+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Russland evakuiert mehrere Regionen
Russland hat nach ukrainischen Angriffen in einer zweiten Region Evakuierungen angeordnet. 121.000 Menschen sollen die Region Kursk verlassen haben.
Russland evakuiert Teile von weiterer Region
In der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod sind laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Tass 11.000 Menschen aus dem Bezirk Krasnaja Jaruga in Sicherheit gebracht worden. Russland hat nach verstärkten Angriffen der Ukraine im Grenzgebiet in einer zweiten Region Evakuierungen angeordnet. In Teilen der Oblast Belgorod sei damit begonnen worden, Menschen in sicherere Gebiete zu bringen, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag mit. Grund seien „Aktivitäten des Feindes an der Grenze“, die eine Bedrohung darstellten.
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Belgorod grenzt an die Ukraine, ebenso wie die Region Kursk, in die vor knapp einer Woche ukrainische Streitkräfte nach einem Überraschungsangriff vorgedrungen waren. Russland ist es zwar inzwischen gelungen, die Front in Kursk zu stabilisieren, allerdings wurde russischen Kriegsbloggern zufolge in einem Teil des Gebiets auch am Montag weiterhin gekämpft. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte mit, man sei dabei, ukrainische Angriffe innerhalb Russlands abzuwehren. Man habe mehrere Panzer zerstört und zudem in der Nacht fünf Drohnen über Belgorod sowie elf über Kursk abgeschossen.
Der ukrainische Vorstoß in Kursk ist der größte auf russisches Territorium seit Beginn des Kriegs im Februar 2022. Russland war darauf offenbar nicht vorbereitet. Es hat seither die Sicherheitsvorkehrungen in Kursk sowie den Regionen Belgorod und Brjansk erheblich verschärft. Gleichzeitig hat der Moskau-Verbündete Belarus nach eigenen Angaben seine Grenztruppen verstärkt, weil sein Luftraum durch ukrainische Drohnen verletzt worden sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat am Wochenende den Vorstoß auf russisches Gebiet damit begründet, dass man Moskaus Truppen unter Druck setzen und „Gerechtigkeit wiederherstellen“ wolle. 121.000 Menschen sollen aus der russischen Region Kursk evakuiert worden sein. (afp/rtr)
Festnahme wegen Korruptionsverdachts
Einer von vier ukrainischen Vize-Energieministern und andere Beschuldigte sind wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Sie seien mit einer halben Million Dollar geschmiert worden, teilen Staatsanwälte mit. In dem Fall soll es sich um den Schmuggel von Maschinen und Geräten eines staatlichen Kohlebergwerks im Donezk handeln. (rtr)
Deutschland: Operation in Russland „ohne Rückkoppelung“
Die Bundesregierung hält sich bei einer Bewertung des ukrainischen Vorrückens auf russischem Gebiet bedeckt. Die Operation laufe „offenbar sehr geheim und ohne Rückkoppelung“, sagt der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner in Berlin.
„Alles sieht bisher nach einem räumlich begrenzten Einsatz aus, es wäre deswegen unklug, sich auf dieser Grundlage öffentlich zu äußern.“ Die Bundesregierung sei mit allen Partnern, auch mit der Regierung in Kyjiw, in einem engen Austausch. Auf die Frage, ob die Ukraine bei dem Einsatz von Deutschland gelieferte Waffen einsetze, sagt ein Sprecher des Verteidigungsministeriums, die Ukraine habe zugesichert, die Waffen im Rahmen des Völkerrechts zu nutzen. (rtr)
Selenskyj bestätigt Ausweitung des Krieges
Tage nach dem überraschenden Eindringen ukrainischer Streitkräfte in russisches Territorium hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj das Schweigen seiner Regierung zu der Offensive gebrochen. In einer Videoansprache sprach er in der Nacht zum Sonntag von einer Ausweitung des Krieges „in das Territorium des Aggressors“.
