+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: 100 Tage Krieg

Die Hamas ermordete am 7. Oktober 1.200 Menschen. Bei Angriffen in Gaza sind seither 23.800 Menschen gestorben. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht.

Eine Frau nimmt an der Grenze zwischen Israel und Gaza an einem Protest teil, der von den Familien der israelischen Geiseln, die von der Hamas festgehalten werden, organisiert wurde

Protest zur Freilassung der Hamas-Geiseln an der Grenze zwischen Israel und Gaza Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Der Krieg in Zahlen

Am 100. Tag des Gaza-Kriegs ist die vorläufige Bilanz verheerend. Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sollen nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde seit Oktober 2023 mehr als 23.800 Menschen getötet worden sein. Bei der brutalen Terrorattacke am 7. Oktober vergangenen Jahres ermordeten extremistische Palästinensergruppen mehr als 1.200 Menschen in Israel. Bei dem schlimmsten Massaker in der Geschichte Israels, das Auslöser des Krieges war, verschleppten Terroristen auch etwa 250 Menschen in den Gazastreifen.

Israel geht davon aus, dass dort noch 136 Menschen festgehalten beziehungsweise deren Leichen nicht herausgegeben werden. Regierungsangaben zufolge sind vermutlich 25 Menschen nicht mehr am Leben. Im Rahmen eines Deals zwischen der Regierung in Jerusalem und der Hamas wurden während einer einwöchigen Feuerpause Ende November insgesamt 105 Geiseln freigelassen. Im Austausch entließ Israel 240 palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen.

Die Lage für die Menschen im Gazastreifen bleibt dramatisch. Nach 100 Tagen Krieg sind nur noch 13 der 36 Krankenhäuser teilweise in Betrieb. Laut den Vereinten Nationen droht in dem Palästinensergebiet zudem eine Hungersnot. Der schwer zerbombte Küstenstreifen sei „unbewohnbar“ geworden. Rund 360.000 Wohneinheiten wurden demnach beschädigt oder zerstört. Dies bedeute, dass mehr als eine halbe Million der 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens kein Zuhause mehr hätten, in das sie nach dem Krieg zurückkehren könnten. UN-Angaben zufolge wurden in dem Palästinensergebiet im Zuge der Kämpfe 1,9 Millionen Menschen ein oder mehrmals vertrieben.

In Israel mussten laut Regierungsangaben mehr als 200.000 Menschen ihr Zuhause verlassen, um sich im Süden des Landes vor Angriffen der Hamas und im Norden vor Attacken der libanesischen Hisbollah in Sicherheit zu bringen. In Israel leben rund zehn Millionen Menschen. Auch an der Grenze zwischen Israel und dem Libanon kommt es im Zuge des Gaza-Kriegs immer wieder zu tödlichen Konfrontationen zwischen der israelischen Armee und der vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz. In Israels nördlichem Nachbarland wurden nach Angaben der Organisation für Migration (IOM) wegen der Spannungen mehr als 76.000 Menschen vertrieben. (dpa)

Netanjahu: Niemand wird uns aufhalten

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat sich fast 100 Tage nach Kriegsbeginn entschlossen für eine Fortführung der Offensive im Gazastreifen ausgesprochen. „Niemand wird uns aufhalten“, sagte Netanjahu bei einer Pressekonferenz am Samstag. „Es ist möglich und notwendig, bis zum Sieg weiterzumachen und das werden wir tun“, kündigte der Regierungschef an.

Die im Fernsehen übertragene Pressekonferenz fand am Vorabend des 100. Tags im Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas statt. Am 7. Oktober hatte die Palästinenserorganisation einen brutalen Überfall auf Israel gestartet und 1140 Menschen getötet sowie rund 250 Menschen in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion auf den beispiellosen Hamas-Überfall hatte Israel der islamistischen Organisation den Krieg erklärt und einen massiven Militäreinsatz im Gazastreifen gestartet.

Israels Armee-Chef versicherte, seine Landsleute würden den Hamas-Angriff nie vergessen. „Wir kämpfen für unser Recht hier in Sicherheit zu leben“, sagte Herzi Halevi in einer Fernsehansprache. Es handele sich um einen „gerechten Krieg“, der noch „lange andauern wird“, prophezeite Halevi. (afp)

Tausende protestieren in London gegen israelische Offensive im Gazastreifen

Tausende pro-palästinensische Demonstranten haben in London gegen Israels Offensive im Gazastreifen protestiert. Die Polizei, die am Samstag mit rund 1.700 Polizisten im Einsatz war, warnte die Demonstranten, mit ihren Plakaten und Sprechchören nicht „absichtlich die Grenzen zu überschreiten“. Die Demonstration war Teil eines Aktionstages in 30 Ländern, zu dem mehrere Organisationen auf Großbritannien aufgerufen hatten.

Seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas finden in London am Wochenende regelmäßig Demonstrationen statt. Der Protest am Samstag war insofern besonders, als dass Großbritannien am Vortag Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen angegriffen hatte. Die Miliz hatte zuvor wiederholt Handelsschiffe im Roten Meer angegriffen, die sie in Verbindung mit Israel brachte. Die schiitischen Rebellen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten „Achse des Widerstands“, zu der auch die Hamas gehört. (afp)

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