piwik no script img

Feministische Strategie in der PolitikAk­teu­r*innen vor Ort fördern!

Kommentar von Leila van Rinsum

Feministische Ansätze der Außen-und Entwicklungspolitik sind notwendig. Schönen Worten müssen aber konkrete Hilfen für Feministinnen weltweit folgen.

Wird sie einmal studieren können? Mädchen in einer Schule in Kabul Foto: Ebrahim Noroozi/ap

A ußenpolitik ist traditionell ein männerdominiertes Feld, Entwicklungspolitik geprägt von ungleichen Machtstrukturen. Gerade Letztere ist lange geprägt von der Idee westlicher Überlegenheit, weiß dominierten Strukturen, die Entwicklung und Sicherheit für andere definieren. Umso eindrücklicher ist es, dass die Mi­nis­te­rin­nen Annalena Baerbock und Svenja Schulze gemeinsam feministische Strategien vorlegen und damit den kolonialen historischen Kontext ihrer Ministerien anerkennen. Vor allem ist anzuerkennen, dass sie den Blick nach innen wenden wollen. Jetzt müssen den schönen Worten strukturelle Veränderungen folgen, auch im jeweils eigenen Haus.

Eine feministische Außen- und Entwicklungspolitik muss vor allem von den Ex­per­t*in­nen vor Ort bestimmt werden – nicht den gut etablierten Programmdirektoren renommierter Organisa­tionen, sondern den feministischen Vor­rei­te­r*in­nen und Aktivist*innen, die bereits für Veränderungen vor Ort sorgen.

Doch das Problem: Feministische Organisationen erhalten etwa 1 Prozent der bilateralen Entwicklungshilfe von OECD-Staaten (690 Millionen von 53 Milliarden US Dollar in den Jahren 2018/19). Die Finanzierung ist derzeit meistens projektbezogen und kurzfristig, weil so die Zielvorgaben leichter zu überprüfen sind. Internationale Frauenbewegungen fordern schon lange vertrauensbasierte, flexible und mehrjährige Finanzierungen für Basisorganisationen sowie feministische Stiftungen aus dem Globalen Süden.

Denn sie benötigen vor allem strukturelle Förderungen: Geld, das sie in Miete oder Gehälter investieren können, oder flexible Finanzierungsfonds, mit denen sie schnell auf veränderte Sicherheitslagen reagieren können. Das ist besonders in Konfliktregionen wichtig, die viele Geberorganisationen scheuen. Es sind häufig Frauen, die auf akute Krisen reagieren, zentral sind in der Ernährungssicherheit oder dem Wiederaufbau – doch noch viel zu selten gefördert oder gehört werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Ministerinnen betonen, dass sie sich bemühen werden, marginalisierte Gruppen, Frauen, Indigene oder LGBTQI+-Organisationen im Globalen Süden besser in politische und wirtschaftliche Entscheidungsprozesse einzubinden. Das ist Voraussetzung für eine langfristige strukturelle Veränderung von globaler Politik. Wie schwierig sich diese Vorsätze in der Realität gestalten, zeigt etwa die Frustration von iranischen Feminist*innen, die zwar immerhin zur Münchner Sicherheitskonferenz eingeladen wurden, aber konkrete Hilfestellung aus Deutschland vermissten, etwa Sanktionen oder Asyl.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Wirtschaftsredakteurin
ist Redakteurin im Ressort Wirtschaft & Umwelt. Dort schreibt sie über Internationalen Handel und Entwicklungspolitik. Sie war zuvor freie Journalistin in Nairobi und Berlin und schrieb über Nord-Süd Beziehungen, Kapitalismus und Queeres.
Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Eure Montage bildet ab, was hier grundsätzlich falsch läuft. So gut wie nichtsnutzige Symbolismen, die dabei auch noch schlecht fürs Klima sind, weil, wie in diesem Fall, dunklere Flugzeuge mehr Kerosin verbrauchen. (Weshalb die Kommerziellen so gut wie alle überwiegend weiß sind).