++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hamas und Israel werfen sich gegenseitig vor, Gespräche zu blockieren
Streitpunkt soll die Übergabe einer Namensliste der verbleibenden Geiseln sein. Die israelische Armee soll weitere syrische Ortschaften besetzt haben. In Bethlehem fielen die Weihnachtsfeiern gedämpft aus.
Israel kündigt härtere Gegenangriffe gegen Huthis an
Nach einem weiteren Raketenangriff auf den Großraum Tel Aviv hat der israelische Luftwaffenchef härtere Gegenangriffe auf die Huthi-Miliz im Jemen angekündigt. Man habe die Huthis bereits dreimal angegriffen, sagte General Tomer Bar bei einer Zeremonie auf dem Luftwaffenstützpunkt Chazerim in der Negev-Wüste im Süden Israels. „Wir werden die Häufigkeit der Angriffe und ihre Stärke nach Bedarf weiter erhöhen“, sagte Bar.
In der Nacht hatte die israelische Luftabwehr nach Militärangaben erneut eine aus dem Jemen abgefeuerte Rakete abgefangen. In zahlreichen Gebieten im Zentrum Israels heulten in der zweiten Nacht in Folge die Warnsirenen. Die Menschen mussten ihre Betten verlassen und sich in Schutzräume begeben. Solche nächtlichen Huthi-Angriffe häuften sich zuletzt. Südlich von Tel Aviv schlug nach Medienberichten ein Raketenteil in einem Haus ein.
Der israelische Außenminister Israel Katz hat bereits gedroht, man werde die Huthi-Anführer gezielt töten. Die Miliz behauptete daraufhin, sie habe Spionageringe des israelischen Mossad und des US-Auslandsgeheimdienstes CIA aufgedeckt, die Informationen über Huthi-Anführer gesammelt hätten. Die Huthi sind wie die Hamas im Gazastreifen und die libanesische Hisbollah-Miliz mit Israels Erzfeind Iran verbündet. (dpa)
Israels Regierung kontert mit Gegenvorwurf
Minuten nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe seitens der Hamas, Israel würde neue Bedingungen für eine Waffenruhe im Gazstreifen stellen, hat das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu seinerseits Vorwürfe gegen die Hamas erhoben. Diese habe „neue Hürden in den Verhandlungen aufgebaut“. Dabei habe die Hamas bereits erzielte Einigungen in verschiedenen Punkten wieder gekippt. Noch am Montag hatte Netanjahu im israelischen Parlament von „Fortschritten“ in den Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln berichtet.
Nach Berichten israelischer Medien weigert sich die Hamas, eine Liste der noch in ihrer Gewalt befindlichen Geiseln zu übergeben. Dies schaffe „erhebliche Schwierigkeiten“ bei den Verhandlungen unter Vermittlung Katars, Ägyptens und der USA.
Aus Hamas-Kreisen hieß es, man sei bereit, eine Liste von Geiseln zu übergeben, die in einer ersten Phase freigelassen werden könnten. Die Organisation lehne jedoch eine Forderung Israels ab, eine vollständige Liste aller noch Lebenden unter den 100 Geiseln zu übermitteln. (afp/dpa)
Hamas wirft Israel vor, Gespräche zu verzögern
Die Hamas wirft Israel vor, neue Bedingungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen gestellt zu haben. Das habe dazu geführt, dass sich eine Vereinbarung darüber sowie über eine Freilassung der Geiseln und im Gegenzug palästinensischer Gefangener verzögere. Sie selbst habe sich flexibel gezeigt, erklärt die radikal-islamische Organisation. Die Gespräche in Doha unter Vermittlung von Katar und Ägypten gingen in eine ernsthafte Richtung. (rtr)
Israelische Truppen sollen weiter nach Syrien eingedrungen sein
Israelische Truppen sollen von der Pufferzone auf den besetzten Golanhöhen aus an mehreren Punkten weiter ins syrische Nachbarland eingedrungen sein. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete ferner, es seien weitere Ortschaften in der Provinz Kuneitra auf der syrischen Seite der Golanhöhen besetzt worden.
Die Truppen seien teilweise sieben Kilometer weiter auf syrisches Gebiet vorgerückt, hieß es in dem Bericht. Genannt wurden unter anderem die Ortschaften Swissa und Kussaiba in Syrien.
Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, ihre Streitkräfte seien „im Süden Syriens im Einsatz, innerhalb der Pufferzone und an strategischen Punkten“. Ziel sei es, die Einwohner des israelischen Nordens zu beschützen. Um die Sicherheit der Truppen zu gewährleisten, werde man keine genauen Standorte nennen.
Israels Armee war nach dem Umsturz im Nachbarland in die Pufferzone zu Syrien auf den Golanhöhen eingedrungen und erwägt offenbar eine längerfristige Kontrolle des Gebiets. Die Soldaten drangen dabei in ein Gebiet vor, das gemäß dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 unter UN-Überwachung steht. Das Gebiet diesseits der Waffenstillstandslinie hatte Israel im Sechstagekrieg 1967 erobert und 1981 einseitig annektiert. (dpa)
Laut Gaza-Gesundheitsbehörde bisher 45.361 Menschen getötet
Im Gazastreifen sind nach Angaben der dortigen Gesundheitsbehörde seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor mehr als einem Jahr mindestens 45.361 Menschen getötet worden. Mindestens 107.803 Palästinenserinnen und Palästinenser seien verletzt worden. Unter den Opfern sind zahlreiche Frauen und Kinder. Die Behörde unterscheidet nicht zwischen Kämpfern der Hamas und der Zivilbevölkerung. Das israelische Militär hat mit seiner massiven Offensive unmittelbar auf den überraschenden Angriff der Hamas auf den Süden Israels am 7. Oktober 2023 reagiert, bei dem nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und rund 250 in den Gazastreifen verschleppt wurden. Noch etwa 100 Geiseln sollen dort sein, wie viele von ihnen leben, ist unklar. (rtr)
Huthis feuern erneut Rakete auf Israel ab
Die pro-iranischen Huthis im Jemen haben erneut eine Rakete auf Israel abgefeuert. Wie die israelische Armee am Mittwoch im Onlinedienst Telegram mitteilte, konnte die vom Jemen aus gestartete ballistische Rakete abgefangen werden, bevor sie israelisches Staatsgebiet erreichte. Wegen der Gefahr „herabfallender Trümmerteile“ sei aber über weiten Teilen Zentralisraels Luftalarm ausgelöst worden. Verletzte wurden nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom zunächst keine gemeldet.
Die Huthi-Miliz reklamierte den Angriff für sich. Sie erklärte, der Raketenbeschuss in Nacht zum Mittwoch habe einem „militärischen Ziel“ im Großraum Tel Aviv gegolten. Abgefeuert worden sei eine ballistische Hyperschallrakete vom Typ Palästina 2. „Die Operation hat erfolgreich ihre ihre Ziele erreicht“, erklärte die Huthis auch.
Bereits am Dienstag hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben ein aus dem Jemen kommendes Geschoss abgefangen, bevor dieses Israel erreichen konnte. Zuvor war in der Nacht zum Samstag in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv eine von den Huthis abgefeuerte Rakete eingeschlagen. 16 Menschen wurden dabei verletzt.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte am Montag der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz. „Ich habe unsere Streitkräfte angewiesen, die Infrastruktur der Huthis zu zerstören, denn jeder, der uns zu schaden versucht, wird mit voller Wucht getroffen werden“, sagte Netanjahu im Parlament in Jerusalem.
Israel hat nach Huthi-Angriffen schon mehrfach Gegenangriffe geflogen und unter anderem Häfen und Energieanlagen im Jemen beschossen. Als Reaktion auf einen Raketenangriff aus dem Jemen, bei dem eine Schule beschädigt worden war, hatte die israelische Luftwaffe am Donnerstag erstmals Ziele in Jemens Hauptstadt Sanaa angriffen.
Die Huthis kontrollieren große Teile des Bürgerkriegslands Jemen. Sie gehören wie die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon zu der vom Iran angeführten und gegen Israel gerichteten „Achse des Widerstands“.
Seit Beginn des vom Hamas-Großangriff auf Israel am 7. Oktober vergangenen Jahres ausgelösten Gaza-Kriegs feuert die Huthi-Miliz immer wieder Raketen auf Israel ab. Zudem greift sie seitdem Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an – eigenen Angaben zufolge „aus Solidarität“ mit den Palästinensern im Gazastreifen.
Israels Armee: eigene Einsätze beeinflussten Tötung von Geiseln
Israelische Militäreinsätze im südlichen Gazastreifen haben nach Angaben der Armee wahrscheinlich die Entscheidung zur Tötung von sechs Geiseln durch die radikalislamische Hamas im August beeinflusst. Eine militärische Untersuchung der Todesfälle habe festgestellt, dass „die israelischen Bodenaktivitäten in dem Gebiet, auch wenn sie schrittweise und vorsichtig erfolgten, einen gewissen Einfluss auf die Entscheidung der Terroristen hatten, die sechs Geiseln zu ermorden“, erklärte die Armee am Dienstag.
Demnach ergab die Untersuchung, dass die Geiseln durch Schüsse von Hamas-Terroristen ermordet wurden, während israelische Streitkräfte in der Gegend von Tel al-Sultan im Einsatz waren.
Im späten August hatten israelische Soldaten die Leichen der sechs Geiseln in einem unterirdischen Schacht in Rafah gefunden. Dem Militär zufolge waren sie erst kurz vor dem Eintreffen der Soldaten getötet worden. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu sagte damals, dass die sechs Geiseln mit einem Kopfschuss „hingerichtet“ worden seien.
Das Forum der Geiselfamilien reagierte auf die Erklärung der Armee mit einem Aufruf zum Handeln, um alle verbleibenden Geiseln zurückzubringen. „Die Zeit ist gekommen, alle Geiseln zurückzubringen. Wir brauchen eine Vereinbarung, die die Rückkehr aller Geiseln innerhalb eines schnellen und vorher festgelegten Zeitrahmens sicherstellt“, erklärte die Gruppe. (afp)
Lateinischer Patriarch zeigt Mitgefühl für Menschen in Gaza
Bei der Mitternachtsmesse in Bethlehem bekundete der höchste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, Solidarität mit den Palästinensern in Gaza. „Ihr seid nicht allein“, sagte er in der Katharinenkirche direkt neben der Geburtskirche in der kleinen Stadt im Westjordanland. „Ihr seid wirklich ein sichtbares Zeichen der Hoffnung inmitten der Katastrophe der totalen Zerstörung, die euch umgibt“, sagte der lateinische Patriarch, der vor Weihnachten die einzige katholische Kirche im Gazastreifen besucht hatte.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte sich zuvor in einer Weihnachtsbotschaft an Christen in aller Welt gewandt. „Zu einer Zeit, in der Israel an sieben Fronten kämpft, wertschätzen wir zutiefst die standhafte Unterstützung unserer christlichen Freunde“, sagte Netanjahu laut seines Büros. „Wir streben nach Frieden mit all jenen, die Frieden mit uns wollen, aber wir werden alles tun, um den einzigen jüdischen Staat zu verteidigen“. Israels „Kampf gegen die Kräfte des Bösen und der Tyrannei“ sei noch nicht vorbei.
