+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Israel meldet 170 tote „Terroristen“
Hamas behauptet, fünf Patienten der Al-Schifa-Klinik seien wegen schlechter Versorgung gestorben. Guterres nennt Hungersnot in Gaza einen „moralischen Skandal“.
Israel setzt Angriffe auf Hamas-Stellungen fort
Israels Armee setzt nach eigener Darstellung ihre Angriffe auf Stellungen der Islamistenorganisation Hamas im Gazastreifen fort. Israels Luftwaffe habe am Freitag „rund 35 Terrorziele im gesamten Gazastreifen angegriffen, darunter operative Kommandozentralen, Militärposten, Infrastruktur von Terrororganisationen“, teilte das Militär am Samstag mit. „Dutzende Terroristen wurden am vergangenen Tag bei Bodenkämpfen und Luftangriffen im Gazastreifen eliminiert.“ Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde teilte mit, binnen 24 Stunden seien 72 Palästinenser getötet und weitere 144 verletzt worden. Damit steige die Zahl der seit Beginn des Gaza-Krieges Getöteten auf 32.142 Menschen. 74.412 weitere hätten Verletzungen erlitten. Die Zahlen ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren. Zahlreiche Tote und Verletzte werden noch unter Trümmern vermutet. Wegen der heftigen Kämpfe können Rettungskräfte nicht immer zu ihnen vordringen. (dpa)
Fünf Patienten wegen schlechter Versorgungslage gestorben
In dem seit Tagen von Israel abgeriegelten Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Behörden fünf verwundete Palästinenser wegen schlechter Versorgungslage gestorben. Diese Patienten seien gestorben, weil sie in den vergangenen sechs Tagen keine angemessene Versorgung, kein Wasser und keine Nahrung erhalten konnten, teilt das Gesundheitsministerium in dem Palästinenser-Gebiet mit. Auch der Zustand anderer verletzter Patienten verschlechterte sich.
Das israelische Militär erklärt, es schütze Zivilisten, Patienten und medizinisches Personal dort und sorge für Lebensmittel, Wasser und für angemessene medizinische Behandlung. Die Armee war am Montag auf der Suche nach Kämpfern der radikal-islamischen Hamas in den Klinik-Komplex eingedrungen und liefert sich seitdem in der Umgebung Kämpfe mit Extremisten. Israel wirft der Hamas vor, die Klinik zu militärischen Zwecken und als Rückzugsort für militante Gruppen zu missbrauchen. (rtr)
Guterres fordert von Israel freien Zugang zu Hilfsgütern
Angesichts der dramatischen Lage der Bevölkerung im abgeriegelten Gazastreifen hat UN-Generalsekretär Antonio Guterres Israel zu einem ungehinderten Zugang für Hilfslieferungen aufgefordert.
Israel müsse eine feste Zusage dafür geben, sagte er am Samstag bei einem Besuch des Gaza-Grenzübergangs Rafah auf ägyptischer Seite. Die lange Schlange blockierter Lastwagen mit Hilfsgütern auf der ägyptischen Seite der Grenze zu dem Palästinenser-Gebiet, in dem Menschen vom Hungertod bedroht seien, sei mehr als tragisch. „Es ist ein moralischer Skandal.“ Die Vereinten Nationen würden weiterhin mit Ägypten zusammenarbeiten, um die Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen zu vereinfachen.
Guterres forderte zudem erneut eine sofortige humanitäre Waffenruhe und die Freilassung der im Gazastreifen von der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas festgehaltenen Geiseln. (rtr)
Israel: „Terror-Infrastruktur“ entdeckt
Die israelischen Truppen haben im Rahmen ihrer Durchkämmung des Al-Schifa-Krankenhauskomplexes in Gaza-Stadt nach Militärangaben inzwischen mehr als 170 „Terroristen“ im Bereich der Klinik getötet. Mehr als 800 Verdächtige seien verhört worden. Außerdem habe man zahlreiche Waffen sowie „Terror-Infrastruktur“ entdeckt, teilt das israelische Militär mit.
Die Streitkräfte waren am Montag in das Krankenhaus eingedrungen. Nach ihren Angaben verläuft unter der Klinik ein Tunnelnetzwerk, das von Kämpfern der Hamas und anderen militanten Palästinensern genutzt wird. Die Hamas und Krankenhausmitarbeiter weisen Vorwürfe zurück, wonach die Klinik zu militärischen Zwecken oder als Rückzugsort für militante Gruppen genutzt wird. Die Hamas hat Israel zudem vorgeworfen, in dem Krankenhaus nicht Kämpfer, sondern Patienten und Vertriebene getötet zu haben. (rtr)
Sicherheitsratsabstimmung auf Montag verschoben
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stimmt einem Insider zufolge am Montag über eine alternative Resolution zur Waffenruhe im Gazastreifen ab. Dieser wurde von gewählten Mitgliedern des Sicherheitsrates ausgearbeitet, sagt ein Diplomat. Die Abstimmung war für Samstag geplant, wurde aber verschoben, weil die Diskussionen noch andauerten, fügt er hinzu. Der Entwurf fordert einen sofortigen Waffenstillstand für den laufenden muslimischen heiligen Monat Ramadan, die Freilassung aller Geiseln und eine Ausweitung der humanitären Hilfe für den Gazastreifen. (rtr)
Israelische Delegation auf dem Weg nach Doha
Während die Unstimmigkeiten zwischen Israel und den USA über die Vorgehensweise im Gaza-Krieg immer offener zutage treten, hat sich eine israelische Delegation erneut auf den Weg nach Doha gemacht, um über eine befristete Waffenruhe und eine Geiselfreilassung zu verhandeln. Unter Führung des Chefs des Auslandsgeheimdiensts Mossad, David Barnea, soll sich die Abordnung an diesem Samstag in der katarischen Hauptstadt mit CIA-Direktor William Burns, Katars Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman Al Thani und dem ägyptischen Geheimdienstminister Abbas Kamel treffen.
