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Absturz der US-Drohne nahe der KrimNicht auf den Leim gehen

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Was auch immer zum Absturz der US-Drohne geführt hat – Washington agiert besonnen und hat klargemacht, dass es der Angstmacherei Putins gewachsen ist.

US-Drohne vom Typ MQ-9. Eine solche ist mit einem russischen Kampfjet zusammengestoßen Foto: US Air/imago

W as da ganz genau am Dienstag im Himmel über dem Schwarzen Meer passiert ist, bleibt vorläufig ungewiss. Russland und die USA geben jeweils sehr unterschiedliche Versionen vom Geschehen, das schließlich zum Absturz einer US-Überwachungsdrohne führte.

Es ist recht offensichtlich, dass insbesondere die US-Regierung keinerlei Interesse hat, den Vorfall öffentlich so zu beurteilen, dass eine auch militärische Antwort notwendig wäre. Zwar ist der russische Botschafter in Washington einbestellt worden, und auch die US-Botschafterin in Moskau hat eine Protestnote hinterlassen, in der den russischen Kampfjets fahrlässiges und unprofessionelles Verhalten angelastet wird. Das bleibt weit dahinter zurück, Russland vorzuwerfen, nunmehr die direkte militärische Konfrontation mit den USA zu suchen.

Tatsächlich hat US-Präsident Joe Biden überhaupt kein Interesse daran, nur den leisesten Anschein zu erwecken, der Krieg könne auch außerhalb der ukrainischen Grenzen außer Kontrolle geraten. Auf republikanischer Seite mehren sich zwar die Stimmen, die ein Ende der US-amerikanischen Unterstützung für die Ukraine fordern. Solange der Krieg in der Ukraine bleibt, kann Biden im Kongress dennoch auf überparteiliche Unterstützung setzen. Eine Eskalation über dem Schwarzen Meer wäre hingegen Gift.

Ob die russischen Jets die Drohne zum Absturz gebracht haben oder nicht, ist unklar. Dass sie sie bedrängt haben, bestreiten sie jedoch gar nicht – mit der wiederum von Washington bestrittenen Begründung, die Drohne habe sich zu nahe an der Halbinsel Krim befunden und nicht mehr über internationalen Gewässern. Mag sein, dass sich in den nächsten Tagen herausstellt, was stimmt. Wenn es ein Test gewesen sein sollte, wie die USA reagieren – was zur russischen Provokationspolitik durchaus passen würde –, dann hat Washington mit der besonnenen Haltung klargemacht, dass es der Angstmacherei Putins vor dem dritten Weltkrieg so leicht nicht auf den Leim geht.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org

18 Kommentare

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  • "Eine besonnene Reaktion der USA", stimmt, aber fürchtet der Autor nicht, dass es zu einem bewaffneten Konflikt zwischen den USA und Russland kommen könnte, wenn solche Zwischenfälle zunehmen?

  • Fragt sich nur was eine US Aufklärungsdrohne 1000 Kilometer von den USA dort zu suchen hat?Würden die Diskussionen auch so sein,wenn eine russische Drohne vor Kalifornien fliegt ?

    • @Karl61:

      Die USA hat sich in einem Vertrag (mit Russland gemeinsam übrigens) dazu verpflichtet, die Ukrainischen Grenzen zu garantieren.

      Man könnte viel eher fragen, ob die USA (GB auch), in Anbetracht der russischen Anexionen von ukr. Territorium seit 2014, nicht zu wenig getan haben, um ihren Verpflichtungen gerecht zu werden.

  • Provokation und Eskalation kommt in der Tat nicht aus Westen.

  • 0G
    06438 (Profil gelöscht)

    Video des russischen Angriffs auf eine amerikanische Aufklärungsdrohne über dem Schwarzen Meer

    Quelle : US - Verteidigungsministerium



    www.tickaroo.com/w...60399d121faee52fe9

  • Die Reaktion muss spürbar sein ohne gleich extrem zu werden. Ein paar Raketen für die Ukraine mit der sie Flugfelder auf der Krim beschießen kann sollten Russland ein klares Signal senden. Erfolgt keine Reaktion könnte Russland mittelfristig meinen auch bemannte Flugzeuge abschießen zu können ohne Reaktion.

    • @Machiavelli:

      Es sei daran erinnert, dass durch den russ. provozierten Einschlag von Raketentrümmern auf poln. Gebiet (EU und NATO) bereits zwei Menschen erschlagen wurden; die westl. Reaktionen waren nahezu wortgleich, Umstände dabei deutlich brisanter. Das mittelfristig würde ich streichen, Putin hat diesen Braten so lange gerochen, es ist doch im Prinzip dasselbe Spiel seit Jahren. Und die absehbare Nichtreaktion, nicht erst ab 2014, die Berechenbarkeit und völlig übertriebene Ängstlichkeit war Einladung und ist einer der Hauptauslöser dieses furchtbaren Krieges überhaupt. Sie könnten ihnen übrigens auch ein paar dieser Drohnen überlassen, es steht wohl außer Frage dass die Ukrainer sie dringend brauchen, während der genaue Zweck solcher sinnfreien US-Stunts mir nicht einleuchtet. Die Drohne offenbar ohne Transpondersignal, was nat. immer gefährlich ist, sowieso in unmittelbarer Nähes eines Kriegsgebiets, und dann ist das auch keine reine Aufklärungsdrohne, wie z.B. der Global Hawk. Der ist dort auch im Einsatz, das bedarf keiner Erklärung, geschweige denn Rechtfertigung. Aber das hier ist eine Waffe. Wofür? Viel provokanter wird's nicht und auf dem Lieferweg in die Ukraine war sie auch nicht. Von wegen Raketen! Die USA haben mit den Wahlen im nächsten Jahr ihre eigene, praktische Offramp, und Putin freie Fahrt. Da muss der keinen Luftkrieg mehr anfangen. Aber weil er das natürlich am besten weiß und sich mächtig stark fühlt, will er das jetzt noch mal zeigen.

  • Inzwischen gibt es Videoaufnahmen des Zwischenfalls, die die US-Version vom Geschehen bestätigen.

    Der russische Kampfjet wollte (zweimal) die Drohne mit Treibstoff besprühen und ist beim zweiten Versuch mit dieser kollidiert.

  • So lange noch nicht klar ist, was wirklich passiert ist, sollte man sich mit Bewertungen und Zuschreibungen zurückhalten.

    Es handelt sich um Kriegsparteien mit jeweils eigenen Zielen.



    Ich sehe nicht, wo in diesem Thema einseitig "Provokation und Angstmacherei" betrieben wird.



    Ich verstehe auch nicht, warum die einseitig amerikanische und journalistisch nicht überprüfbare Aussage von "fahrlässigem und unprofessionellem" Verhalten zigfach wiederholt wird. Hat das ein spezielles Ziel?



    Zumal ich für diesen Vorwurf noch keine Begründung gehört habe.



    Eine Kriegsdrohne im Krieg vom Himmel zu holen, ist doch per se keines von beidem.

    Fällt denn niemandem auf, dass seit gut einem Jahr Russen wieder als tendenziell dumm, roh und ein wenig unbemittelt dargestellt werden?

    Auch wenn man den Krieg in der Ukraine verurteilt, rate ich dennoch zu einem zurückhaltenderen sachlichen Journalismus, denn irgendwann muss man mit dem Gegner womöglich verhandeln und anschließend möchte man eine Friedensordnung gestalten.

    Außerdem darf nie in Vergessenheit geraten, dass man immer selbst einen Balken im Auge hat auch wenn man den



    Splitter im Auge des Anderen entdeckt!

    • @TTT:

      "Eine Kriegsdrohne im Krieg vom Himmel zu holen, ist doch per se keines von beidem."

      Zunächst mal ist eine AUFKLÄRUNGSdrohne keine Kriegswaffe, und ob ein Reaper Raketen mitführt oder nicht, kann man auf den ersten Blick erkennen. Zum Zweiten führt Russland seinen Krieg (den es selbst nicht mal so nennen will) gegen die Ukraine, nicht gegen die USA .

      "Fahrlässig und unprofessionell" bezieht sich darüber hinaus nicht auf die mangelnde Rechtfertigung des Abfangmanövers, sondern auf die Ausführung: Die Jäger sind, um die Drohne durch verspritzen Treibstoff zu behindern, offenbar näher an sie herangeflogen, als ihre fliegerischen Fähigkeiten für eine KONTROLLIERTE Behinderung erlaubten. Ein sorgfältiger, professionell agierender Pilot fliegt solche Manöver nicht.

      Hintergrund: In SEHR vielen Szenarien, die Militärs immer wieder durchspielen, entstehen große Konflikte durch genau solche übermütigen und dann schlecht ausgeführten Aktionen in der Grauzone zu hitzigen Zeiten. Sowjets/Russen und USA haben Katz-und-Maus-Spielchen wie so einen Drohnenflug und deren Abfang die letzten sieben Jahrzehnte über nahezu konstant miteinander gespielt. Also müssten die russischen Piloten eigentlich wissen, wie weit sie gehen können, damit so etwas NICHT passiert.

    • @TTT:

      "Fällt denn niemandem auf, dass seit gut einem Jahr Russen wieder als tendenziell dumm, roh und ein wenig unbemittelt dargestellt werden?"



      Seit mehr als sechs Jahren verhält sich die russische Regierung dumm, roh und unterbemittelt. Da fällt es nicht schwer, das auch darzustellen.



      Auch ist nur Russland Kriegspartei und der Vorfall ereignete sich über internationalen Gewässern und war einige hundert Kilometer von Russland entfernt.



      Die Krim gehört völkerrechtlich immer nur zur Ukraine!

  • Herr Pickert, ist die Meldung vom Absturz der US-Drohne denn nun wirklich einen Kommentar wert?



    Ich meine, es ist hinlänglich bekannt, dass Putin Provokation und Angstmacherei betreibt, um uns damit irgendwie zu beeindrucken. Es wäre doch gelacht, wenn die USA auf diese Versuche der russischen Propaganda NICHT souverän und professionell reagieren würden. Nichts anderes erwarte ich vom politischen Personal der führenden Supermacht. Wenn nicht, würde ich mir schon die Frage stellen, ob unser Land dem richtigen Militärbündnis angehört.



    Viel wichtiger wäre es - im Hinblick auf die bevorstehenden US-Wahlen -, weiter zu beobachten, was sich da an Stimmungsumschwung im republikanischen Lager und möglicherweise der Bevölkerung zusammenbraut.

    • @Abdurchdiemitte:

      Guter taz-Artikel zur Einordnung des Vorgangs. Das Putin-Spiel mit dem Weltkriegs-Angstszenario, mit dem ja auch eine Minderheit in Deutschland argumentiert, finde ich wichtiger, als das Kaffeesatzlesen vor einer Wahl jenseits des Atlantiks ...

      • @Christian Lange:

        Eine Frage der Perspektive.

    • @Abdurchdiemitte:

      Es ist durchaus möglich, mehrere Themen parallel zueinander im Blick zu behalten, oder nicht?

      • @Markus Wendt:

        Ja, sicher, es geht aber um die Frage der Priorisierung … wenn fest steht, dass Putin sowieso keinen dritten Weltkrieg vom Zaun brechen wird (um es mal platt zu formulieren), muss man sich wohl über solche Vorfälle wie jetzt über dem Schwarzen Meer weniger Gedanken machen.



        Ganz nebenbei: ich gehöre nicht zu denjenigen, die überhaupt keine Eskalationsgefahr in diesem Krieg sehen, es ist nur die Frage, ob solche Ereignisse zum sprichwörtlichen Funken werden können, um das Pulverfass zum Explodieren zu bringen … aber die Besonnenheit der US-Führung in dieser Situation habe ich schließlich lobend hervorgehoben. Aber es ist auch kein Plädoyer für Sorglosigkeit.



        Ich mag mir lieber nicht ausmalen, wie ein Trump reagieren würde, wäre wer Präsident der USA.

      • @Markus Wendt:

        Ein ‚paralleles Thema‘ wäre Einsatzgrund und Drohnentyp zu nennen, Folgendes wird es hoffentlich nicht gewesen sein…



        „Weltweit gibt es mehr als 22.000 zivile Opfer durch Drohnenangriffe des US-Militärs“ (Journalistin Natalie Amiri bei SWR2)

        • @guzman:

          Nebelkerze. Ob so ein Reaper bewaffnet daherkommt oder nicht, kann man ganz prima feststellen, OHNE komplett auf Tuchfühluing zu gehen und eine Zusammenstoß zu riskieren. Etwaige Raketen oder Bomben hängen dann nämlich sehr gut sichtbar unterm Flügel.