Ende der Feuerpause im Gazastreifen: Ägypten muss Fluchtwege öffnen
Israel ist nicht allein für das Schicksal der Zivilisten im Gazastreifen verantwortlich. Ägypten trägt Mitschuld, solange die Grenze geschlossen ist.
D as Ende der Feuerpause im Gazastreifen ist eine bittere Nachricht. Bitter für die rund 160 noch in den Händen der islamistischen Terroristen verharrenden Entführten, bitter für ihre Angehörigen und Freunde und bitter für die Menschen im Gazastreifen. Dass die Hamas die Abmachungen verletzte und offenbar noch vor Ablauf der Feuerpause wieder Raketen auf Israel abfeuerte, wird für die PalästinenserInnen kaum eine Rolle spielen. Für sie heißt es jetzt, die gesammelten Vorräte und sich selbst in Sicherheit bringen.
Die zweite Runde der Kämpfe wird vermutlich noch schlimmer werden als die erste. Die israelische Armee wird verstärkt nach Süden vordringen, um ihr Ziel zu erreichen, die Hamas zu bezwingen. Gut drei Viertel der rund zwei Millionen Menschen sollen gerade dorthin geflohen sein. Philippe Lazzarini, Chef des Palästina-Hilfswerks UNRWA, warnt vor der Möglichkeit, Israel könne die Flüchtlinge über die Grenze nach Ägypten treiben. Nichts Besseres könnte ihnen passieren.
Ägypten hätte längst wenigstens palästinensische Frauen und Kinder aus dem Gazastreifen ins Land lassen sollen, um sie vor den israelischen Angriffen und der Hamas, die sie als menschliche Schutzschilde missbrauchen könnte, zu schützen. Und um ihnen Krankheiten zu ersparen, sie mit Nahrungsmitteln, frischem Wasser und Medikamenten zu versorgen.
Der einseitige Druck auf Israel, sei es von Seiten des UN-Generalsekretärs António Guterres, die Angriffe auf die Zivilbevölkerung einzustellen, sei es von den USA, die auf eine Fortsetzung der Feuerpause drängten, ist heuchlerisch. Allen ist klar, dass Israel eine Wiederholung der Hamasangriffe ausschließen will und weiterkämpfen wird, bis das Ziel, die Terrororganisation zu entwaffnen, erreicht ist.
Temporäre Aufnahme im Sinai
UN und USA täten stattdessen gut daran, Ägypten die nötige Unterstützung anzubieten, um Hunderttausende Menschen aus dem Gazastreifen temporär im Sinai aufzunehmen. Denn es ginge dabei um eine zeitlich sehr begrenzte Phase. Sobald die Kämpfe enden, könnten die Lager in den Gazastreifen verlegt werden. Wer die Berichte von befreiten Geiseln liest, mag sich schwer tun damit, Sympathie für die Menschen im Gazastreifen zu empfinden, die den 12-jährigen Eitan schlugen, als ihn Hamaskämpfer abführten.
Oder für die Zivilisten, die den entführten Roni Krivoi, der sich selbst aus der Geiselhaft befreien konnte, erneut an die Hamas auslieferten. Oder für die jubelnde Menge, die sensationsgeil der Geiselübergabe beiwohnt, anstatt beschämt die Köpfe zu senken. Ein großer Teil der Zivilbevölkerung hegt nach wie vor Sympathie für die Hamas. Eine Chance, die bevorstehende Schlacht zu überleben, steht ihr dennoch zu.
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