+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel greift Hisbollah im Libanon an
Hamas bestätigt Tötung ihres Militärchefs. Palästinensische Gefangene mit Verzögerung frei. US-Gesandter hält den Gaza-Streifen für „unbewohnbar“.
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Israels Armee: Hisbollah-Stellungen im Libanon angegriffen
Israels Luftwaffe hat im Libanon nach eigenen Angaben Stellungen der Hisbollah-Miliz angegriffen. Wie die Armee mitteilte, seien „terroristische Ziele“ in der Bekaa-Ebene im Libanon attackiert worden.
Israels Armee halte sich weiter an die Vereinbarungen über die Waffenruhe und werde keine „terroristischen Aktivitäten“ zulassen, hieß es. Bei den angegriffenen Zielen handele es sich um eine unterirdische Anlage der Hisbollah zur Entwicklung und Herstellung von Waffen sowie um „Infrastrukturanlagen“ an der syrisch-libanesischen Grenze, die von der Hisbollah zum Schmuggel von Waffen genutzt werde. Die Angaben ließen sich unabhängig nicht überprüfen.
Die Armee bleibe im Südlibanon stationiert und werde jede Bedrohung für Israel und seine Truppen beseitigen, hieß es weiter.
Das Weiße Haus hatte am Sonntag bekanntgegeben, dass die Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah bis zum 18. Februar verlängert werden soll. Die Feuerpause war im November vereinbart worden. (dpa)
Hamas bestätigt erstmals Tod ihres Militärchefs
Rund sechs Monate nach einem israelischen Luftangriff auf den damaligen Hamas-Militärchef, Mohammed Deif, hat die islamistische Terrororganisation dessen Tod erstmals offiziell bestätigt. Zudem erklärte Hamas-Sprecher Abu Obeida nun auch erstmals, dass der dritthöchste Hamas-Führer im Gazastreifen, Marwan Issa, tot sei.
Israels Militär hatte Deif im vergangenen Juli bei Chan Junis im Süden des Küstengebiets angegriffen und nach eigenen Angaben getötet. Dutzende Menschen kamen bei dem Angriff ums Leben. Bereits im März 2024 hatte Israels Armee die Tötung von Deifs Stellvertreter Marwan Issa bei einem Luftschlag verkündet.
Vor gut drei Monaten erklärte Israel auch den Hamas-Anführer Jihia al-Sinwar für tot. Die Hamas bestätigte dies damals. Er galt als Drahtzieher des Massakers in Israel am 7. Oktober 2023. Auch Deif als Chef der Kassam-Brigaden spielte eine zentrale Rolle bei dem Terrorangriff auf Israel mit mehr als 1.200 Toten. (dpa)
Israel lässt 110 palästinensische Häftlinge frei
Israel hat mit Verzögerung 110 palästinensische Häftlinge im Austausch gegen israelische Geiseln der islamistischen Hamas im Gazastreifen freigelassen. Wie die Times of Israel unter Berufung auf die israelische Gefängnisbehörde berichtete, wurden die Palästinenser Stunden nach der Freilassung israelischer Geisel entlassen. 66 der Palästinenser kehrten demnach ins Westjordanland zurück und 14 nach Ost-Jerusalem. Neun seien in den Gazastreifen gebracht worden, 21 weitere über Ägypten ins Ausland.
Aus Empörung über chaotische Szenen bei der Geisel-Freilassung in Chan Junis im Süden des Gazastreifens hatte Israel die Freilassung der Häftlinge aus israelischen Gefängnissen zunächst aufgeschoben. Von den 110 palästinensischen Häftlingen waren mehr als 30 wegen Mordes zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. (dpa)
Freigelassene Thailänder bei relativ guter Gesundheit
Eine israelische Ärztin hat den fünf von der Hamas freigelassenen Geiseln aus Thailand einen guten Gesundheitszustand bescheinigt. Die Männer im Alter von 27 bis 36 Jahren seien zwar meist in unterirdischen Räumen festgehalten worden und hätten während ihrer Gefangenschaft kaum Sonnenlicht gesehen, sagte die Direktorin des bei Tel Aviv gelegenen Schamir-Krankenhauses, Osnat Lewzion-Korach. Sie seien aber nicht unterernährt. Ihr junges Alter habe dazu beigetragen, dass sie die Gefangenschaft in vergleichsweise guter körperlicher Verfassung überlebt hätten.
Die Männer waren am Donnerstag ebenso wie drei israelische Geiseln freigelassen worden – im Austausch gegen gut 100 palästinensische Häftlinge in israelischen Gefängnissen. Der israelische Außenamtssprecher Alex Gandler sagte, Israel werde sie als Terroropfer anerkennen, wodurch sie Anspruch auf finanzielle Leistungen und medizinische Versorgung bekommen. Die Männer hätten aber keine Verwandten in Israel. Ihre früheren Arbeitgeber hätten einige von ihnen im Krankenhaus besucht.
Die thailändische Ministerpräsidentin Paetongtarn Shinawatra dankte Katar, Ägypten, dem Iran, der Türkei, den USA, Israel und dem Roten Kreuz für ihre Hilfe bei der Freilassung. (ap)
Trump-Gesandter: Gazastreifen „unbewohnbar“
Der Wiederaufbau des vom Krieg verwüsteten Gazastreifens könnte nach Einschätzung des US-Sonderbotschafters für den Nahen Osten, Steve Witkoff, zwischen 10 und 15 Jahren dauern. Nach fast 16 Monaten Krieg sei von der Infrastruktur in dem abgeriegelten Küstenstreifen am Mittelmeer „fast nichts mehr übrig“, sagte Witkoff der US-Nachrichtenseite Axios. Er hatte am Mittwoch den Gazastreifen besucht, um sich am Boden und aus der Luft ein Bild von dem Kriegsgebiet zu machen.
Allein der Abriss und die Beseitigung der Trümmer werde fünf Jahre in Anspruch nehmen, sagte Witkoff, der vor seiner Ernennung zum Nahost-Gesandten des US-Präsidenten Donald Trump als Immobilieninvestor tätig war. Die Bewertung der möglichen Auswirkungen der vielen Tunnel unter dem Gazastreifen auf den Bau neuer Fundamente könne weitere Jahre dauern.
Er habe mit Trump nicht über dessen Idee gesprochen, Palästinenser aus dem Gazastreifen nach Ägypten und Jordanien umzusiedeln, während das Gebiet wiederaufgebaut wird. Nach dem, was er bei seinem Besuch gesehen habe, sei der Küstenstreifen „unbewohnbar“, sagte Witkoff. Hinzu kämen die vielen nicht explodierten Sprengkörper. Es sei gefährlich, sich in Gaza zu bewegen. Die beiden arabischen Staaten hatten die Idee von Trump abgelehnt und erklärt, sie würden sich nicht an einer Umsiedlung von Bewohnern aus Gazas beteiligen. (dpa)
Trump besteht weiter auf Palästinenser-Umsiedlung
Trotz der scharfen Zurückweisung durch Ägypten und Jordanien besteht US-Präsident Donald Trump weiter auf einer Umsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen in diese Länder. „Sie werden es tun“, sagte Trump am Donnerstag vor Journalisten im Oval Office auf die Frage nach seiner Antwort auf die ägyptische und jordanische Ablehnung seines umstrittenen Vorstoßes. „Sie werden es tun. Wir tun eine Menge für sie, und sie werden es tun“, sagte er weiter.
Trumps Unterhändler waren an den Gesprächen für die seit dem 19. Januar geltende Waffenruhe zwischen Israel und der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas beteiligt. Nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe schlug Trump vergangene Woche vor, den Gazastreifen zu „räumen“ und die dort lebenden rund 2,4 Millionen Palästinenser an „sicherere“ Orte wie Ägypten oder Jordanien zu bringen. Den vom Krieg verwüsteten Gazastreifen bezeichnete der neue US-Präsident als „Abrissgebiet“.
Jordanien sprach sich daraufhin umgehend gegen eine „Zwangsvertreibung“ der Palästinenser aus dem Gazastreifen aus. Auch Kairo wies den Vorstoß zurück. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi bezeichnete die Idee am Mittwoch als „eine Ungerechtigkeit, an der wir uns nicht beteiligen können“.
Ägypten ist ein wichtiger Verbündete der Vereinigten Staaten. Neben Israel ist das arabische Land der einzige Staat, der noch US-Militärhilfe erhält, nachdem Trump beschlossen hatte, die Auslandshilfen seines Landes einzufrieren. (afp)
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