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2,35-Millionen-Euro-ZuwendungNeue Spendenaffäre bei der AfD

Verdacht auf illegale Parteienfinanzierung: Das Geld für eine AfD-Plakatkampagne kam wohl vom Immobilienmilliardär Henning Conle – verdeckt mal wieder.

Hässlich und teuer: Diese Plakatkampagne für die AfD soll 2,35 Millionen Euro gekostet haben und eine illegale Parteispende sein Foto: Markus Matzel/imago

Berlin taz | In Berlin sorgte er mit spekulativem Leerstand seiner Häuser für die Verschärfung der sozialen Frage, nun unterstützt er offenbar mit 2,35 Millionen Euro die autoritär-nationalradikale AfD: Der Immobilienmilliardär Henning Conle soll hinter der dubiosen Großspende von 2,35 Millionen Euro an die AfD stecken – und sie war als verdeckte Spende mutmaßlich illegal. Es wäre nicht das erste Mal, dass Conle und die AfD gemeinsam in eine Spendenaffäre verwickelt wären.

Der Spiegel und der österreichische Standard berichteten am Dienstagabend über den Verdacht, dass der bei der Bundestagsverwaltung angegebene Spender Gerhard Dingler nur ein Strohmann sein könnte. Der ehemalige FPÖ-Landespolitiker aus Vorarlberg soll demnach laut österreichischen Sicherheitsbehörden vor seiner Spende eine Schenkung in Höhe von 2,6 Millionen Euro von Conle erhalten haben. Der Deal soll über die Raiffeisenbank Montfort gelaufen und vertraglich festgehalten worden sein. Die Bank habe erklärt, dass Dingler angegeben habe, es sei um ein Immobilienprojekt gegangen.

Mit besagten 2,35 Millionen Euro sei dann aber der Großteil des Geldes in eine auf Plakatwerbung spezialisierte Firma in Köln geflossen, die ASS Werbe GmbH. Und die erstellte daraufhin 6.000 Plakate mit Wahlwerbung für die AfD, die bundesweit aufgehängt wurden.

Inhaltlich ist die Kampagne unterste Populistenschublade [Passt doch zur AfD; d. säzzer]. Mit unterkomplexen Wutbürger-Sprüchen werden CDU/CSU und Rot-Grün mit Vorwürfen überhäuft: „Arbeitsplätze vernichten“, „Asylbetrug“, „Teuerung und Stromkosten“. Darunter sind die Plakate in gelber Warnfarbe jeweils mit „Deshalb AFD! Die bürgerliche Alternative“ unterschrieben.

Nicht mal der Name ist richtig

So ganz zufrieden war man innerhalb der AfD mit der optisch eher schlichten Kampagne vor allem deshalb nicht, weil sie sich stilistisch deutlich von der eigenen Parteiwerbung abhebt. Trotzdem stimmte der Bundesvorstand um Alice Weidel dafür, die Sachspende anzunehmen, obwohl sogar der Parteiname auf den Plakaten nur in Versalien und somit falsch geschrieben ist.

In Österreich gibt es wegen des Vorgangs nun Ermittlungen wegen mutmaßlicher Geldwäsche und verdeckter Parteienfinanzierung. Das österreichische Bundeskriminalamt sowie die dortige Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst seien involviert, heißt es in den Medienberichten.

Auf Anfrage der taz, inwiefern es Ermittlungen gegen Dingler und die AfD gebe, bestätigte der in Feldkirch zuständige Staatsanwalt Heinz Rusch, dass dort eine Anzeige wegen des Verdachts der Geldwäsche eingegangen sei. Der Sachverhalt werde derzeit geprüft. Konkrete Namen wollte der Staatsanwalt allerdings nicht bestätigen. Gut möglich, dass die Anzeige von der Bank kam. taz-Anfragen an das deutsche Bundeskriminalamt, das Innenministerium und die für Parteispenden zuständige Bundestagsverwaltung blieben bislang unbeantwortet.

Die AfD bestreitet unterdessen, gewusst zu haben, dass die Spende nicht von Dingler stammen soll. „Der Spender hat im Vorfeld auf Nachfrage der Bundespartei mitgeteilt, dass die Spende aus seinem eigenen Vermögen stammt und insbesondere nicht im Auftrag von Dritten erfolgte“, teilte ein Sprecher Weidels mit. Bundesschatzmeister Carsten Hütter gab sich kooperativ und versprach „eventuell ermittelnden Behörden vollste Transparenz und Mitarbeit“.

Der nächste AfD-Spendenskandal mit Conle?

Verdeckte Spenden, sogenannte Strohmannspenden, sind laut Parteiengesetz verboten. Sollte sich der Verdacht erhärten, drohten der AfD Strafzahlungen in dreifacher Höhe der unzulässigen Spende, also rund 7 Millionen Euro.

Normalerweise darf eine Spende nicht angenommen werden, wenn ein Verdacht auf Unrechtmäßigkeit besteht. Entscheidend ist dabei, ob die AfD zum Zeitpunkt der Annahme Kenntnis von den Unregelmäßigkeiten hatte oder nicht.

Im Zusammenhang mit einer verdeckten Spende von Henning Conle hatte die AfD schon einmal hohe Strafzahlungen zahlen müssen – damals waren es allerdings „nur“ rund 400.000 Euro. Dabei ging es um 132.000 Euro, die 2017 im Bundestagswahlkampf mit dem Betreff „Wahlkampfspende Alice Weidel Socialmedia“ auf dem Konto ihres AfD-Kreisverbandes Bodenseekreis gelandet waren. Das Geld war über Strohleute geflossen, den tatsächlichen Geldgeber Conle ermittelten erst das LKA Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft Konstanz.

Die Parteienrechtlerin Sophie Schönberger sagte der taz, die AfD dürfe das Geld diesmal wohl behalten, wenn sie denn tatsächlich nicht erkennen konnte, dass die Spende von jemand anderem kommt. Denn nachträgliche Rückzahlungen sind in diesem Fall nicht vorgesehen. Im Rechenschaftsbericht müsste die AfD dann aber den richtigen Spender angeben. „Wenn sie die Sachspende ‚zurückgeben‘ wollen würde, um ganz sicherzugehen, müsste sie den entsprechenden Geldwert an die Bundestagsverwaltung zahlen“, so Schönberger.

Conle hat einen Ruf als „Mieterschreck“

Lobbycontrol forderte Aufklärung und eine stärkere und unabhängige Aufsicht mit eigenen Ermittlungskompetenzen. Ebenso forderte die NGO erneut einen Parteispendendeckel, der solche „fragwürdigen Finanzierungskonstruktionen erheblich erschweren“ würde.

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Der Immobilienspekulant Conle selbst gilt wie viele Superreiche als schwer zu fassendes Phantom. Er stammt aus einer Duisburger Familie, die mit öffentlich gefördertem sozialem Wohnungsbau zu Reichtum gekommen ist und schon häufiger unter Korruptionsverdacht stand. Henning Conle selbst hat sich vor allem als Miethai und Immobilienspekulant einen Namen gemacht. Heute soll er in Zürich und London Wohnsitze haben sowie eine Holding im Steuerparadies Liechtenstein – das übrigens direkt an das österreichische Bundesland Vorarlberg grenzt, wo der FPÖler Dinger herkommt. Beide haben auf Medienanfragen bislang nicht geantwortet.

Auch im Zusammenhang mit einer anderen Großspende von knapp 1 Million Euro an die AfD von Anfang 2025 besteht der Verdacht einer Strohmannspende. Diesen prüft derzeit die Staatsanwaltschaft Mühlhausen.

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18 Kommentare

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  • War da nicht auch mal was mit Spenden🙈🙉🙊äre , bei der Schwesternpartei der " C " DU ? Voll Normal 😇



    Keine X X bei denen, die lieber nehmen statt geben !

  • Die derart offensichtlichen Anti-AfD-Mätzchen so kurz vor der Wahl werden denen sicher nicht mehr schaden. Im Gegenteil. Bedauerlicherweise wurden bei dem stetigen Draufhauen versäumt sich verstärkt inhaltlich mit dieser Partei medienöffentlich auseinanderzusetzen, besonders was die wirtschaftspolitischen und sozialpolitischen Aussagen betrifft. Hinzu kommt, dass v.a. besseres Regieren das Erstarken der AfD verhindert hätte.

  • Würde ja passen, ekliger Immobilienhai spendet an die Partei der Ekligkeit. Aber mal abwarten, was rauskommt. Aber selbst wenn die AfD zahlen muss findet sich dafür sicher auch wieder jemand. Das Geld war selten ein Hort des Antifaschismus.

  • Die Frage ist, war es der AfD bekannt oder nicht. Das muss zu beweisen sein. Alles andere sind Mutmaßungen.

  • „Arbeitsplätze vernichten“, „Asylbetrug“, „Teuerung und Stromkosten“.

    Da ist "Zuversicht!", "Reiche enteignen!" Oder "Leben bezahlbar machen!" natürlich wesentlich differenzierter

  • Warum hat der das jetzt nicht wie Campact gemacht und die Plakate in seinem Namen aufhängen lassen?

  • Ein Verdacht ist immer nur ein Verdacht



    Ich mag die AfD mit Sicherheit überhaupt nicht, aber so wenige Tage vor der Wahl mit nur einem Verdacht an die Öffentlichkeit zu gehen, empfinde ich als unzulässige Manipulation der Wahl, vergleichbar mit Habecks Plagiatvorwürfen.



    Und nochmals: Die AfD ist trotz meines Kommentars hier meine persönliche Feindpartei.

    • @Hans Dampf:

      Oh nein, Wahlverzerrung! Die vielen AfD-Wähler, die Taz lesen werden nun sicher wechseln

    • @Hans Dampf:

      Das muss man nicht betonen. Selbst wenn Sie die gut finden würden, sollte man das respektieren. 60% der AfD-Anhänger sind Protestwähler und auch die Linke wird in Teilen vom VS beobachtet und will "das System" abschaffen.

  • Als asozialer Vermieter wird er gute Gründe haben, gerade Alice für Dumme zu unterstützen. Wer sonst sollte so gut zu ihm passen?

  • Und wer hat wohl ursprünglich das Geld an die da gegeben? Vielleicht der Strippenzieher aus St. Petersburg, hmm? Es sollte eine deutliche Strafe geben, sonst bürgert sich solches Verhalten ein, und irgendwann haben wir US-amerikanische Verhältnisse der Parteienfinanzierung oder schlimmer.

    • @Janix:

      Noch schlimmer?

  • So ein Plakat kostet 391,67 Euro? Ernsthaft? Was könnte man mit dem Geld alles machen...

    • @HanM:

      Finde ich ehrlich gesagt überraschend günstig.

  • Schade das AFD-Wähler nicht taz lesen. Das müsste selbst einem AFd Wähler seltsam vorkommen, wenn ein Miet-Hai ihrer geliebten aFD so viel Geld schenkt. Die afd will doch auch den armen Mietern helfen oder?

    • @Semon:

      Würden sie mehrere Millionen ablehnen, kurz vor Wahl?

      • @Wonneproppen:

        Ein kleines Wortspiel sei gestattet :



        " Rechts " - " Bewußtsein " ?

  • Wieder mal erweist sich die selbsternannte Partei von Recht und Ordnung als Rohrkrepierer.