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Harris' Vizekandidat Tim WalzDie sichere Wahl

Tim Walz soll als Vizekandidat für die US-Demokraten im Mittleren Westen aufholen und: Menschen ansprechen, die Kamala Harris nicht erreichen kann.

Minnesotas Gouverneur Tim Walz Foto: Jenn Ackerman/NYT/Redux/laif

Washington taz | Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris hat die erste bedeutende Entscheidung seit dem Start ihrer Kandidatur getroffen. Wie US-Medien übereinstimmend berichten, hat Harris sich für Tim Walz als ihren Vizekandidaten entschieden.

Der 60 Jahre alte Walz ist aktuell Gouverneur des US-Bundesstaates Minnesota. Zusammen mit Pennsylvanias Gouverneur Josh Shapiro und Arizonas Senator Mark Kelly hatte sich Walz in den vergangenen Tagen als einer der Topfavoriten herauskristallisiert. Harris’ Wahlkampfteam wollte auf Anfrage der taz die Wahl von Walz als Vizekandidat noch nicht bestätigen. Bereits am Dienstag planten Harris und ihr zukünftiger Vizekandidat, in Philadelphia ihre erste gemeinsame Kundgebung abzuhalten.

„Er ist eine sichere Wahl. Er kommt aus einem Staat mit einem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil. Er kommt zudem aus dem Mittleren Westen, und Harris muss im Mittleren Westen aufholen, um die Wahl zu gewinnen“, sagte der politische Stratege Hank Sheinkopf im Gespräch mit der taz.

Walz wurde 2018 zum Gouverneur von Minnesota gewählt, vor zwei Jahren stimmten die Wähler für seine zweite Amtszeit. Vor seiner Zeit als Gouverneur verbrachte er zwölf Jahre im US-Kongress als Abgeordneter. Bevor er die politische Bühne betrat, arbeite Walz als Lehrer.

Gegenteil zu J. D. Vance

Walz sei ein guter politischer Gegenpol zu Harris, meinte Sheinkopf. „Für Harris’ Wahlkampf ist es sehr wichtig, jemanden aus der Mitte auszuwählen. Weil sie in den Wahlkampfspots der Trump-Operation nach links gedrängt wird. Aufgrund ihrer bisherigen Haltung werden sie versuchen, Harris als realitätsfern, als außerhalb des Mainstreams stehend darzustellen. Walz kann dies ausgleichen.“

Walz ist im Grunde genommen das genaue Gegenteil von US-Senator J. D. Vance, dem republikanischen Vizekandidaten von Ex-Präsident Donald Trump. Er ist seit fast zwei Jahrzehnten politisch aktiv. Vance dagegen noch nicht einmal vier Jahre. Er erweitert zudem den Wählerpool von Harris, da er Menschen anspricht, die sie bislang nicht erreichen konnte. Vance spricht hingegen dieselben Wähler an, die Trump bereits für sich gewonnen hat.

Harris’ neue Position als erste schwarze ­Spitzenkandidatin einer der zwei großen US-Parteien bringt automatisch einige Vorbehalte mit sich, sei es aufgrund ihrer eher linksgerichteten Politik, ihrer ethnischen Abstammung oder der Tatsache, dass sie eine Frau ist. Walz ist mit einem Zustimmungswert von über 50 Prozent ein Gouverneur, der viele Befürworter hat. Umwelt- und Jugendinteressenverbänden wie Climate Power oder Voters of Tomorrow haben bereits ihre Unterstützung für Walz erklärt.

„Gouverneur Walz hat sein Leben als Lehrer und Staatsdiener der Ausbildung und Stärkung junger Menschen gewidmet. Er hat die Ressourcen bereitgestellt, die junge Menschen in Minnesota brauchen, um erfolgreich zu sein […] Seine Führung und unerschütterliche Unterstützung für LGBTQ+-Rechte, reproduktive Freiheit und Gleichberechtigung kommen allen Amerikanern zugute“, sagte Santiago Mayer, Vorsitzender der Jungwählerorganisation Voters of Tomorrow, in einer Stellungnahme.

Es war auch Tim Walz, der Harris republikanischen Rivalen Donald Trump als „weird“, also als „seltsam“, in einem TV-Interview bezeichnet hatte. Der Begriff ging viral und wird seitdem von Demokraten genutzt, um Trump und Vance als nicht führungstauglich darzustellen.

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16 Kommentare

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  • Kulturell mit universalen Werten versehen, statt Identity-Klein-Klein wie bei den Repsen gerade, solide, und doch nicht überstrahlend.



    Passt deutlich besser als dieser seifig auftretende Shapiro.

  • Scheint die richtige Wahl zu sein, hemdsärmlig, alles andere als abgehoben, ein Mann der auch Trump-Wähler ansprechen kann. Könnte funktionieren.

  • gute wahl, inhaltlich/programmatisch wie auch als "gegenpol". wenn die wählerInnen der usa dann trotzdem in der mehrheit den verrückten verbrecher wählen sollten - dann wirds auch für uns in europa bzw. für den rest der welt zappenduster.



    leider die die rechtsentwicklung vielerorts im trend.



    wir habens hier bei uns in der hand, jeden tag dagegen anzuwirken: mit den omas gegen rechts als vorderstes flaggschiff der armada "keinen fußbreit der rechten mafia" oder so.

