piwik no script img

Abitur wegen IT-Problemen verschobenKritik nach Abi-Panne in NRW

Nach Computer-Problemen wurden in NRW die Abschlussprüfungen verschoben. Der Druck auf Landesbildungsministerin Dorothee Feller wächst.

Durchgefallen: NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) steht unter Druck Foto: Federico Gambarini/dpa

Düsseldorf dpa | Nach der Verschiebung der Abiturklausuren wegen einer Technikpanne in Nordrhein-Westfalen steht die NRW-Schulministerin Dorothee Feller in der Kritik. Sie hat für Mittwoch zu einer Pressekonferenz eingeladen. Angekündigt wurde lediglich ein „Pressegespräch zum Zentralabitur“ – auf die massive Panne ging die CDU-Politikerin in der Einladung nicht ein. Die für Mittwoch geplanten Abiturklausuren in Nordrhein-Westfalen waren wegen massiver technischer Probleme am Dienstagabend kurzfristig auf Freitag verschoben worden.

Viele Lehrer hätten in den Schulen bis zum Abend auf den Download der Klausur-Aufgaben gewartet, bis dieser dann schließlich doch abgesagt worden sei. „Schüler und Lehrer sind zum Teil richtig sauer“, sagte die Landesvorsitzende des Philologenverbandes NRW, Sabine Mistler.

„Wir erwarten vom Ministerium eine belastbare und schnelle Kommunikation, statt die Lehrkräfte bis weit nach 19 Uhr in den Schulen warten zu lassen“, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft GEW. Viele Lehrer seien jetzt verunsichert. Die „schlechte Kommunikation“ der Schulministerin sei dramatisch, sagte der SPD-Schulexperte der oppositionellen SPD, Jochen Ott, der Aachener Zeitung.

„Die Störung und kurzfristige Verschiebung der Abiturklausuren ist außerordentlich ärgerlich“, hatte auch die CDU-Politikerin eingeräumt. Schließlich hätten sich die Abiturientinnen und Abiturienten intensiv auf ihre Prüfungen vorbereitet. Die technische Störung habe aber den Download der Prüfungsaufgaben verhindert, so dass die Schulen die Aufgaben nicht rechtzeitig bekommen konnten.

Kein Testlauf für den Download

Betroffen waren die Prüfungsfächer Biologie, Chemie, Ernährungslehre, Informatik, Physik und Technik. Der landesweite Download für die Schulen war am Dienstag vom Ministerium um 12.00 Uhr geöffnet worden. Bei viele Schulen klappte er aber nicht.

Das Ministerium werde die Störung gemeinsam mit dem externen Dienstleister „intensiv aufarbeiten“, versprach die Ministerin. Es gehe darum, „die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, damit die Prüfungen an den Folgetagen störungsfrei durchgeführt werden können“.

Der Präsident des Lehrerverbandes NRW, Andreas Bartsch, kritisierte in der Rheinischen Post (Mittwoch), dass das Schulministerium den IT-Dienstleister gewechselt habe und viele Schulleiter darüber verärgert seien, dass es keinen Testlauf für den Download gegeben habe. Der Wechsel des Dienstleisters habe zudem ohne Beteiligung von Schulvertretern stattgefunden, der mehrfache Hinweis darauf, das System frühzeitig zu testen, sei ignoriert worden.

Die Jugendorganisation der FDP, Junge Liberale (Julis), forderte die Landesregierung auf, Klarheit zu schaffen. „Wenn sich bewahrheitet, dass das Ministerium unzureichend vorbereitet war, muss man deutlich sagen, dass Minister schon für weniger zurückgetreten sind“, teilte der Landesvorsitzende Alexander Steffen am Abend mit.

Es müsse nun sehr gründlich geprüft werden, woran es gelegen habe, forderte auch Mistler vom Philologenverband. Denn am Mittwoch beginne bereits wieder der Download für die regulären Abitur-Prüfungen am Donnerstag.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

8 Kommentare

 / 
  • Viel schlimmer ist doch, dass der Termin dann spontan genau auf den Tag gelegt wurde, an dem lange zuvor ein Bahnstreik angekündigt war und das muslimisch"Zuckerfest" anstand.



    Dies spricht doch wieder für Unfähigkeit mit IT umzugehen und v.a. für die immense Ignoranz im Schulsystem, das so ausgelegt ist, dass sich weder Schüler, noch Eltern überhaupt rechtlich wehren könnten, geradezu eine Blackbox.

  • Anscheinend ist das Internet für die CDU immer noch "Neuland" ...

  • Gott, ist das Versagen bodenlos:



    - kein "Plan B"



    - keine Krisenkommunikation



    - Keiner ist verantwortlich



    - Keiner wird den Hut nehmen

    Aber wetten, die "IT-Dienstleister" haben gut verdient ?



    (Um nicht zu sagen allerbestens! verdient)

    Ich frage mich, wie diese Entscheider:innen sowas Komplexes wie ein Staatsgebilde führen wollen wenn selbst solche Trivialitäten wie ein sicherer Download nicht gelingen.

    Und Pannen bei den Abiturprüfungen gehören ja im Grunde schon zur Tagesordnung.

  • Gut, dass es nur "technische Störungen" waren und nicht etwa die Unfähigkeit der Bildungsministerin Dorothee Feller und ihrer Experten. Zum Glück können die Klausuren schon kommenden Freitag nachgeholt werden. Der Zeitpunkt ist gut gewählt, bekanntlich findet an diesem Tag ein landesweiter Bahnstreik statt. Außerdem beginnt zeitgleich das Zuckerfest - da freuen sich doch alle muslimischen Schüler und Schülerinnen.

  • Unglaubliche Schlamperei



    Ich empfinde diese IT-Panne als eine unglaubliche Schlamperei und als unnötige zusätzliche Belastung den Abiturienten gegenüber. So was darf einfach nicht passieren.



    So einem Staat, der nicht einmal einen gesicherten und zuverlässigen Download zu Stande bekommt, soll man seine Patientendaten in der neuen elektronischen Gesundheitskarte (eGK) anvertrauen - niemals.

  • Nichts Neues aus dem Schulministerium. Man könnte meinen, es lastet ein Fluch auf diesem Haus, oder liegt es womöglich daran, dass niemand, der noch halbwegs bei Verstand ist, sich diesen Job antun will?

    • @petermann:

      Die Gründe sind vielfältig. Ein wichtiger Grund ist, dass fähige IT-Kräfte in der freien Wirtschaft erheblichst besser verdienen. Ein weiteres Problem ist das Beschaffungswesen. Bis man einen neuen Server endlich genehmigt bekommt, ist er schon längst wieder veraltet. Manchmal bedeutet Auschreibung eben auch Verzögerung und Stillstand.

  • Die Frau sieht aus, wie die des Plagiats überführte ehemalige Bildungsministerin aus Ba-Wü (aus NRW stammend und dort auch plagiiert), die dann auch noch Forschungsministerin unter Merkel wurde und gegen den Prozess der Plagiatsüberführung meinte klagen zu müssen. Zuletzt blieb ihr nur der Rücktritt. Der Lack der Regierung Wüst bröckelt gewaltig, Schein wider Sein im bevölkerungsreichsten Land.