15 Jahre Haft für ägyptischen Blogger: Er blieb konsequent
Der ägyptische Demokratie-Aktivist Alaa Abdel Fattah muss 15 Jahre ins Gefängnis. Der 32-Jährige wollte sich nicht mit der Militärherrschaft abfinden.
BERLIN taz | Er ist einer der wenigen, die in Ägypten noch immer die Ideale der Revolution von 2011 hochhalten: Alaa Abdel Fattah, Blogger und prominenter Menschenrechtsaktivist, kritisierte die Machthaber – ungeachtet dessen, ob sie ihm politisch passten oder nicht. Nun wurde der Oppositionelle zusammen mit 24 weiteren Angeklagten zu jeweils 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Es ist nur eines von mehreren schockierenden Gerichtsurteilen der letzten Wochen.
Ein Schnellgericht in Kairo verurteilte die Angeklagten am Mittwoch wegen Aufstachelung zur Gewalt und Verstoßes gegen das Demonstrationsgesetz, wie Abdel Fattahs Vater, der Menschenrechtsanwalt Ahmed Seif, mitteilte. Dem Gesetz zufolge müssen Demonstrationen drei Tage vorher angemeldet und vom Innenministerium genehmigt werden. Die Behörden haben weitreichende Befugnisse, die geplanten Demonstrationen abzusagen.
Abdel Fattah war bereits im November 2013 nach einer Demonstration in Kairo inhaftiert worden. Im März ließ man ihn gegen Kaution vorläufig frei. Unmittelbar nach dem Urteil am Mittwoch wurde der Aktivist, der zum Zeitpunkt der Verkündung nicht im Gericht anwesend war, erneut festgenommen. Er kann jedoch noch Berufung einlegen.
Der heute 32-Jährige ist eine der zentralen Stimmen der Revolution von 2011, die zum Sturz des langjährigen Diktators Husni Mubarak führte. Doch der diese Woche als Präsident vereidigte Abdel Fattah al-Sisi geht seit seiner Machtübernahme im Juli 2013 nicht nur gegen die Muslimbruderschaft vor; auch liberale Aktivisten wie Abdel Fattah, die vor der neuen Militärherrschaft nicht einknicken, werden verfolgt und eingeschüchtert.
Menschenrechte tritt das Regime dabei mit den Füßen. Nicht nur töteten Sicherheitskräfte Hunderte, als sie im August zwei Protestcamps der Muslimbrüder in Kairo auflösten. Auch sitzen zahlreiche Journalisten in Haft, wurde die revolutionäre Bewegung des 6. April verboten und verurteilten ägyptische Gerichte Hunderte von Muslimbrüdern zum Tode. Mehr als 15.000 Islamisten sollen derzeit im Gefängnis sitzen – darunter fast die komplette Führungsriege der mittlerweile verbotenen Bruderschaft.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Kohleausstieg 2030 in Gefahr
Aus für neue Kraftwerkspläne