Ada Hegerberg wieder Nationalspielerin: Der Boykott der Besten ist vorbei
Die norwegische Fußballerin Ada Hegerberg kehrt nach fünf Jahren Boykott für mehr Gleichberechtigung zurück. Es habe sich vieles verbessert.
Böse Zungen würden behaupten, Ada Hegerberg ist zurückgekehrt, weil ihr Boykott schlicht niemanden außerhalb des norwegischen Verbandes mehr interessiert hat. Abwesenheit ist ein mächtiges Instrument, hat aber auch ein Ablaufdatum: Der streikenden Person fehlt zunehmend die öffentliche Bühne für ihr Thema. So jedenfalls erging es Weltklassespielerin Ada Hegerberg in ihrem Streit mit dem norwegischen Verband. Fünf Jahre kehrte die Weltfußballerin des Jahres 2018 ihrem Nationalteam den Rücken, seit 2017 boykottiert sie Einsätze für die norwegische Elf wegen fehlender Gleichberechtigung mit dem Männerteam.
Sorgte das erst noch für große Schlagzeilen, vor allem zur WM 2019, fand die Öffentlichkeit sich irgendwann damit ab. Zur feministischen Ikone des Turniers wurde nicht die abwesende Hegerberg, sondern die anwesende Megan Rapinoe. Und doch, auch der leisere Weg Hegerbergs war offenbar ein erfolgreicher.
Vor einigen Tagen hat Hegerberg, die zuletzt wegen einer fast zwei Jahre währenden Verletzungsodyssee aus dem Rampenlicht geriet, ihren Boykott beendet. „Ich habe 2017 eine Entscheidung getroffen, die ich nicht bereue. Aber ich hatte in den letzten zwei Jahren viel Zeit, über viele Aspekte meines Lebens nachzudenken.“ Gegenüber dem Guardian nennt sie als Motiv für ihre Rückkehr unter anderem die neue Präsidentin und Ex-Spielerin Lise Klaveness an der Spitze des Verbands; eine Person, die Hegerberg gut kennt.
„Viel Wandel und neue Leute“
„Wir hatten lange Diskussionen und wir haben zu einem gewissen Grad dieselbe Vision für den Fußball. Sie ist sich sehr bewusst, welche Probleme wir damals hatten, auf die ich 2017 hingewiesen hatte, deshalb war es erleichternd, mit ihr zu sprechen. Sie hat mir klargemacht, dass es seitdem viel Wandel im System gegeben hat, neue Leute, die für Bewegung gesorgt haben.“
Auch die langen Verletzungen hätten sie verändert, so Hegerberg, und ihre Sehnsucht verstärkt. Nun könne sie in Zusammenarbeit mit dem Verband mehr bewirken als gegen ihn. Die charismatische Stürmerin legt Wert auf die Feststellung, dass es keinen Forderungskatalog ihrerseits gegeben habe. Es gehe ihr um die grundsätzlichen Bedingungen und die Möglichkeit, zu kritisieren und Gehör zu finden. Davon kann der Fußball nur profitieren. Für die EM in England kehrt eine Spielerin zurück, die gereift ist und unbequem sein wird. Und das Instrument Boykott offenbar erfolgreich eingesetzt hat.
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