Ablehnung der Ehe für alle: US-Standesbeamtin inhaftiert
Homosexuellen will sie keine Trauscheine ausstellen. Dafür wurde US-Standesbeamtin Kim Davis eingesperrt – was sehr unterschiedliche Reaktionen auslöste.
Davis wurde örtlichen Medienberichten zufolge am Donnerstag aus dem Gerichtssaal abgeführt, nachdem die der Apostolischen Kirche angehörige Frau dem Richter gegenüber angab, eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare sei gegen ihren Glauben. Bundesrichter David Bunning sagte laut dem Sender ABC, Davis werde freigelassen, wenn sie sich an die Anordnungen halte, auch Trauscheine für schwule und lesbische Paare auszustellen.
In einem historischen Urteil hatte der Supreme Court Ende Juni die Ehe für alle überall in den Vereinigten Staaten erlaubt. Die Obersten Richter erklärten Verbote von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in einer Reihe von Bundesstaaten für verfassungswidrig. Der Widerstand gegen die Ehe für alle ist in konservativ geprägten Gegenden im Mittleren Westen und im Süden der USA aber weiter groß.
Kentuckys Gouverneur hatte im Juli alle Standesbeamten in seinem Bundesstaat angewiesen, sich dem Urteil zu fügen. Davis setzte sich über die Anordnung hinweg und berief sich dabei auf ihren christlichen Glauben. Ein Bundesrichter befand allerdings, dass religiöse Überzeugungen sie nicht von ihren Amtspflichten entbinden. Zuletzt scheiterte Davis am Montag mit ihrem Einspruch vor dem Supreme Court.
„Mach‘ Deinen Job!“
Doch die Standesbeamtin blieb uneinsichtig. „Mein Glaube kann von mir nicht losgelöst werden“, sagte sie am Dienstag, als sie homosexuellen Paaren erneut die Trauung verweigerte. „Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des jüngsten Gerichts kommt.“
Vor dem Gerichtsgebäude in Ashland versammelten sich am Donnerstag Befürworter und Gegner der Ehe für alle. Einige riefen „Bleib stark“, während andere skandierten „Mach‘ Deinen Job!“
Davis ist zu einem Symbol für den Kampf zwischen Moderne und Konservatismus in den USA und zwischen dem verfassungsrechtlich verankerten Recht auf freie Religionsausübung und anderen Gesetzen geworden. Sie selbst sagt, sie habe keine Vorurteile, aber ihr Glaube übertrumpfe alles. „Ich liebe meinen Herrn und muss ihm und dem Wort Gottes gehorsam sein“, sagte Davis. Für sie gehe es nicht um eine Frage zur Homosexualität, sondern „um Ehe und das Wort Gottes“.
Sie ist eine „Wiedergeborene“
Kritiker werfen Davis Bigotterie und Scheinheiligkeit vor, da sie selbst drei Mal geschieden und nun zum vierten Mal verheiratet sei. Das war allerdings bevor Davis vor vier Jahren den evangelikalen Christen beitrat, die sich als „Wiedergeborene“ ansehen.
Davis‘ starre Haltung rief auch mehrere republikanische Präsidentschaftsbewerber auf den Plan, die sich selbst und andere US-Christen oft als von einer säkularen, „politisch korrekten“ Gesellschaft verfolgt bezeichnen. „Heute hat die Regierung zum ersten Mal überhaupt eine Christin festgenommen, weil sie nach ihrem Glauben lebte“, erklärte der Senator von Texas, Ted Cruz.
Der einstige Baptistenprediger Mike Huckabee sprach von einer „Kriminalisierung des Christentums in diesem Land“. Auch die Präsidentschaftsbewerber Scott Walker und Rand Paul sprachen Davis Unterstützung aus.
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