Argentinischer Präsident Milei jubelt: Inflationsrate unter 10 Prozent
Trotz einer Inflation von fast 300 Prozent in den letzten 12 Monaten feiert die rechte Regierung ihren Sparkurs. Die Armut in Argentinien nimmt zu.
Mit dem Fall unter die magische 10-Prozent-Marke hat Milei eines seiner Wahlversprechen erfüllt. Die Verbraucherpreise in Argentinien sind in den vergangenen zwölf Monaten um 289,4 Prozent gestiegen. War die Inflationsrate im ersten Monat von Mileis Amtszeit noch auf 25,5 Prozent gestiegen, so ist sie seither kontinuierlich gesunken. Für Mai wird ein weiterer Rückgang erwartet. Der Hauptgrund dafür ist die brutale Sparpolitik des libertären Präsidenten, die die Nachfrage und den Konsum abwürgt und so die Anbieter zwingt, Preiserhöhungen moderat zu halten.
Für Milei ist es ein weiterer monetärer Erfolg. Das Länderrisiko für internationale Kredite hat sich seit seinem Wahlsieg halbiert, die Kurse argentinischer Unternehmensaktien und Staatsanleihen sind gestiegen, die Zentralbank häuft Reserven an, und im April verkündete Milei den ersten Haushaltsüberschuss in einem Quartal seit über 15 Jahren.
Auch dieser wurde über die drastische Ausgabenreduzierung erzielt. Kein Wunder, dass der Internationale Währungsfonds seinem Hauptschuldner bereits am Montag bescheinigte, seinen Plan übererfüllt zu haben. „Alle Leistungskriterien wurden übertroffen“, schrieb der Fonds in der Bilanz seiner obligatorischen vierteljährlichen Bewertung des Landes.
Möge es gut gehen
Damit steht der Überweisung von 800 Millionen Dollar durch den IWF an die Regierung in Buenos Aires nichts mehr im Wege, mit denen die Regierung ihrerseits die Verbindlichkeiten gegenüber dem Fonds tilgen kann. Argentinien ist immer noch der mit Abstand größte Schuldner des Fonds. Das Land hat noch nichts von dem 2018 vereinbarten 44-Milliarden-Dollar-Kredit zurückzahlen können.
Während die Finanzwelt Milei und seine rigorose Sparpolitik feiert, werden die sozialen Kosten immer gravierender. Trotz sinkender Inflationsraten stiegen die Preise in den ersten vier Monaten des Jahres um 65 Prozent. Bei immer mehr Familien reicht das Einkommen nicht mehr bis zum Monatsende. Nach Schätzungen der renommierten Universität Torcuato Di Tella ist die Zahl der Armen zwischen Januar und März um 3,2 Millionen gestiegen. Ende März lebten 22,6 Millionen der 46,8 Millionen Argentinier*innen unterhalb der Armutsgrenze, die für eine vierköpfige Familie bei umgerechnet 735 Euro verläuft.
Dennoch liegt die Zustimmung der Bevölkerung zu seiner Politik in allen Umfragen über 50 Prozent. Neben dem Rückgang der Inflationsrate sind die wichtigsten Gründe dafür die Erinnerung an die Vorgängerregierung, der Mangel an Alternativen – und der Wunsch, dass es gut gehen möge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen