piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Guterres warnt vor Tragödie in Rafah

Der UN-Generalsekretär hat Waffenruhe gefordert, um eine Tragödie in Rafah zu vermeiden. Seit Kriegsbeginn wurden mehr als 27.000 Menschen in Gaza getötet.

Schäden und Trümmer am 9. Februar in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen Foto: Mohammed Talatene/dpa

Knapp 28.000 Menschen im Gazastreifen getötet

Im Gazastreifen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde bei den israelischen Angriffen insgesamt 27.947 Menschen getötet worden. 67.459 Palästinenserinnen und Palästinenser seien zudem seit Kriegsbeginn verletzt worden. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 107 Menschen getötet und 142 verletzt worden. Die Zahl der Opfer könnte noch weitaus höher sein, da viele Menschen vermisst werden und vermutet wird, dass sie unter den Trümmern zerstörter Gebäude verschüttet wurden. (rtr)

USA greifen erneut Huthi-Ziele im Jemen an

Das US-Militär hat neue Luftangriffe auf die Huthi-Rebellen im Jemen geflogen. Das US-Zentralkommando teilte am Freitag mit, dabei seien am Donnerstag vier mit Sprengstoff beladene Drohnenboote und sieben mobile Abschussvorrichtungen für Marschflugkörper zerstört worden, die auf Schiffe im Roten Meer gerichtet sein könnten.

Die Waffen hätten eine unmittelbare Bedrohung für Schiffe der US-Marine und Handelsschiffe in der Region dargestellt, erklärte das Zentralkommando. „Diese Maßnahmen werden die Freiheit der Schifffahrt schützen und die internationalen Gewässer für Schiffe der US-Marine und Handelsschiffe sicherer machen.“ Die Huthi räumten die Verluste nicht ein.

Seit November griffen die Rebellen vorgeblich wegen der israelischen Offensive im Gazastreifen wiederholt Schiffe im Roten Meer an. Ziel waren dabei häufig auch Schiffe, die nur geringe oder gar keine eindeutigen Verbindungen zu Israel haben. Die Angriffe gefährden den Schiffsverkehr auf einer wichtigen Handelsroute zwischen Asien, dem Nahen Osten und Europa. In den vergangenen Wochen flogen die USA und Großbritannien, unterstützt von anderen Verbündeten, Luftangriffe auf Raketenarsenale und Abschussrampen der Huthi. (dpa)

Biden: Israels Vorgehen in Gaza „überzogen“

US-Präsident Joe Biden hat das militärische Vorgehen Israels im Gaza-Krieg als „überzogen“ bezeichnet. Er bemühe sich weiterhin „unermüdlich“ darum, Israel und die Hamas zu einer längeren Kampfpause zu bewegen, erklärte Biden am Donnerstagabend (Ortszeit) im Weißen Haus. Er arbeite auch daran, dass weitaus mehr humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelangten als bislang. Darüber sei er telefonisch mit Katar, Ägypten und Saudi-Arabien im Gespräch.

„Unablässig“ bemühe er sich aktuell um ein weiteres Abkommen über eine Feuerpause und eine Freilassung von Dutzenden verbliebenen Geiseln der Hamas, die bei deren Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt worden waren. Für einen neuen Deal hat die Hamas von Israel die Entlassung von Hunderten palästinensischen Gefangenen sowie eine Beendigung der Militäroffensive im Gazastreifen verlangt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dem indes eine Absage erteilt. (ap)

Israel: 30 Raketen aus dem Libanon abgefeuert

Nach dem israelischen Angriff auf einen Anführer der islamistischen Hisbollah-Miliz im Libanon sind aus dem Land rund 30 Raketen auf Israel abgefeuert worden. Die Raketen seien am Donnerstagabend vom Libanon aus auf die nordisraelischen Gebiete Ein Seitim und Dalton abgefeuert worden, sagte ein Sprecher der israelischen Armee der Nachrichtenagentur afp. Nach bisherigem Kenntnisstand sei damit niemand verletzt worden.

Zuvor war ein Hisbollah-Kommandeur nach Angaben aus libanesischen Sicherheitskreisen schwer verletzt worden, als sein Auto bei der Einfahrt in die südlibanesische Großstadt Nabatäa von einer israelischen Rakete getroffen wurde. Nabatäa war von den seit Monaten andauernden Auseinandersetzungen zwischen der Hisbollah und der israelischen Armee bisher weitgehend verschont geblieben.

Die Hisbollah nimmt seit dem Beginn des Krieges zwischen der mit ihr verbündeten islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel regelmäßig Stellungen der israelischen Armee unter Beschuss. Israel reagiert darauf mit Angriffen auf den Süden des Libanon, insbesondere mit Drohnenangriffen auf Hisbollah-Kämpfer. (afp)

UN-Generalsekretär warnt vor Tragödie in Rafah

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen hat eine sofortige humanitäre Waffenruhe im Gazastreifen gefordert, bevor es zu einer „gigantischen Tragödie“ in der südlichen Stadt Rafah komme, wenn Israel dort Militäroperationen in derselben Intensität wie in anderen Teilen des Küstengebiets vornehme. António Guterres sagte bei am Donnerstag, mehr als die Hälfte der 2,3 Millionen Menschen im Gazastreifen sei auf der Suche nach Sicherheit vor der israelischen Militäroffensive nach Rafah gedrängt worden. „Sie können nirgendwo hin“, sagte er. „Sie leben in überfüllten Behelfsunterkünften unter unhygienischen Bedingungen, ohne fließendes Wasser und Strom.“

Guterres beklagte Verstöße gegen das Humanitäre Völkerrecht, das den Schutz von Zivilisten und die Befriedigung ihrer grundlegenden Bedürfnisse vorsieht, durch Israel. Er verurteilte aber auch Verstöße der Hamas, die bei ihrem Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober etwa 1.200 Menschen tötete.

Auf die Frage, ob es einen Notfallplan für Zivilisten in Rafah gebe, sich an einen anderen Ort zu begeben, und ob er darauf drängen werde, dass die Grenze nach Ägypten geöffnet wird, antwortete Guterres: „Ich denke, wir sollten darauf drängen, die Tragödie zu vermeiden, anstatt auf Dinge zu drängen, die die Tragödie erleichtern.“

Seit Ausbruch des Krieges hat sich Ägypten gegen Forderungen gewehrt, in großer Zahl palästinensische Flüchtlinge aufzunehmen. Kairo befürchtet, dass Israel verhindern könnte, dass sie in den Gazastreifen zurückkehren. Ägypten hat zudem davor gewarnt, dass sich Kämpfer unter die Flüchtenden mischen könnten. (ap)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Hillary Clinton: Netanyahu muß weg

    Die israelische Regierung Israel ist der reichenweitenstarken konservativen Tageszeitung „Maariv“ zufolge darüber besorgt, Washington könnte bei seinen Bemühungen um eine Zweistaatenlösung einen unabhängigen palästinensischen Staat auch ohne Zustimmung Jerusalems anerkennen. (Quelle: Tagesspiegel, 9.2.2024)

    Überdies muß Netanyahu befürchten, als Hindernis für eine Friedensreglung von Washington fallen gelassen zu werden: “Netanyahu should go. He is not a trustworthy leader. It was on his watch that the [October 7] attack happened. He needs to go, and if he’s an obstacle to a ceasefire, if he’s an obstacle to exploring what’s to be done the day after, he absolutely needs to go,”, so die frühere US-Außenministerin und Präsidentschaftskandidatin der Dems Hillary Clinton gegenüber MSNBC. “We wish there was a ceasefire. If Hamas would agree to a ceasefire, there would be a ceasefire,” she said. (Quelle: Times of Israel, 8.2.2024)

  • Sagt mal, geht's noch? Seid ihr alle so abgestumpft?

    Da soll jetzt auch noch was Rafah bombardiert werden, eine Stadt, in der nun 1 Mio Menschen zusammengepfercht sind, weil ihre ursprünglichen Wohnungen / Häuser / Städte schon zerstört, und sie aus ihren Orten vertrieben wurden. Es drohen massiv weitere Tote, weiterer Hass und letztlich eine weitere Vertreibung palestinensischer Menschen, Ägypten steht ja eh schon massiv unter Druck, seine Grenze nach Gaza zu öffnen, die Konzentration von Geflüchteten in Rafah ist ja ein offensichtliches Ergebnis der von Nord nach Süd Strategie der IDF.

    Und hier wir übers Wetter diskutiert???

    • @EffeJoSiebenZwo:

      Danke.

  • Eines ist leider sicher: Nach Einnahme von Rafah wird man sich auf den Schlachtfeld umsehen, wird die Toten wegschaffen und feststellen, dass man gescheitert ist. Es wird weder Frieden herrschen, noch wird es mehr Sicherheit für Israel geben, noch werden die Geiseln heil bei ihren Familien sein. Der Terror hat gesiegt.



    Guterres Warnung ist nur zu berechtigt.

  • Warum nur lassen die Menschen im Gazastreifen das weitere Wirken der Hamas unter ihnen zu? Wollen die nicht die katastrophalen Folgen der fortdauernden Geiselnahme sehen?

    • @vieldenker:

      Ja warum wohl? Warum haben die Iraner die Mullahs noch nicht gestürzt, warum lassen sich die Afghanen von den Taliban massakrieren und warum leben die Nordkoreaner in bitterer Armut?



      Die Hamas ist eine brutale, vom Ausland bis an die Zähne bewaffnete Terrororganisation, die alle Strukturen in GAZA kontrolliert. Die Mitgliederzahl der Quassam wird auf bis zu 70.000 Kämpfer geschätzt. 80% der Menschen in Gaza sind auf der Flucht und kämpfen wortwörtlich ums eigene Überleben.



      Die Forderung von der Couch aus, die Leute müssten nur mal eben ihren Hintern hochkriegen und die Terroristen besiegen, ist ähnlich ignorant, wie die Behauptung, die Ukrainer könnten mit Menschenketten die Russen aus dem Land jagen. Wie oft hat es denn erfolgreichen Aufstände gegen solche Regime in der neueren Geschichte gegeben?



      Dazu kommt außerdem, dass sie nicht das Gefühl haben können, auf der anderen Seite der Mauer Verbündete zu finden. Ein Drittel der Minister Israels hat erst vor Kurzem laut über eine Vertreibung der Palestinänser aus Gaza nachgedacht.

      • @Deep South:

        "Die Hamas ist eine brutale, vom Ausland bis an die Zähne bewaffnete Terrororganisation, die alle Strukturen in GAZA kontrolliert."

        U.a., ja. Für mich sind sie auch so eine Art "Söldnerarmee", "ausländische Agenten" u.ä. und ich hoffe, dass die Gaza-Bevölkerung nach dem Krieg erkennen kann, dass die Hamas eben nicht ihre eigenen Interessen, sondern die "ausländischer Mächte" (etwas platt ausgedrückt) vertritt.

        Ich frage mich, wer die Interessen der Gaza-Bevölkerung glaubwürdig vertreten kann. Zwei Millionen Menschen, eine relativ kleine Zahl, da muss man doch eine vernünftige Regierung hinbekommen können, vor allem mit dem unglaublich vielen Geld und den Fördermitteln aus aller Welt.

        Gaza kann nach dem Krieg ein "Vorzeige"-Land werden, wenn es u.a. nachhaltig neu aufgebaut wird und die Bewohner das wünschen.



        Ich kann mir vorstellen, dass sich Architekten, Ökologen, Umweltwissenschaftler u.v.m. für so ein Projekt begeistern würden und es gibt ja Gaza-Bürger im Ausland, die über das dafür notwendige Wissen verfügen bzw. entsprechende Studiengänge absolviert haben.

        Hausbauer statt Raketenbauer, Wasserrohre statt Raketenrohre.

      • @Deep South:

        Ich fordere gar nichts von der Couch, wundere mich aber über die einseitigen Forderungen der Palästinenser und der UNO. Dabei liegt der Schlüssel für ein schnelles Ende im Sand von Gaza. Nur durch eine bedingungslose Freilassung der verbliebenen Geiseln, würde man dem extremen Teil der israelischen Regierung derzeit den Wind aus den politischen Segeln nehmen.

        • @vieldenker:

          Sicher wär das das Beste. Aber daran hat die Hamas natürlich gar kein Interesse. Viele Menschen in Gaza kennen eben auch nur ihre Version des Konflikts. Viele mit persönlichem Verlust. Dazu omnipräsente Propaganda, Abhängigkeiten, etc. Das ist ja keine Demokratie. Eine echte Zivilgesellschaft außerhalb der Hamas Strukturen gibt es nicht.



          Wenn die Hamas enorm geschwächt ist, kann ich mir schon vorstellen, dass sie dann in einigen Orten zum Teufel gejagt werden. Aber dass jetzt das Volk das Ganze irgendwie aktiv beenden kann, ist wohl aussischtslos.