Die ukrainischen Soldaten kämpften am Sonntag bereits den sechsten Tag in Folge auf russischem Gebiet. Es handelt sich um den größten derartigen Angriff seit der russischen Invasion in die Ukraine am 24. Februar 2022. Beispiellos ist die Attacke insofern, als dass reguläre Einheiten des ukrainischen Militärs dabei zum Einsatz kommen. Moskau wurde von dem Vorstoß überrumpelt. Die russische Militärführung ringt darum, den Durchbruch einzudämmen.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Sonntag, seine Truppen bekämpften ukrainische Einheiten in Tolpino, Schurawli und Obschtschy Kolodes. Tolpino ist etwa 25 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Russland evakuierte am Sonntag weiter Zivilisten aus dem Gebiet. (ap)
Elf für Kursk bestimmte Drohnen abgeschossen
Die Luftabwehr hat nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums elf ukrainische Drohnen abgeschossen, die Ziele in der Region Kursk ansteuerten. Zudem seien Drohnen über der Region Belgorod und zwei über der Region Woronesch abgefangen worden. Wieviele Drohnen die ukrainische Armee insgesamt in der Nacht zum Montag gestartet haben soll, teilt das Ministerium in Moskau nicht mit. (rtr)
Russland ordnet Evakuierungen in Grenzregion Belgorod an
Angesichts der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk hat Russland am Montag die Evakuierung von Teilen der benachbarten Region Belgorod angeordnet. „Es gibt feindliche Aktivitäten an der Grenze des Bezirks Krasnojaruschski“, sagte Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow in einem Video im Onlinedienst Telegram. „Für die Gesundheit und Sicherheit unserer Bevölkerung“ würden die Menschen an „sicherere Orte“ gebracht. Offiziellen Angaben zufolge leben in dem Bezirk rund 14.000 Menschen.
Ukrainische Truppen hatten in der vergangenen Woche die Grenze zur westrussischen Region Kursk überquert und waren mehrere Kilometer auf russisches Gebiet vorgerückt. Nach Angaben aus Kyjiw sind an der Offensive tausende ukrainische Soldaten beteiligt. (afp)
Ukraine verschifft verstärkt Getreide
Die Ukraine nutzt militärische Gewinne im Schwarzen Meer, um verstärkt Getreide zu verschiffen. Laut Daten der Handelsgewerkschaft UGA exportierte das Land trotz intensivierter russischer Angriffe auf Hafenstädte im Juli mehr als 4,2 Millionen Tonnen Nahrungsmittelprodukte. Das war doppelt so viel wie im Vorjahresmonat. Der weitaus überwiegende Teil wurde Exportdaten zufolge von der Hafenstadt Odessa aus über einen Schiffskorridor transportiert. Diesen konnte die Ukraine einrichten, nachdem sich Russland gezwungen sah, nahezu all seine einsatzbereiten Kriegsschiffe von der besetzten Krim in andere Gebiete zu verlegen.
Etwa 569.000 Tonnen Agrargüter wurden zudem über die Donau ins Ausland geliefert. Trotz der gestiegenen Exporte im Juli rechnen Experten allerdings in der Saison 2024/25 insgesamt mit einem Rückgang wegen ungünstiger Wetterbedingungen und der Auswirkungen des Krieges. Russland hat in den vergangenen Wochen verstärkt Odessa sowie die Donau-Hafenstadt Ismajil angegriffen. (rtr)
Rosatom bestätigt die Löschung und Schäden
Das Hauptfeuer im russisch kontrollierten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine ist nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass gelöscht. Die Agentur beruft sich dabei auf Informationen des staatlichen russischen Atomenergieunternehmens Rosatom. Die ukrainische Atombehörde Energoatom teilt über den Kurznachrichtendienst Telegram mit, dass ein Kühlturm und weitere Anlagen des größten Atomkraftwerks Europas beschädigt seien. Auch Rosatom bestätigt laut Tass Schäden an einem Kühlturm. Vertreter des russischen Katastrophenschutzministeriums geben an, dass es sich um einen nicht funktionsfähigen Turm handelt. (rtr)
IAEA: „Keine Auswirkungen auf nukleare Sicherheit“
Um kurz nach 22 Uhr reagiert auch die Atombehörde IAEA entwarnend über X (ehem. Twitter) auf den Brand in Saporischschja. „IAEA-Experten beobachteten starken dunklen Rauch, der aus dem nördlichen Bereich des Kernkraftwerks Saporischschja (ZNPP) aufstieg, nachdem am Abend mehrere Explosionen zu hören waren. Das Team wurde vom ZNPP über einen angeblichen Drohnenangriff auf einen der Kühltürme am Standort informiert. Es wurden keine Auswirkungen auf die nukleare Sicherheit gemeldet“, heißt es in dem Post. (taz)
„Feuer nicht in der Nähe der Reaktoren“
Auf X (ehem. Twitter) ordnete der US-amerikanische Kerntechniker Mark Nelson den Brand im Kühlturm mithilfe einer Karte ein. „Dieses Feuer befindet sich nicht in der Nähe der Reaktoren und stellt keine Gefahr für diese dar“, schreibt er. Die Öffentlichkeit sei nicht in Gefahr. (taz)
Brand im Kühlsystem von AKW Saporischschja
In dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar ist am Abend nach russischer Darstellung ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen. Der von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, erklärte, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben, wie die Staatsagentur Tass berichtete. Es drohe allerdings keine Gefahr, da alle Blöcke des AKW abgeschaltet seien. Die Strahlungswerte seien im normalen Bereich.
Die russischen Behörden sprachen von erheblichen Schäden an der Infrastruktur. Nach russischer Darstellung war der Brand durch eine Kampfdrohne entstanden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum warf Russland vor, Feuer in dem AKW gelegt zu haben. Die Strahlungswerte seien zwar normal, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. „Aber solange die russischen Terroristen das Nuklearkraftwerk kontrollieren, ist und kann die Lage nicht normal sein.“ Er forderte eine sofortige Reaktion der Weltgemeinschaft und der Atombehörde IAEA.
Russland hat das größte Kernkraftwerk Europas kurz nach Beginn seines Angriffskriegs erobert und hält es seither besetzt. Beide Seiten machen sich gegenseitig für Angriffe auf das Kraftwerk oder Sabotage daran verantwortlich. Russland hat zuletzt immer wieder ukrainische Drohnenattacken beklagt.
Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden. Auf dem Gelände sind Beobachter der IAEA stationiert. (dpa)
Russland kündigt Reaktion auf Angriffe auf Kursk an
Nach neuen ukrainischen Angriffen auf die russische Grenzregion Kursk hat Moskau eine harte Reaktion angekündigt. „Eine harte Reaktion der russischen Streitkräfte wird nicht lange auf sich warten lassen“, erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Sonntag im Onlinedienst Telegram. Sie kündigte an, die Auftraggeber und die Täter der „Verbrechen“ in Kursk zu Rechenschaft zu ziehen.
Ukrainische Verbände waren am Dienstag in die Grenzregion Kursk im Westen Russlands vorgerückt. In der Regionalhauptstadt Kursk wurden nach russischen Behördenangaben in der Nacht zum Sonntag 13 Menschen bei einem ukrainischen Luftangriff verletzt. (afp)
Belarus meldet Verlegung von Panzern Richtung Ukraine
Nach dem angeblichen Abschuss mehrerer ukrainischer Kampfdrohnen in Belarus verlegt das Verteidigungsministerium in Minsk nach eigenen Angaben nun Panzer an die Grenze. Das Ministerium veröffentlichte im Nachrichtenkanal Telegram ein Video, auf dem die Verladung von Panzern auf einen Schienentransport zu sehen ist. Die Einheiten seien in Bereitschaft versetzt worden, um Befehle auszuführen.
Zuvor hatte Machthaber Alexander Lukaschenko die Verstärkung der Truppenteile im Raum Gomel und Mosyr im Südosten des Landes angeordnet. Sie sollten dort auf mögliche Provokationen von ukrainischer Seite reagieren.
Lukaschenko hatte am Samstag über den mutmaßlichen Abschuss von mehreren ukrainischen Flugzielen informiert. Die Flugabwehr sei in volle Bereitschaft versetzt worden, weil etwa zehn Flugobjekte aus der Ukraine in den Luftraum von Belarus im Osten des Landes im Gebiet Kostjukowitschy eingedrungen seien.
Das Außenministerium teilte mit, dies sei ein „gefährlicher Versuch, die derzeitige Konfliktzone in unserer Region auszuweiten“. Belarus (ehemals Weißrussland) werde sein Recht auf Selbstverteidigung nutzen und auf jede Provokation oder feindliche Handlungen angemessen reagieren. Verteidigungsminister Viktor Chrenin hatte am Samstag mitgeteilt, dass auch eine Verlegung von ballistischen Raketen vom Typ „Iskander“ sowie „Polones“-Raketenwerfern in die Region befohlen worden sei.
Belarus unterstützt Russland in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Schon zu Kriegsbeginn vor fast zweieinhalb Jahren hatte das Land sein Gebiet russischen Truppen zur Verfügung gestellt, um von dort in den Norden der Ukraine einzumarschieren. (dpa)
Ukraine: Haben 53 russische Drohnen zerstört
Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge beim jüngsten Angriff Russlands 53 von 57 Drohnen abgeschossen. Die Drohnen seien über verschiedenen Landesteilen zerstört worden, teilen die Luftstreitkräfte der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw mit. Russland habe auch vier nordkoreanische Raketen eingesetzt, hieß es. (rtr)
Ukraine: Russlands militärische Infrastruktur zerstören
Nach einem neuen tödlichen russischen Luftangriff in der Nähe von Kyjiw will die Ukraine Russlands militärische Infrastruktur dauerhaft vernichten. Um die Tötung von Zivilisten zu stoppen, sei es nötig, Russland die Fähigkeit zum Töten zu entziehen, sagte der Leiter des Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in Kyjiw. Er veröffentliche ein Video, das Einsatzkräfte in einem Trümmerfeld zeigte. Die Russen hätten mit dem Angriff ein vier Jahre altes Kind und seinen Vater getötet. Demnach schlug eine Drohne in das Haus der Familie ein. Zuvor hatten ukrainische Behörden von einem russischen Raketenangriff berichtet.
„Es ist notwendig, seine militärische Infrastruktur zu zerstören, weil der Feind andere Argumente nicht akzeptiert“, sagte Jermak über den russischen Angriffskrieg. Die Ukraine hofft dazu auf eine baldige Erlaubnis westlicher Verbündeter für den Einsatz von Raketen mit größerer Reichweite auch gegen russisches Gebiet. Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gesagt, er habe große Erwartungen an die Entscheidungen dazu in den USA, Großbritannien und Frankreich. „Wir freuen uns auf starke Beschlüsse, die den gerechten Frieden näherbringen.“
Der Präsident äußerte sich am Samstagabend erstmals auch direkt zum Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk. Damit solle der Druck auf Moskau erhöht werden. Im Gebiet Kursk haben sich ukrainische Einheiten vielerorts festgesetzt. Russland zieht immer mehr Kräfte zusammen, um den ukrainischen Vorstoß zurückzuschlagen. In der Stadt Kursk selbst wurden laut Behörden mindestens 13 Menschen in einem Wohnblock verletzt, als dort nach russischen Angaben eine ukrainische Rakete einschlug.
Die Informationen der Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Russland führt seit fast zweieinhalb Jahren seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Ukraine hatte in ihrem Verteidigungskampf am vergangenen Dienstag erstmals einen Überraschungsangriff mit eigenen Truppen auf russisches Gebiet gestartet. (dpa)
Lage für Moskau offenbar brenzlig
Nach dem Einfall ukrainischer Truppen im russischen Gebiet Kursk spielt der Kreml nach Einschätzung westlicher Militärexperten den Ernst der Lage in der Region herunter. Die Region an der Grenze zur Ukraine sei nur zu einer Zone für Anti-Terror-Operationen und nicht zu einem Kriegsgebiet erklärt worden, um womöglich Panik in der russischen Gesellschaft zu verhindern, hieß es in einer vom Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington veröffentlichten Analyse. Kremlchef Wladimir Putin scheue die Ausrufung des Kriegszustandes, weil er um die Stabilität im Land fürchte, hieß es.
Putin habe im Zuge seiner Invasion der Ukraine immer wieder gezeigt, dass er nicht bereit sei, die gesamte russische Gesellschaft in einen Kriegszustand zu versetzen, teilten die ISW-Experten mit. Der Kremlchef will demnach neuen Unmut im Land wie bei den Protesten gegen die Mobilmachung im Herbst 2022 aus dem Weg gehen – auch aus Angst um die Stabilität seines Systems. Aus Protest gegen die Zwangsrekrutierung von Reservisten für den Krieg hatten damals Hunderttausende das Land verlassen.
Russland hatte die Grenzgebiete Kursk, Belgorod und Brjansk in der Nacht zum Samstag zu Zonen für Anti-Terror-Operationen erklärt. Damit bekommen das Militär und anderen Teile des Sicherheitsapparats deutlich mehr Befugnisse, Personal, Ausrüstung und Mittel. Das gilt als eine Vorstufe zur möglichen Verhängung des Kriegsrechts. Russische Militärblogger und auch der vor knapp einem Jahr bei einem Flugzeugabsturz gestorbene Chef der Privatarmee Wagner, Jewgeni Prigoschin, hatten immer wieder das Kriegsrecht gefordert, um schlagkräftiger zu werden. (dpa)
ISW: Ukrainische Truppen halten Stellungen in Russland
Die Lage im Gebiet Kursk ist unübersichtlich. Die Behörden warnten vor Panik und forderten die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Vielerorts war Luftalarm zu hören, wie aus offiziellen Videos aus der Region hervorging. Der geschäftsführende Gouverneur, Alexej Smirnow, informiert auch in seinem Telegram-Kanal dauernd über den Raketenalarm und betonte, die Lage sei unter Kontrolle. Das russische Militär zog nach eigenen Angaben weitere Kräfte zusammen, um den ukrainischen Einmarsch zurückzuschlagen.
Nach Einschätzung der ISW-Experten verlangsamte sich der ukrainische Vormarsch angesichts der russischen Truppenkonzentration im Gebiet Kursk. Trotzdem hielten die ukrainischen Streitkräfte zuvor gemeldete Stellungen und hätten sich auch etwas weiter vorwärts bewegt, teilte das Institut unter Berufung auf russische Militärblogger und die Auswertung von Geodaten veröffentlichter Videos mit. (dpa)
Moskau will mehrere Drohnen zerstört haben
Russland hat eigenen Angaben zufolge mehrere aus der Ukraine abgefeuerte Drohnen und ballistische Raketen zerstört. 14 Drohnen und vier Raketen seien am Sonntag über der Region Kursk abgeschossen worden, schreibt das russische Verteidigungsministerium auf Telegram. 16 Drohnen seien über der Region Woronesch abgefangen worden, drei über der Region um Belgorod, jeweils eine über Brjansk und Orlow.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigt am Samstag in seiner abendlichen Videoansprache an, „unsere ukrainische geistige Unabhängigkeit zu stärken“. Dies deutet darauf hin, dass die Führung des Landes den orthodoxen Zweig der Kirche mit Verbindungen nach Moskau verbieten wird. Seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine wächst die Zahl der Mitglieder der anderen unabhängigen Kirche. Die mit Moskau verbundene Minderheitskirche behält jedoch ihren Einfluss bei. Die ukrainische Regierung wirft ihr vor, die Invasion zu unterstützen und zu versuchen, die öffentliche Meinung zu vergiften. (rtr)
Ukrainische Wehrpflichtige erhalten keine Ersatzpässe
Ukrainische Männer im wehrfähigen Alter, die keinen gültigen Reisepass besitzen, erhalten in Deutschland in der Regel keine Ersatzreiseausweise. In einer epd-Umfrage unter den zuständigen Ministerien bestätigten die Bundesländer, dass es wehrpflichtigen Männern zumutbar sei, zur Passbeschaffung in die Ukraine zu reisen und der Wehrpflicht nachzukommen. „Die hessischen Ausländerbehörden wenden konsequent Bundesrecht an, indem sie ukrainischen Männern im wehrfähigen Alter grundsätzlich keine deutschen Ersatzreiseausweise ausstellen“, heißt es etwa aus dem hessischen Innenministerium.
Die Passhoheit liege bei den Heimatstaaten. Der Großteil der Bundesländer verwies wie Hessen auf das geltende Bundesrecht. So kann laut Aufenthaltsverordnung einem Ausländer, der über keinen gültigen Pass verfügt, nur dann ein Ersatzpapier ausgestellt werden, wenn er heimische Reisepapiere nicht auf zumutbare Weise erlangen kann. Die Erfüllung der Wehrpflicht ist demnach in der Regel zumutbar. „Allein die Vermutung, dass der Antragssteller tatsächlich zum Wehrdienst einberufen wird“, reiche dem Innenministerium Sachsen-Anhalt zufolge nicht aus, um eine Passbeschaffung im Heimatland als „unzumutbar“ einzustufen.
Über Ausnahmen entscheiden die Ausländerbehörden der Länder im Einzelfall. Mögliche Ausnahmen in Sachsen-Anhalt sind beispielsweise die notwendige Behandlung einer Krankheit oder die Betreuung von engen Familienangehörigen in Deutschland. Im Saarland kann dem Innenministerium zufolge bei Deutschverheirateten oder bei einer vorliegenden Einbürgerungszusicherung anders entschieden werden. Für wehrpflichtige Ukrainer gibt es den 16 Bundesländern zufolge keine Ausnahmeregelungen.
Seit einigen Monaten versucht die Ukraine, den Druck auf Männer im Wehralter zu erhöhen, die im Ausland leben, und sie zur Rückkehr zu bewegen. So erhielten diese seit April dieses Jahres von Auslandsbotschaften keine neuen Dokumente mehr. Seit Juni gibt es laut der ukrainischen Botschaft in Berlin die Möglichkeit für wehrpflichtige Männer, konsularische Dienstleistungen im Ausland in Anspruch zu nehmen, wenn sie sich mittels einer App beim ukrainischen Verteidigungsministerium registrieren. Derzeit halten sich laut Angaben des Bundesinnenministeriums 268.176 ukrainische Männer im wehrfähigen Alter in Deutschland auf. (epd)
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