Eskalation zwischen Israel und Hisbollah: Siedlungspläne vom rechten Rand
Israels Militär droht damit, in den Süden Libanons einzumarschieren. Eine rechte Organisation würde dort am liebsten Siedlungen errichten. Doch das ist unrealistisch.
N och ist nicht entschieden, ob Israels Militär tatsächlich in den Südlibanon einmarschieren soll – und ob so aus dem seit Oktober vor sich hinschwelenden Konflikt mit variierender Intensität doch noch ein ausgewachsener Krieg wird. Doch am rechten Rand Israels erheben sich bereits die Köpfe derer, die den Südlibanon gerne nicht nur erobern würden, sondern auch besiedeln.
Die Organisation Uri Tzafon lädt am Montag zur „ersten Konferenz zur Besiedelung des Südlibanon“ via Zoom ein. Besprochen werden sollen unter anderem „die Besiedelung des Libanon aus einer juristischen Perspektive“, „erfolgreiche Siedlungsmodelle der Vergangenheit“, sowie „der Libanon in der Bibel“.
Auch den Bewohnerinnen und Bewohnern des Südlibanon hat Uri Tzafon seine Pläne bereits kommuniziert – und in der vergangenen Woche nach eigenen Angaben Ballons und Drohnen in Richtung Südlibanon geschickt, mit Räumungsbescheiden auf Arabisch und Hebräisch.
Uri Tzafon argumentiert, eine Besiedelung sei nötig, um in Israels Norden Frieden zu schaffen. Abgesehen davon, dass die Konsequenzen für libanesische Zivilistinnen und Zivilisten verheerend wären, hält das Argument einer genaueren Betrachtung nicht stand. Das Westjordanland ist von israelischen Siedlungen durchkreuzt. Haben sie die Sicherheit der Menschen in Israel erhöht? Wohl kaum. Stattdessen wurde der Zyklus der Gewalt weiter angefacht, auch wegen der verständlichen Frustration der Palästinenserinnen und Palästinenser über Landnahmen, stundenlangem Warten an Checkpoints und der Siedlergewalt.
Angenommen, das Militär würde überhaupt im Libanon einmarschieren – ist eine Besiedelung realistisch? Eher nicht. Noch ist das zu sehr eine Position des rechten Randes. Dennoch verschiebt eine Konferenz, wie Uri Tzafon sie angkündigt hat, letztlich die Grenzen des Denkbaren. Betrachtet man Israels politische Landschaft, stellt man fest: Was vor zwanzig Jahren noch richtig rechts war, ist mittlerweile salonfähig. Und diejenigen, die diese Ansichten vertreten, sitzen nicht mehr nur in der Knesset, sondern in der Regierung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Orbán und Schröder in Wien
Gäste zum Gruseln
Jeff Bezos und die Pressefreiheit
Für eine Zwangsabgabe an Qualitätszeitungen!
Nahost-Konflikt vor US-Wahl
„Netanjahu wartet ab“
Serpil Temiz-Unvar
„Seine Angriffe werden weitergehen“
Krieg in Nordgaza
Die Hungersnot wächst