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Managergehälter bei der Deutschen BahnMillionen-Boni für den Vorstand

Weil die Bahn von der Strompreisbremse profitierte, konnte sie ihren Managern keine Boni zahlen. Mit dem Ende der Maßnahme kann nun Geld fließen.

Trotz anhaltender Unzufriedenheit der Bahnkunden: Das Unternehmen zahlt ihren Vorständen wieder Boni Foto: Christoph Soeder/dpa

Berlin afp | Die Deutsche Bahn (DB) kann ihren Vorständen einem Medienbericht zufolge bald Bonuszahlungen für das Jahr 2022 in Höhe von insgesamt fast 5 Millionen Euro auszahlen. NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung berichteten am Montag, sie hätten das langjährige Berechnungsmodell des Konzerns für die Boni einsehen können. Bereiche, in denen Ziele verfehlt worden seien, können demnach offenbar mit anderen Bereichen, in denen Ziele übertroffen werden, verrechnet werden. So seien hohe Boni trotz Verfehlung der Ziele für Pünktlichkeit und Kundenzufriedenheit möglich.

Die Zahlung der Boni für das Jahr 2022 war dem Bericht zufolge ausgesetzt, weil die DB die Strompreisbremse als staatliche Unterstützung nutzte. Die Preisbremse läuft Ende des Jahres aus; die Boni könnten daher ab Januar 2024 gezahlt werden, berichteten NDR, WDR und Süddeutsche. Die Boni kommen zum Grundgehalt von insgesamt rund 4 Millionen Euro für die im Jahr 2022 neun Vorstandsmitglieder dazu. Laut Konzernbericht erhalten sie insgesamt rund 9 Millionen Euro.

Laut Bericht übertraf die Bahn die eigenen Ziele im Bereich „Frauen in Führung und Mitarbeitenden-Zufriedenheit“ 2022 geringfügig. Der Bonus für diesen Bereich sei aber offenbar deutlich erhöht worden, auf einen Wert von 175 Prozent, heißt es weiter. Die damals neun Konzernvorstände sollen demnach allein für dieses Ziel rund 1,6 Millionen Euro erhalten.

Auch beim Thema CO2-Einsparung habe die Bahn ihr selbstgestecktes Ziel den Unterlagen zufolge übererfüllt, und zwar um 2 Prozentpunkte, berichtete das Recherchebündnis. Dafür solle etwa der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz knapp 440.000 Euro an Bonuszahlungen erhalten.

Aufsichtsrat entscheidet über Boni

Über das Bonussystem bei der Bahn entscheidet der Aufsichtsrat, in dem Vertreter der Bundesregierung und der Gewerkschaften sitzen. Das System soll dem Bericht zufolge im kommenden Jahr umgestellt werden. Bahn-Vorstände hätten dann einen höheren Anteil ihres Gehalts als Fix-Gehalt, der Anteil der Boni solle sinken. Die Bahn erklärte gegenüber dem Recherchebündnis, zu Angelegenheiten des Aufsichtsrats äußere sich das Unternehmen nicht.

Im Konzernbericht für 2022 heißt es, die Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder bestehe aus einer fixen Grundvergütung, einer erfolgsabhängigen Jahrestantieme und einem langfristigen Bonusprogramm mit mehrjähriger Bemessungsgrundlage. Im Fokus dieser langfristigen Anreize stünden „langfristige verkehrs- und klimapolitische Ziele sowie die nachhaltige Bonität und Rentabilität des DB-Konzerns“. Planlaufzeit sind jeweils vier Jahre.

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14 Kommentare

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  • Wow, einfach nur wow... Wieso genau muss das Deutschlandticket so stark subventioniert werden, wenn die DB Manager für nichts und wieder nichts mit dem Geld nur so überschüttet werden?

  • Okay, also hat die Bahn offensichtlich genug Geld! Also muss die Gemeinschaft nicht noch mehr Steuern investieren ja? Klingt doch nach einer tollen Nachricht. Die Bahn scheint wirklich keine Geld Probleme zu haben! Für die Mitarbeiter, die mehr Geld wollen ist das doch ne tolle Nachricht, weil wenn die Bosse so viel Geld kriegen, dann gibt es offensichtlich keine Probleme! Mega!

    • @curiouscat:

      Ich fürchte, die schlappen 5 Millionen richten bei Schuldenberg und aufgelaufenem Reparaturstau nicht so wirklich viel aus.



      Verteilt auf die kleinen Angestellten würden sie aber sicher ein schönes Weihnachtsgeld abgeben.



      Ist mir ein Rätsel, wie der Vorstand drauf kommt, die "Mitarbeitenden-Zufriedenheit" wäre gut. Mir kommen da jedes Mal, wenn ich mir wegen Verspätung oder Zugausfall am Bahnsteig den A.... abfriere (also meist mehrmals die Woche) und kurz mit gestressten und ratlosen Angestellten plaudere, ganz andere Sachen zu Ohren.

  • Der Staat hat aus der Deutschen Bahn (DB) eine Aktiengesellschaft gemacht, damit unfähige Bahnmanager ordentlich viel Geld verdienen können. In was für einem Land leben wir eigentlich?

    Was so alles bei der Deutschen Bahn (DB) schief läuft, darüber hatte ja schon die Kabarettsendung 'Die Anstalt' 2019 eine TV-Sendung gemacht. ***25 Jahre Bahnreform: eine Erfolgsgeschichte - Die Anstalt vom 29.01.2019 | ZDF** www.youtube.com/watch?v=AV_TXjFc5I8

  • Same procedure: Schreiende Ungerechtigkeit in verstopfte Gehörgänge, der akzeptierte, gobale kapitalistische Normalzustand...

  • Vielleicht wäre es gut zu wissen, wie es im aktuellen internationalen Vergleich aussieht, mit Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit, leistungsbezogener Bezahlung für Vorstände und Bonuszahlungen, lediglich im Bahnverkehr. Schweiz, Österreich und Japan sollen in einigen Kategorien besser sein, wohingegen aus der tagtäglichen Erfahrung vieler Kund*innen in Deutschland sehr, sehr viel Luft nach oben ist.



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    Aus dem Archiv bei zeit.de



    "Auch britische Bahnen, bekannt für ihre marode Infrastruktur und ihren schlechten Service, bekamen von Sarasin keine guten Noten. Die besten Plätze belegten zwei japanische Unternehmen: East Japan Railway und Central Japan Railway erreichten in allen Kategorien sehr gute Bewertungen. "Sie haben über Jahre eine ausgezeichnete Qualität in Fragen der Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und Sicherheit erreicht und sind auch bei großen Distanzen gegenüber dem Luftverkehr konkurrenzfähig", schreibt Ries. Auch ökologisch schneiden die Japaner sehr gut ab. Als überdurchschnittlich gut bewertet die Analystin zudem die Betreiber der Stadtbahnen in Hongkong und Singapur, MTR und SMRT."



    Das ist mehr als 15 Jahre her, - aber was kam dann?

  • Blöd gelaufen für die Bonzen. Jetzt ha die GDL wieder mehr Wind in den Segeln mit ihren - ehrlich gesagt überzogenen - Forderungen. Jetzt, wo man sieht, was überzogene Forderungen wirklich sind, haben sie die Öffentlichkeit wieder mehr auf ihrer Seite.

    • @Jalella:

      Können Sie mir mal ehrlich sagen, inwiefern und wo die Forderungen der GDL überzogen sind? Insbesondere, wenn man sie in Bezug zu dem »Angebot« der Bahn von 11% verteilt auf zweieinhalb Jahre setzt.

      Und dass der Vorstand für Infrastruktur (also Netz, Gleise, Weichen, Brücken, Bahnhöfe, etc.) Ronald Pofalla - ja genau der - seinen Job zu 200% überfüllt hätte und daher auf den Bonus pocht, glaubt wohl keiner der auch nur regelmäßig - nicht unbedingt täglich - mit Bahn fährt.

  • Den kleinen Leuten bleiben 500€ im Monat zu leben (nach abzug der Miete)...die FDP sieht DARIN sogar den Grund für ...ja wofür? daß man den Managern über Gehältern, von denen HUNDERTE von Arbeitnehmern leben müssen nicht mehr Millionen Boni über ihren Millionengehältern...

    Klar...die Leute werden von anderen Unternehmen abgeworben, die noch weit höhere Gehälter zahlen und die noch viel weniger Transparenz ausgesetzt sind...

    Aber unsere Gesellschaft hat ein Problem, wenn Leistung sich lohnen soll...es kann nicht sein, daß jemand für 8h Arbeit das Hundertfache verdient UND Dann noch nicht mal so viel Steuern prozentual von seinem Einkommen als Steuer zurücküberweist wie eine alleinerziehende Mutter, die sich halbtags abschuftet...(wenn man sozialabgaben als Steuern miteinbezieht, was Sinn macht)

    Ungerechtigkeit und Unfriede ist inhärent und wird noch viel größere Probleme erzeugen als eh schon...siehe die CO2 Bilanz von reichen Menschen....

    Als Steuerfachangestellter nahmt mein Chef von unseren Klienten über 200€ die Stunde...



    Ich bekam 19 und wollte 20.....

    Das hat er so nicht akzeptieren können...ihm sind also (über) 180€ für nichtstun zu wenig...



    Er bräuchte schon 180,50....

    Eine Diskussion...(er verdiente an mir etwa 4h am Tag...grob 80*180)....

    -14.400 im Monat an mir...(hätte er verdient...es kam ihm aber auf 40€ an (50cent mal 80)



    -das doppelte, knapp 30k, an etwa 6 KollegInnen...also je 180 plus meine 14

    -Der Kerl verdient im MONAT etwa 200.000€ brutto...damit ist SEINE Tätigkeit noch gar nicht honoriert.

    ...Aber mit diesen Leuten kannst Du da nicht mal ansatzweise diskutieren...."kannst ja selber Steuerberater werden" ist die einzige Argumentation und die krieste in der Ausbildung so oft ins Gesicht geschrien, daß Dir klar ist, mit dem StB DARF man da nicht reden...das wäre Majestätsbeleidigung...

    Diskutiert mit Euren Chefs!!!



    "Finden Sie es richtig, daß meine Oma von 500€ lebt ohne zu klagen und Sie haben 1000mal so viel und diese 500 zu viel?"

    • @Klaus Witzmann:

      Die FDP und ihr Kampf gegen die Schwachen sollte doch allen bekannt sein, und das schon lange, als ob so ne Partei jemals wieder auf über 5% kommt nachdem sie 2013 rausflog^^



      Oh, warte mal...

    • @Klaus Witzmann:

      Ein Steuerberater, der 1,6 Mio Euro im Jahr verdient? Sorry, aber das ist blanker Unsinn. Ich habe beruflich mit einigen zu tun und selbst mit einer eigenen Kanzlei sind 100k Euro ein hehres Ziel, der Durchschnitt dürfte bei ca. 60.000 € anzusetzen sein.



      Zumal - anders als z.B. bei Rechtsanwälten - Honorarvereibarungen eher selten sind und allenfalls bei außergewöhnlichen Berechnungen, wie z.B. einer erwarteten Erbschaft oder Firmenübergabe üblich sind.



      Die StBVV deckelt die Stundensätze auf 70-140 €, darüber hinaus gehende Vereinbarungen dürften regelmäßig als sittenwidrig eingestuft werden.



      Die Zuarbeit eines Steuerfachangestellten kann und darf der Steuerberater selbstverständlich nicht mit seinem persönlichen Honorarsatz abrechnen, das würde den Tatbestand des Betruges erfüllen.



      Von daher, lieber nochmal nachrechnen, bevor man mit spekulativen Zahlen um sich wirft...

    • @Klaus Witzmann:

      Pecunia non olet, auch nicht das, was der Oma zu einem sorgenfreien Leben fehlt.

  • Solch eine bittere Realsatire könnte sich nicht einmal der beste Autor ausdenken.



    Mir fehlen die Worte.

    • @Mopsfidel:

      Die Realität hat die Satire schon mehrmals überholt