi nicht einmal die Aufnahme von Gesprächen durchsetzen können. Mit manchesterkapitalistischem Dogmatismus will der US-Konzern die Auseinandersetzung einfach aussitzen.
Die wiederkehrenden Arbeitsniederlegungen sorgen allerdings für ein negatives Grundrauschen und beschädigen damit das Image des Konzerns. „Amazon sieht sich mittlerweile gezwungen Werbespots zu schalten, in denen die angeblich hervorragenden Arbeitsbedingungen bei Amazon gepriesen werden“, sagte Verdi-Frau Zimmer.
Das zeige, dass der Druck auf das Unternehmen ziemlich hoch sei und Amazon sich für den andauernden Protest der eigenen Beschäftigten rechtfertigen müsse. „Wir sind also auf dem richtigen Weg“, glaubt Zimmer.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist