29-Euro-Ticket in Berlin: Totgesagte leben länger
Das 29-Euro-Ticket in Berlin wird zwar abgeschafft. Abonnenten können das Angebot nun aber doch bis Vertragsende nutzen – und das sogar bundesweit.
Ein zweites vorweihnachtliches Geschenk hat das Haus von Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) für die über 200.000 Abo-Kund:innen gleich obendrauf gepackt: Nach der Abwicklung des „Berlin-Abos“ im 1. Quartal 2025 können die Ticket-Inhaber:innen nicht mehr nur – wie bislang – im Tarifbereich AB für 29 Euro im Monat unterwegs sein, sondern für den gleichen Preis bundesweit den Nahverkehr nutzen.
So sie nicht ihr Sonderkündigungsrecht ziehen, wechseln die Abonnent:innen nach und nach automatisch ins Deutschlandticket. Das kostet ab Januar zwar eigentlich 58 Euro pro Monat. Die Differenz in Höhe der ebenfalls 29 Euro übernimmt bis zum Ende der jeweiligen „Berlin Abo“-Laufzeit aber fortan einfach das Land Berlin, so die Verkehrsverwaltung.
Das 29-Euro-Ticket war erst im Juli dieses Jahres eingeführt worden. Es war vor allem ein Projekt der Hauptstadt-SPD, die es gegen alle Kritik an den damit verbundenen und zur Gänze von Berlin zu tragenden Millionenkosten bei gleichzeitiger ökologischer Unwirksamkeit in der Koalition durchzudrücken wusste. Im Etat der Verkehrsverwaltung waren 300 Millionen Euro im Jahr dafür vorgesehen.
Herzensprojekt der Hauptstadt-SPD
Auch wenn dieser Betrag ohnehin nicht komplett ausgeschöpft worden wäre, weil die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen blieben: Im Zuge der jüngsten schwarz-roten Sparrunde für 2025 war Schluss mit lustig. Das insbesondere von SPD-Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey hochgejubelte „Herzensprojekt“ wurde durch die Haushälter:innen offiziell beerdigt. Vor wenigen Tagen wurde dann auch der Verkauf eingestellt.
Doch Totgesagte leben manchmal eben länger. Und abgeräumt ist mit Blick auf die Ausgestaltung der Trauerfeier auch die Diskussion zwischen den Befürworter:innen eines harten Schnitts in der CDU und den Ticket-Freund:innen in der SPD. Bisher hieß es zwar auch, dass geplant sei, die Kund:innen einfach aufs Deutschlandticket umzubuchen. Neu ist gleichwohl, dass das Land Berlin mit seinem desaströsen 3-Milliarden-Haushaltsloch das Ganze munter weiter subventioniert.
Da die Zahl der Kündigungen angesichts des nun tatsächlich attraktiven Angebots gering ausfallen dürfte, die ersten Abos aber auch erst Ende Juni und die letzten sogar Ende Dezember 2025 auslaufen, kommt auf den Landeshaushalt noch einiges zu. Allein im September summierten sich die Ausgleichszahlungen an die Verkehrsunternehmen für das 29-Euro-Ticket auf 6,2 Millionen Euro.
Nach taz-Informationen geht man in der Verkehrsverwaltung davon aus, dass der Zuschussbedarf für die vermutlich mehr als 200.000 Berliner Neukund:innen des Deutschlandtickets deutlich geringer ausfällt, weil sich die zusätzlichen Kosten auf das Land und den Bund verteilen. Der ursprünglich anvisierte größere Einspareffekt durch die Rückabwicklung des „Giffey-Abos“ ist trotzdem Makulatur.
Und klar ist, dass die Verkehrsverwaltung für die jetzt gefundene Lösung an anderer Stelle wird sparen müssen. Denn das hatte die Koalition zuletzt mehr als einmal deutlich gemacht: Keine Senatsverwaltung wird für 2025 mehr Geld bekommen. Allein Verkehrssenatorin Bonde soll mit dem Verzicht auf gut 700 Millionen Euro und damit rund 18 Prozent ihres Jahresetats zur Sanierung des Haushalts beitragen.
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