  • Das erinnert an Obama: Eher ein Außenseiter in Washington, dazu vom Namen und ethnischer Herkunft sicher nicht der "übliche" Präsident sucht sich als Vize Biden, der genau der "weiße alte Mann" ist, den die Wähler immer wieder als Präsident hatten.



    Harris ist hier wirklich clever, zumal es ja auch um die Swing States des Mittleren Westens geht.

  • Das klingt nach einer geschickten Wahl!



    Dass Walz sich mit einer zutreffenden Beschreibung von Trump und Vance bereits in den Wahlkampf eingebracht hat, ist ein gutes Zeichen.



    Den WählerInnen eine bodenständige Ergänzung zu



    Kamala anzubieten, ist ein kluger Schachzug und ich vermute, dass Walz mit "weird" noch nicht sein ganzes Pulver verschossen hat, mal sehen, was ihm sonst noch so einfällt...



    Der Wahlkampf in den USA macht zunehmend Spaß, auch aufgrund der Umfragen, die eine Stärkung des



    Tandems Harris/Walz belegen.



    Als Demokrat hoffe ich , dass die Demokraten die Demokratie in den USA erfolgreich gegen deren Gegner verteidigen.



    Kein Mensch braucht trump!

  • Get this Man a SHIELD 🇺🇸

  • Theater für Journalisten. VPs werden nicht wahrgenommen, weil sie nichts zu sagen haben. Der einzige VP, der sich jemals ausgewirkt hat, war Richard Cheney. Das lag aber daran, dass Bush Jr. so ein politisches Leichtgewicht war.

    • @Kurt Kraus:

      Offensichtlich ist im Falle eines 50-50 gespaltenen Senats der Vizepräsident als Tiebreaker essentiell wichtig, wie es schon nach den Wahlen 2020 bei Kamala Harris der Fall war.

      Sprich Mindestanforderung ist hier schonmal keinen unsicheren Kantonisten zu bekommen.



      Der Präsident kann in einem solchen Fall nämlich seinen Vize nicht mehr ohne ein formales Impeachmentverfahren und eine dann sehr zweifelhafte Zweidrittelmehrheit im Senat loswerden.

      Die oben gegebenen Gegenbeispiel zeigen, dass der Rolle des Vizepräsidenten historisch durchaus eine Bedeutung zukam.

    • @Kurt Kraus:

      Die Auffassung kommt ja von John Nance Garner, der allerdings das Pech hatte, im Krieg unter einem sehr starken Präsidenten FDR das Amt auszuüben, folglich beschrieb er es als "bucket full of warm piss".

      Tatsächlich ist es so, dass der VP sowohl als Kandidat als auch im Amt dem Präsidenten massiv schaden kann. Mir fallen spontan noch Spiro Agnew (unter Nixon, zurückgetreten) und Dan Quayle unter Bush Sr ein, der durchaus dazu beigetragen hat, dessen Wiederwahl zu verhindern.

    • @Kurt Kraus:

      Ich würde es eher anders formulieren. VPs werden tatsächlich wahrgenommen, obwohl sie nichts zu sagen haben.

    • @Kurt Kraus:

      Wer nach dem Sarah Palin Debakel noch behauptet, der VP Kanditat werde nicht wahrgenommen, dem ist nicht zu helfen. Ich lebe seit 2001 in den USA, bin seit ca. 10 Jahren amerikanischer Staatsbürger und, in aller eingebildeter Bescheidenheit, ich möchte Ihnen hier klar widersprechen. JD Vance hat Trump bereits geschadet und Waltz kam Harris wirklich helfen. Jedenfalls hoffe ich das.

      • @Peter Mueller:

        Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass ich das Oalin Debakel damals sehr genossen habe.

    • @Kurt Kraus:

      Das ist offenkundig völlig falsch. LBJ, Gerald Ford, George H.W. Bush, Al Gore, Joe Biden, sogar Mike Pence waren allesamt ziemlich einflussreiche Vizepräsidenten (man könnte sogar argumentieren, dass der mir furchtbar unsympathische Pence am 6. Januar 2021 die US-Demokratie erhalten hat).

    • @Kurt Kraus:

      Oder Kamala Harris, die nach Bidens Rückzug die naheliegende Wahl war. Oder Lyndon B. Johnson, der nach Kennedys Ermordung Präsi wurde. Oder Biden, der erst VP wurde und dann Präsident. Oder Al Gore, "Mister Klima", der eigentlich hätte Präsident werden sollten.

    • @Kurt Kraus:

      Mag sein, daß VPs nach der Wahl kaum wahrgenommen werden. D.h. aber nicht, daß Sie keine Bedeutung für den Wahlkampf haben. Da sollte man schon vorsichtig sein, Wahlkampf und Regieren sind zwei sehr unterschiedliche Modi. Und ohne das Gelingen des ersten, wird es nichts mit dem zweiten. Daher mag Ihre Aussage richtig sein, kommt hier aber zum falschen Zeitpunkt.

    • @Kurt Kraus:

      Und was war mit LBJ?