Abstimmung der EU-Umweltminister:innen: Verbrenner-Aus könnte kippen
FDP und Grüne streiten über das Ende für Autos mit Verbrennerantrieb. Wie Deutschland beim EU-Umweltministerrat abstimmt, ist offen.
Für das Scheitern des Verbots ab 2035 würde schon eine deutsche Enthaltung reichen. Gebraucht wird nämlich eine qualifizierte Mehrheit unter den 27 Mitgliedsländern. Ohne das größte EU-Land würde jedoch die damit verbundene Schwelle von mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung verfehlt, die dem Vorschlag zustimmen müssen. Bisher haben sich Italien, Bulgarien, Rumänien, Portugal und die Slowakei gegen das Verbrenner-Verbot ausgesprochen. Sie fordern mehr Zeit – statt wie geplant 2035 soll das Aus erst 2040 kommen. Allerdings verfügen sie nicht über genügend Stimmanteile, um den Vorschlag zu Fall zu bringen. Dafür brauchen sie Deutschland.
In der Ampelregierung ist ein heftiger Streit darüber entbrannt. Die FDP will dem Aus nur zustimmen, wenn es Ausnahmen für Fahrzeuge gibt, die nur mit synthetischen Kraftstoffen betankt werden können. Das will Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) nicht. Bis Redaktionsschluss hatte sich die Regierung auf keine Position geeinigt.
Dass ausgerechnet Europas „Autoland“ den Ausschlag gibt, hat viele in Brüssel überrascht. Schließlich hat sich Berlin immer wieder für das Verbrenner-Aus ausgesprochen. Es gehe hier nicht nur um Klimaschutz, sondern auch um das Prinzip der Technologieoffenheit, sagt die FPD-Politikerin und Vizepräsidentin des Europaparlaments, Nicola Beer. Zur Erreichung der EU-Ziele müssten auch synthetische Kraftstoffe erlaubt werden. Setzt sich die FDP durch und der Vorschlag fällt am Dienstag durch, ist noch nicht aller Tage Abend: Danach müssen sich Rat, Parlament und Kommission noch im sogenannten Trilog einigen. Wenn sich die EU-Staaten auf eine Verschiebung des Verbrenner-Verbots einigen, kann das Parlament dieses wieder kassieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen