+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iran droht Israel mit „Blutrache“
Nach dem Tod von Hamas-Chef Ismail Haniyeh kündigt der Iran einen breiten Gegenschlag an. Bei Angriffen Israels im Westjordanland sterben neun Palästinenser.
Örtlicher Kassam-Kommandeur unter den Toten
Bei israelischen Luftangriffen in Tulkarem im israelisch besetzten Westjordanland sind nach Angaben beider Seiten neun Palästinenser getötet worden. Unter den Opfern eines ersten Drohnenangriffs habe sich ein örtlicher Kommandeur der Kassam-Brigaden, des bewaffneten Arms der islamistischen Hamas, befunden.
Die weiteren vier Leichen konnten zunächst nicht identifiziert werden. Berichten zufolge handelte es sich bei den Getöteten gleichfalls um Militante aus den Reihen der Kassam-Brigaden sowie des Palästinensischen Islamischen Dschihad, der mit der Hamas verbündet ist.
Das israelische Militär teilte mit, dass es ein Fahrzeug beschossen habe. Ziel des Angriffs sei eine „Terrorzelle“ gewesen, die im Gebiet um Tulkarem aktiv war. Die fünf Männer sollen sich demnach auf dem Weg zur Ausführung eines Terroranschlags befunden haben.
Wenig später kehrte das Militär eigenen Angaben zufolge nach Tulkarem zurück. Als es unter Beschuss geriet, habe ein Angriff der Luftwaffe vier Militante getötet. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa bestätigte den Tod von vier Palästinensern bei diesem Zusammenstoß. (dpa)
Hamas-Chef Haniyeh „durch Kurzstreckengeschoss getötet“
Der Chef der radikalislamischen Hamas, Ismail Haniyeh, ist nach Angaben der iranischen Revolutionsgarden in Teheran durch ein „Kurzstreckengeschoss“ getötet worden. Dieses sei Untersuchungen zufolge „mit einem Sprengkopf von etwa sieben Kilogramm von außerhalb der Gästeunterkunft abgefeuert“ worden, hieß es am Samstag in einer von der amtlichen Nachrichtenagentur Irna veröffentlichten Erklärung. Dadurch sei eine „starke Explosion“ verursacht worden.
Haniyeh, Chef des Hamas-Politbüros mit Wohnsitz in Katar, war am Mittwoch während eines Besuchs in der iranischen Hauptstadt getötet worden. Die Hamas und der Iran machten Israel dafür verantwortlich und drohten mit Vergeltung. Israel hat sich nicht zur Tötung geäußert. (afp)
Ein Toter nach israelischem Angriff im Libanon
Bei einem israelischen Angriff im Südlibanon ist nach libanesischen Angaben ein Mensch getötet worden. Die Nachrichtenagentur NNA berichtete unter Berufung auf das Gesundheitsministerium, dass bei dem Angriff auf ein Auto nahe dem Ort Basurieh auch zwei Personen verletzt worden seien.
Das israelische Militär teilte mit, dass es einen Hisbollah-Kämpfer ausgeschaltet habe. Der Mann habe bei der Planung und Ausführung von Angriffen auf Israel eine wichtige Rolle gespielt. Auch die Schiiten-Miliz bestätigte seinen Tod, machte aber keine Angaben zu seinem Rang und seiner Funktion. Am Morgen reklamierte die Hisbollah einen Angriff auf Nordisrael für sich. (dpa)
Bericht: Israelische Gaza-Verhandler in Kairo eingetroffen
Vor dem Hintergrund einer drohenden militärischen Eskalation in Nahost ist eine israelische Delegation einem Medienbericht zufolge zu indirekten Gaza-Verhandlungen in Kairo eingetroffen. Der Abordnung gehörten die Chefs der Geheimdienste Mossad (Ausland), David Barnea, und Schin Bet (Inland), Ronen Bar, an, schrieb der gut vernetzte israelische Journalist Barak Ravid im Online-Nachrichtenportal walla.co.il.
Bei den indirekten Verhandlungen mit der islamistischen Hamas im Gazastreifen vermitteln Ägypten, Katar und die USA. Die neue Gesprächsrunde steht unter keinem guten Stern. Die tödlichen Anschläge auf den Hamas-Chef Ismail Haniyeh in Teheran und auf den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in Beirut haben die gesamte Region an den Rand eines Kriegs gebracht. Mit Haniyeh wurde außerdem einer der Hauptverhandler der islamistischen Organisation getötet – mit ungewissen Folgen für den Fortgang der ohnehin schwierigen Gespräche, die sich seit Monaten im Kreis drehen.
Sie zielen auf eine Waffenruhe im fast zehn Monate dauernden Gaza-Krieg sowie auf eine Freilassung israelischer Geiseln in der Gewalt der Hamas ab. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen. Zuletzt hatten sich die Positionen Israels verhärtet, das auf einem längeren Verbleib seines Militärs an strategischen Stellen des Gazastreifens beharrt.
Bei der Runde in Kairo mit dem ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamal und anderen hochrangigen Regierungsvertretern soll es dem Bericht zufolge um die Freilassung von Geiseln sowie um künftige Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze des Gazastreifens zu Ägypten gehen. Israel will verhindern, dass sich die Hamas über diese Grenze Nachschub an Waffen und Munition beschaffen kann.
Zur Tötung Haniyehs, der sich zu einem Staatsbesuch im Iran aufhielt, äußerte sich Israel bislang nicht. Den Angriff auf Schukr, einen wichtigen Militärplaner der libanesischen Schiiten-Miliz, reklamierte Israel für sich. (dpa)
Iranischer Kommandeur droht Israel mit breitem Gegenschlag
Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) droht Israel mit einem breiten Gegenschlag verbündeter Milizen in der Region. „Das kriminelle und terroristische zionistische Regime (Israel) und seine Unterstützer müssen mit dem heiligen Zorn der Widerstandsgruppen rechnen“, sagte General Hussein Salami nach Angaben des Webportals der Revolutionsgarden.
Zu den nichtstaatlichen Verbündeten des Irans zählen die Huthi im Jemen und die Hisbollah-Miliz im Libanon, auch im Irak und Syrien gibt es Iran-treue Milizen.
In einem Schreiben an Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah sprach der Kommandeur von einer harten und blutigen Rache. Israel werde für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Haniyeh und Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr einen hohen Preis bezahlen müssen, schrieb Salami. Israel hat sich zu dem Tod von Haniyeh bisher nicht geäußert. Die islamistische Hamas und der Iran machen Israel aber dafür verantwortlich.
Seit dem beispiellosen Massaker in Israel durch die Hamas und andere terroristische Gruppen führt das israelische Militär Krieg gegen die Palästinenserorganisation im Gazastreifen und hat mehrere führende Köpfe ausgeschaltet.
Wegen Haniyehs Tod schwor auch Irans Armeechef Mohammed Bagheri „Blutrache“ gegen Israel. Die Streitkräfte prüfen demnach nur noch Zeitpunkt und Ausführung eines Vergeltungsschlags. „Sicher ist nur, dass die Zionisten (Israel) diese Tat bitter bereuen werden“, so der General. (dpa)
USA verlegen weitere Kampfjets und Kriegsschiffe
Angesichts einer drohenden Eskalation im Nahen Osten hat Pentagonchef Lloyd Austin die Verlegung von zusätzlichen amerikanischen Kampfjets und Kriegsschiffen in die Region angeordnet. Dies teilte das US-Verteidigungsministerium am Freitagabend mit. Zudem würden zusätzliche Kreuzer und Zerstörer mit Fähigkeiten zur Abwehr ballistischer Raketen nach Europa und den Nahen Osten beordert.
Ferner würden Schritte unternommen, mehr landgestützte ballistische Raketenabwehrwaffen zu schicken, hieß es in der Mitteilung. Woher das Kampfjet-Geschwader kommt oder wo im Nahen Osten es stationiert werden soll, ließ das Pentagon offen.
Austin ordnete zudem die Verlegung der Flugzeugträgerkampfgruppe „USS Abraham Lincoln“ in den Nahen Osten an, wo sie die Verbände um den Träger „USS Theodore Roosevelt“ ersetzen soll. Letztere Kampfgruppe hält sich derzeit im Golf von Oman auf, soll aber noch im Laufe des Sommers heimkehren soll. Die jüngste Entscheidung legt nahe, dass das Pentagon als Abschreckungsmittel gegen den Iran einen Flugzeugträger bis mindestens zum kommenden Jahr in der Region belassen will. Haniyeh
Pistorius: Einsatz zum Schutz Israels würde Mandat erfordern
Eine Beteiligung der Bundeswehr zum Schutz Israels vor einem möglichen iranischen Großangriff steht für Verteidigungsminister Boris Pistorius nicht auf der Tagesordnung. Eine militärische Unterstützung durch Material in welcher Form auch immer werde dagegen zu entscheiden sein, „wenn es ansteht“, sagte Pistorius am Rande eines Besuchs im Camp Bonifas an der Grenzlinie zu Nordkorea. Er sei aber in aktuelle Gespräche, die in Berlin stattfinden, nicht involviert.
Pistorius äußerte sich auf die Frage, ob sich auch Deutschland wie die USA oder andere Partner an einer Operation zum Schutz von Israel beteiligen könnte. Jede Beteiligung von deutschen Soldaten und Soldatinnen, „die für mich gerade völlig unvorstellbar sind“, würden im Übrigen auch ein Mandat des Bundestags erfordern, sagte er „Also von daher stellt sich die Frage aktuell überhaupt nicht“, sagte er. (dpa)
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