Die USA, Katar und Ägypten vermitteln in den sich schon über mehrere Wochen hinziehenden indirekten Gesprächen zwischen Israel und der Hamas. Sie zielen darauf ab, dass die Islamisten während einer sechswöchigen Waffenruhe 40 israelische Geiseln freilassen. Israel soll im Gegenzug mehrere hundert palästinensische Häftlinge aus Gefängnissen entlassen. Die Hamas fordert darüber hinaus, dass das israelische Militär die in den Süden des Gazastreifens vertriebenen Palästinenser in ihre Wohnorte in der Mitte und im Norden des Küstengebiets zurücklässt. Israel will derzeit nur Frauen und Kinder zurückkehren lassen.
Aus Washington kamen zuletzt vorsichtig optimistische Signale. „Wir glauben, dass wir (einer Einigung) näher kommen, dass die Differenzen kleiner werden“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Freitag (Ortszeit). Die Art und Weise, wie die Gespräche verliefen, sei ein „gutes Zeichen“. Allerdings gebe es kein Datum für einen Abschluss, den es erst geben könne, wenn über das gesamte Paket eine Einigung erzielt wird. (dpa)
Guterres besucht ägyptische Grenzstadt Rafah
UN-Generalsekretär António Guterres ist nach Ägypten an die Grenze zum Gazastreifen gereist. Guterres werde voraussichtlich am Freitagabend in Ägypten eintreffen „für seine jährliche Solidaritätsreise zum Ramadan“, sagte sein Vize-Sprecher Farhan Haq am Freitag. Er werde unter anderem in den nördlichen Sinai reisen, wo er ein Krankenhaus in Al-Areesch besuchen werde, sowie am Samstag „nach Rafah auf der ägyptischen Seite“, wo ein Treffen mit humanitären Helfern geplant sei.
In Kairo wird Guterres demnach voraussichtlich mit ägyptischen Regierungsvertretern zusammentreffen und die Iftar-Mahlzeit zum Fastenbrechen mit sudanesischen Kriegsflüchtlingen teilen. Anschließend soll er nach Jordanien reisen, um sich mit Mitarbeitern des umstrittenen UN-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge UNRWA zu treffen.
Guterres hatte die ägyptische Grenzstadt Rafah bereits im Oktober besucht. Während seines erneuten Besuchs wolle der UN-Generalsekretär „seine Aufrufe zu einem humanitären Waffenstillstand“ im angrenzenden Gazastreifen, aber auch im Sudan wiederholen, sagte Haq.
In Rafah leben inzwischen 1,4 Millionen palästinensische Binnenflüchtlinge auf engstem Raum, nachdem die israelische Armee als Reaktion auf den beispiellosen Überfall der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober einen Militäreinsatz in dem Palästinensergebiet gestartet hatte. (afp)
US-Militär greift Lagerstätten der Huthi-Miliz an
Das US-Militär hat nach eigenen Angaben am Freitag drei unterirdische Lagerstätten der jemenitischen Huthi-Miliz angegriffen. US-Streitkräfte hätten „Selbstverteidigungsangriffe“ gegen drei unterirdische Lagereinrichtungen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz ausgeführt, erklärte das Zentralkommando (Centcom). Sie hätten sich in den von den Huthis kontrollierten Gebieten im Jemen befunden. Zudem seien vier unbemannte Luftfahrzeuge erfolgreich zerstört worden.
Es seien außerdem vier von der Huthi-Miliz Richtung Rotes Meer gestartete Antischiffsraketen registriert worden. Centcom zufolge wurden keine Verletzten oder Schäden an Schiffen der USA oder Verbündeten oder an Handelsschiffen gemeldet.
Die Huthi-Miliz greift seit November Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an, um sich nach eigenen Angaben mit den Palästinensern im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen zu solidarisieren. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands“, zu der neben der Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.
Viele Reedereien meiden wegen der Angriffe inzwischen die wichtige Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten Seehandels abgewickelt werden. Die USA und Großbritannien führen als Reaktion auf den Beschuss der Schifffahrt Luftangriffe auf Huthi-Stellungen aus und wollen damit weitere Attacken auf Handelsschiffe verhindern. (afp)
Blinken warnt Israel vor strategielose Fortführung des Kriegs
US-Außenminister Antony Blinken hat Israel einem Medienbericht zufolge davor gewarnt, den Krieg im Gazastreifen ohne ersichtliche Strategie fortzuführen. Israels Sicherheit und sein Platz in der Welt seien in Gefahr, habe Blinken bei einem Treffen mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dem Kriegskabinett gesagt, berichtete das Nachrichtenportal „Axios“ unter Berufung auf eine namentlich nicht genannte Quelle, die mit dem Inhalt des Gesprächs vertraut sein soll.
Israel brauche einen schlüssigen Plan, ansonsten verheddere es sich in einem Aufstand, den es nicht in den Griff bekommen werde, habe Blinken gesagt. Würde der Krieg weiter so verlaufen wie bisher, würde die islamistische Hamas die Kontrolle im Gazastreifen behalten oder es würde Anarchie ausbrechen, die noch mehr Terrorismus erzeugen würde. Der Quelle zufolge, schreibt das Portal weiter, soll Netanjahu geantwortet haben, dass „wir auf Jahrzehnte alle Hände voll zu tun haben werden“. (dpa)
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