Überschattet vom Gaza-Krieg fielen die Weihnachtsfeiern in Bethlehem – der Überlieferung nach Geburtsort von Jesus Christus – gedämpft aus. Die traditionelle Prozession aus Jerusalem kam zwar in Bethlehem an. Verzichtet wurde aber auf festlichen Schmuck und das Anzünden eines großen Weihnachtsbaums auf dem Platz vor der Geburtskirche. (dpa)
Wieder Tote auch im Westjordanland
Bei einem israelischen Militäreinsatz in Tulkarem im besetzten Westjordanland wurden nach palästinensischen Angaben mindestens sieben Menschen getötet. Bei zwei weiteren Vorfällen kamen demnach vier weitere Palästinenser um. Israels Armee teilte mit, Streitkräfte seien zu einem Anti-Terror-Einsatz in Tulkarem gewesen. Dabei sei ein Fahrzeug israelischer Kommandeure von einem Sprengsatz getroffen worden, hieß es in der Nacht. Einer der ranghohen Offiziere sei verletzt worden. Die übrigen Insassen blieben demnach unverletzt.
Israelische Soldaten hätten bei dem Einsatz in Tulkarem „einen Terroristen im Kampf von Angesicht zu Angesicht getötet“, hieß es zuvor. Bewaffnete Palästinenser hätten das Feuer auf israelische Soldaten eröffnet, diese hätten zurückgeschossen. Man prüfe Berichte, dass auch Unbeteiligte zu Tode kamen. Die Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums und jene der israelischen Armee ließen sich zunächst nicht im Detail unabhängig überprüfen. (dpa)
Israels Armee: Fünf Terroristen im Gebiet einer Klinik getötet
Die israelische Armee teilte mit, Streitkräfte hätten im Gebiet des Indonesischen Krankenhauses im Norden Gazas „einen begrenzten Einsatz gegen Terroristen und Infrastruktur ausgeführt und abgeschlossen“. Fünf Terroristen seien im Krankenhaus und seiner Umgebung getötet sowie weitere festgenommen worden. Von dort habe es innerhalb des vergangenen Monats immer wieder Angriffe auf israelische Soldaten gegeben. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen. (dpa)
UN-Nothilfebüro beklagt Lage im Norden Gazas
Die Lage in den Krankenhäusern Kamal Adwan und Al Awda sowie in dem Indonesischen Krankenhaus habe sich seit dem 21. Dezember drastisch verschlechtert, berichtete OCHA. Der Norden Gazas sei weiter praktisch belagert. Seit dem 1. Dezember hätten die israelischen Behörden 48 von 52 Versuchen der UN, den Zugang für humanitäre Hilfe zu koordinieren, verweigert. Der neue UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher berichtete zuvor von einem Zusammenbruch von Recht und Ordnung in dem abgeriegelten Küstengebiet. Vorräte würden durch lokale Banden systematisch geplündert.
Nach Israels Darstellung sind genug Hilfsgüter da, die UN schafften es nicht, sie zu verteilen. Nach internationaler Rechtsauffassung ist Gaza von Israel besetztes Gebiet. Israel sei für die Aufrechterhaltung der Ordnung zuständig. (dpa)
Israels Armee: Angriff in Chan Junis
Israels Armee teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, einen weiteren Terroristen der Hamas im südlichen Chan Junis angegriffen zu haben. Er habe sich dort in einer humanitären Schutzzone verschanzt. Vor dem „präzisen Angriff“ seien Maßnahmen ergriffen worden, die Gefahr für Zivilisten zu mindern. Angaben zu möglichen Opfern machte die Armee nicht. Das israelische Militär wirft der Hamas immer wieder vor, sich in Kliniken und anderen zivilen Einrichtungen zu verschanzen und Zivilisten so als menschliche Schutzschilde zu benutzen. (dpa)
Israel holt seine Unterhändler aus Katar zurück
Nach einer Woche intensiver Verhandlungen in Katar über eine Waffenruhe holt Israel seine Unterhändler wieder zurück. Es solle interne Beratungen über die Fortsetzung der Verhandlungen zur Freilassung der in Gaza festgehaltenen Geiseln geben, erklärte das Büro von Regierungschef Netanjahu. Katar fungiert mit den USA und Ägypten als Vermittler zwischen Israel und der Hamas. Nach israelischen Angaben werden im Gazastreifen noch rund 100 Geiseln festgehalten. Viele von ihnen dürften allerdings nicht mehr am Leben sein. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt