piwik no script img

+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Macron warnt Israel vor langem Krieg

Israels Militär verstärkt vor allem seine Attacken auf Ziele im Süden des Gazastreifens. Auch an der Grenze zum Libanon hat es erneute Gefechte gegeben.

Emmanuel Macron sieht die Gefahr eines Krieges „ohne Ende“ Foto: Peter Dejong/dpa

Macron warnt Israel vor „Krieg ohne Ende“

Die von Israel zum Ziel erklärte Zerstörung der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas könnte nach Ansicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron einen jahrelangen Krieg in Nahost bedeuten. Die „totale Zerstörung der Hamas“ würde mindestens „zehn Jahre“ Krieg erfordern, sagte Macron am Samstag am Rande der UN-Klimakonferenz in Dubai. Israel müsse deshalb sein Ziel „präzisieren“.

„Die totale Zerstörung der Hamas, denkt jemand, dass das möglich ist?“, fragte Macron vor Journalisten. „Wenn das das Ziel ist, dann dauert der Krieg zehn Jahre.“ Es gebe sogar die Gefahr eines „Kriegs ohne Ende“, warnte der französische Präsident. (afp)

USA gegen Zwangsumsiedlung von Palästinensern

Die USA werden nach Angaben von Vizepräsidentin Kamala Harris „unter keinen Umständen“ einer Zwangsumsiedlung von Palästinensern aus dem Gazastreifen oder dem Westjordanland zustimmen. Sie würden auch nicht zulassen, dass der Gazastreifen belagert oder dessen Grenzen neu festgelegt würden, sagte Harris laut einer Zusammenfassung der US-Regierung zu einem Treffen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi am Samstag.

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat sich für eine Zweistaatenlösung im Nahost-Konflikt ausgesprochen, bei der Israel und ein palästinensischer Staat nebeneinander existieren sollen. (ap)

Hamas meldet Tötung israelischer Soldaten bei Gaza-Stadt

Der bewaffnete Arm der radikal-islamischen Hamas hat eigenen Angaben zufolge israelische Fußsoldaten nordwestlich von Gaza-Stadt ins Visier genommen. Dabei habe es Tote und Verletzte gegeben. (rtr)

Israel bricht Verhandlungen über neuerliche Feuerpause ab

Israel bricht die Verhandlungen über eine neue Feuerpause in Katar ab. Die Delegation des Geheimdienstes Mossad sei abgezogen worden, teilt die israelische Regierung mit. Die Hamas habe ihren Teil der Abmachung nicht erfüllt und nicht alle Kinder und Frauen, die auf der vereinbarten Liste gestanden hätten, freigelassen. (rtr)

Mossad-Vertreter in Doha

Mindestens 193 Palästinenser sind nach palästinensischen Angaben seit dem Ende der Feuerpause am Freitagmorgen ums Leben gekommen. 650 Menschen seien verletzt worden, teilt ein Sprecher der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mit.

Eine Delegation des israelischen Geheimdienstes Mossad verhandelt einem Insider zufolge mit katarischen Unterhändlern über eine weitere Feuerpause. Die Gespräche in Doha gingen auch um die Freilassung von weiteren Geiseln, bei denen es sich nicht nur – wie bisher – um Frauen und Kinder handeln solle. (rtr)

Erdogan weist US-Forderung nach Distanzierung zurück

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan lehnt trotz wachsenden Drucks der USA eine Distanzierung von der radikalislamischen Hamas ab. Die Türkei stufe die Hamas nicht als terroristische Organisation ein, und diese Haltung sei der US-Regierung bekannt, erklärte Erdogan am Samstag. Die Palästinenserorganisation sei im Gazastreifen „als politische Partei zu den Wahlen angetreten und hat gewonnen“.

Der im US-Finanzministerium für den Kampf gegen Terrorfinanzierung zuständige Staatssekretär Brian Nelson hatte bei einem Besuch in der Türkei in dieser Woche die „tiefe“ Besorgnis Washingtons über die früheren Beziehungen Ankaras zur Hamas bekundet. Nelson rief die Türkei auf, mögliche künftige Geldtransfers gesetzlich zu verhindern.

Erdogan verbat sich eine Einmischung der USA. „Wir gestalten unsere Außenpolitik in Ankara und richten sie nur nach den Interessen der Türkei und den Erwartungen unseres Volkes aus“, erklärte der türkische Präsident. Er sei überzeugt, „dass unsere Gesprächspartner die konsequenten und ausgewogenen außenpolitischen Schritte der Türkei in solchen humanitären Krisen und Konflikten zu schätzen wissen“. (afp)

Erneute Gefechte an Grenze zwischen Israel und dem Libanon

An der Grenze zwischen dem Libanon und Israel hat es erneut Beschuss gegeben. Das israelische Militär teilte am Samstagmittag mit, zwei Mörsergranatenabschüsse auf israelischem Gebiet im Norden registriert zu haben. Die Mörser fielen demnach auf offenes Gelände. Als Reaktion darauf habe das Militär den Ort der Abschussraketen angegriffen und mit Artillerie auf mehrere Orte im Libanon gefeuert. Die vom Iran unterstütze Hisbollah-Miliz im Libanon teilte mit, am Vormittag einen Artilleriebunker im Grenzgebiet mit Raketen angegriffen zu haben.

Bereits am Morgen war Israel nach eigenen Angaben aus dem nördlichen Nachbarland beschossen worden. Die israelische Armee gab am Samstagmorgen bekannt, dass die eigene Artillerie in Reaktion darauf das Gebiet angegriffen habe, von wo aus die Geschosse Richtung Israel abgefeuert worden seien. Ein israelisches Kampfflugzeug habe das Ziel im Libanon getroffen, hieß es. Zu möglichen Opfern gab es keine Angaben. (dpa)

Israel bombardiert Süden des Gazastreifens

Das israelische Militär hat sein Bombardement im südlichen Gazastreifen am zweiten Tag nach Auslaufen der Feuerpause verstärkt. Wie die Armee am Samstagmorgen mitteilte, hätten Kampfflugzeuge in der Nacht in der Gegend der Stadt Chan Junis mehr als 50 Ziele bombardiert. Terroristen und Infrastruktur der islamistischen Hamas seien zudem in der Gegend von Beit Lahia mit Panzern und gezielten Luftschlägen attackiert worden, hieß es weiter.

Israelische Marineeinheiten hätten ferner in der Nacht militärische Ziele der Hamas im Hafen von Chan Junis sowie in Deir al-Balah mit Präzisionsmunition angegriffen. Dabei sei Infrastruktur und Ausrüstung der Marine-Streitkräfte der Hamas getroffen worden. Israel hatte zuvor wochenlang die Bewohner des nördlichen Gazastreifens aufgefordert, zu ihrer Sicherheit in den südlichen Teil zu flüchten.

Israels Armee veröffentlichte zwar am Freitag eine Karte für die Zivilbevölkerung, die das Gebiet in nummerierte Zonen einteilt – „in Vorbereitung auf die nächste Phase des Krieges“. Dies solle Bewohnern ermöglichen, „sich zu orientieren, die Anweisungen zu verstehen und sich bei Bedarf von bestimmten Orten aus in Sicherheit zu bringen“. Die heftigen Angriffe des israelischen Militärs am Samstag bieten jedoch erneut Anlass zur Sorge über Opfer unter der Zivilbevölkerung. (dpa)

400 Ziele seit Ende der Feuerpause angegriffen

Seit dem Ende der Feuerpause im Krieg mit der radikalislamischen Hamas hat die israelische Armee nach eigenen Angaben mehr als 400 Ziele im Gazastreifen angegriffen. An den Einsätzen seien die Luftwaffe, Bodentruppen sowie die Marine beteiligt gewesen, teilte die Armee am Samstagmorgen mit. Kampfjets hätten unter anderem mehr als 50 Ziele in der Gegend um die Stadt Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets bombardiert.

Am Freitagmorgen war eine siebentägige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgelaufen, die für die Freilassung von Geiseln der Hamas sowie für Hilfslieferungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen genutzt worden war. Seitdem setzte die israelische Armee ihre Angriffe auf die Hamas fort, während die radikalislamische Palästinenserorganisation wieder Raketen auf Israel abfeuerte.

„Wir beschießen zur Zeit militärische Ziele der Hamas im gesamten Gazastreifen“, erklärte der israelische Armee-Sprecher Jonathan Conricus am frühen Samstagmorgen. Nach Angaben der Hamas wurden seit Wiederaufnahme der Kämpfe am Freitag 240 Menschen im Gazastreifen getötet. (afp)

Baerbock ruft Araber zur Zusammenarbeit für Frieden auf

Außenministerin Annalena Baerbock hat die arabischen Staaten angesichts neuer schwerer Kämpfe im Gazastreifen zu konstruktivem Zusammenwirken für eine Friedenslösung zwischen Israel und den Palästinensern aufgerufen. „Alle, die das Leid beenden wollen, müssen jetzt zusammenarbeiten“, sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Denn der Schlüssel für ein Leben in Frieden und Sicherheit für Israelis und Palästinenser liegt auch in der Region.“

Gerade in den Stunden, in denen um eine Fortführung der humanitären Feuerpausen gerungen werde, sei ihr „ein enger Austausch mit den konstruktiven und moderaten arabischen Staaten der Region wichtig. Das haben wir von Anfang an zu unserer Priorität gemacht, in diesem Engagement werden wir nicht nachlassen.“ Baerbock hob besonders die Vermittlungsaktivitäten von Katar, Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) sowie von Bahrain und Marokko hervor.

„In einer Situation, in der ein weiterer Funke genügt und die ganze Region in Flächenbrand versetzen könnte, wird sich Deutschland mit den regionalen Partnern weiter intensiv dafür einsetzen, dass Hamas keine Chance mehr hat, den Terror des 7. Oktober wieder und wieder über Israel zu bringen“, erklärte die Außenministerin. „Damit eine Zukunft der Region möglich ist, in der alle Staaten ein Recht auf Souveränität sowie ein Leben in Frieden und Sicherheit haben.“ (dpa)

Armeesprecher: Bekämpfen Hamas „so lange wie nötig“

Israels Armee hat sich nach Angaben eines Sprechers keine zeitliche Begrenzung für den Krieg gegen die islamistische Hamas gesetzt. „Wir sind entschlossen, die Hamas so lange zu bekämpfen, wie es nötig ist“, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus in der Nacht zum Samstag und fügte hinzu: „Wir haben keine andere Wahl“. Conricus bekräftige abermals das Kriegsziel seines Landes, die Terrororganisation vollends zu vernichten, damit sie künftig keine Gefahr mehr für Israel darstelle.

Der Sprecher reagierte damit auf Medienberichte, wonach US-Außenminister Antony Blinken bei seinen jüngsten Gesprächen mit der israelischen Führung angeblich von drei Wochen gesprochen habe, die Israel habe, den Krieg wie im bisherigen Umfang fortzuführen. Er sei sich nicht sicher, ob Israel die internationale Unterstützung haben würde, um länger mit der Intensität wie vor der Feuerpause weiterzukämpfen, wurde Blinken in israelischen Medien wiedergegeben. (dpa)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • es ist höchste Zeit das jemand anders in Gaza Verantwortung übernimmt und den Israelis Gaza abnimmt. Das kann nur einer sein. Die USA. Damit könnten vorläufig auch die Israelis leben. Eins geht nicht weiter: Gaza und die Entscheidung über seine Zukunft in der Hand der Israelis und der Hamas zu belassen, zweier plan-, verantwortungs- und skrupelloser Akteure zu belassen.

    Gerade ein Interview mit Omri Boehm im Spiegel gelesen, darin erwähnt er, dass er zumindest was die israelisch palästinensischen Knesset- Politiker sehr hoffnungsvoll ist in ihnen zukünftige Friedenspartner zu finden.

    Warum sie nicht für eine Zeit als Gouverneure einsetzen? Ayman Odeh oder Ahmad Tibi. Und die Amerikaner zu Sicherheit. Wichtig dabei ist ein klarer politischer Horizont. Unabhängigkeit des Paläst.Staates bis in 5- 10 Jahren (diesmal wirklich) und wiederaufbau, verbot der Hamas und ihrer Nachfolger.

    • @ingrid werner:

      Die USA kommen nicht in Frage, da die im nahen und mittleren Osten und vor allem unter den Palästinensern selbst (die gerade mit amerikanischen Bomben von amerikanischen Flugzeugen bombardiert werden) als parteiisch angesehen werden.

      Dann schon lieber China oder eine Koalition. Aber ich glaube, kein Land will sich freiwillig soetwas aussetzen.

      Es braucht eine internationale Konferenz mit Beteiligung von Vertretern aus Israel und von den Palästinensern, um einen einen Weg zu einer neuen Ordnung zu zeichnen und diese nach Beschluß durch den Sicherheitsrat dann auch ggf. gegen den Willen Israels und der Palästinenser umgesetzt wird. Mehr oder minder sanfte Druckmittel gehören zu einem solchen Weg dazu.

      Sie meinen, das geht nicht? Das muß gehen.

    • @ingrid werner:

      „jemand anders in Gaza Verantwortung übernimmt“

      Wer die Verantwortung übernimmt, der müsste eigene Sicherheitskräfte, Soldaten mitbringen, die Hamas entwaffnen, ihre Infrastruktur (Lager, Raketenbauwerkstätten, Tunnel) zerstören und ihre Mitglieder festsetzen. Also eigentlich dasselbe, was die israelische Armee jetzt versucht. Warum sollte jemand, der kein unmittelbares Sicherheitsinteresse daran hat, das damit verbundene Risiko und die Kosten auf sich nehmen, und den Gazastreifen an Stelle Israels besetzen?

      Halten Sie es denn für wahrscheinlich, dass irgendeine Partei von der Bevölkerung akzeptiert werden würde? Ich denke, dass andere Soldaten auch nur als Besatzer wahrgenommen und angegriffen würden. Wenn dann der Besatzer abzieht, formieren sich Radikale Kräfte erneut, und machen da weiter, wo sie aufgehört haben.

      Ich denke, alles steht und fällt mit der Akzeptanz der Bevölkerung von Gaza. Wäre eine überwältigende Unterstützung seitens der Bevölkerung für eine Alternative zur Hamas&Co da, würde eine andere Besatzung funktionieren. Wenn die Bevölkerung aber mit überwältigender Mehrheit eine Alternative wollte, hätte sie sich der Hamas bereits entledigt und es bräuchte keine Besatzung.

  • Wer die Hamas nicht als Terrororganisation sieht, hat wohl eine eigenartige Vorstellung von einer friedlichen Welt.