Gesundheitliche Folgen der Klimakrise: Das große Hitzesterben
Immer mehr Menschen sterben an Hitze infolge des Klimawandels. Wir müssen uns anpassen, aber vor allem die Ursachen beseitigen.
M ittlerweile sterben allein in Deutschland jedes Jahr Tausende Menschen infolge von Hitzewellen: 3.200 waren es laut Robert-Koch-Institut im vergangenen Jahr, 4.500 im Jahr davor. Andere Schätzungen kommen teils auf noch mehr. Das wird in ganz Europa zu einem immer größeren Problem, warnt nun der EU-Erdbeobachtungsdienst Copernicus. In den vergangenen 20 Jahren ist die hitzebedingte Mortalität um 30 Prozent gestiegen.
Und wie der Klimawandel geht auch das Sterben entsprechend weiter. Vor allem alte Menschen und Kleinkinder sind gefährdet, aber auch Menschen mit Krankheiten, die durch Hitze verstärkt werden.
Deutschland ist kaum auf die Hitze vorbereitet. Es ist gut, dass Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) im vergangenen Jahr endlich einen Hitzeschutzplan vorgelegt hat. Unter anderem will er die Gefahren besser kommunizieren, die Warnsysteme effektiver machen. Aber viele Maßnahmen brauchen eine Weile, um zu reifen. Zum Beispiel brauchen Städte viel Grün, Frischluftschneisen, Schattenareale und gute Gebäudedämmung.
Aber vor allem muss das Problem an seiner Wurzel bekämpft werden: indem der Ausstoß von Treibhausgasen aufhört. Deutschland hat seine Emissionen teilweise schon gesenkt. Der Strom ist viel sauberer als früher, im vergangenen Jahr kam er zu mehr als der Hälfte aus erneuerbarer Energie. Nicht genug, aber immerhin. Das verlangt allerdings auch niemandem viel ab. Der Strom kommt halt aus der Steckdose. Wie er dort hineingekommen ist, macht für die meisten Verbraucher*innen keinen Unterschied.
Anders sieht es im Verkehr aus. Dass im vergangenen Jahr sogar noch mehr Auto gefahren wurde als vorher, geht in die völlig falsche Richtung. Derweil verwässert die Bundesregierung das Klimaschutzgesetz weiter, sodass Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) zwar noch ethisch, aber nicht mehr gesetzlich zum Gegensteuern gezwungen ist. Dabei könnte das nicht nur das Hitzesterben verringern – sondern auch die vielen Unfalltoten, die der Autoverkehr mit sich bringt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Angriffe auf Neonazis in Budapest
Ungarn liefert weiteres Mitglied um Lina E. aus
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker
Mangelnde Wirtschaftlichkeit
Pumpspeicher kommt doch nicht