USA liefern Kampfpanzer in die Ukraine: Abrams für deutsche Leoparden

Wochenlang hatten die USA gegen die Lieferung von Abrams-Panzern an die Ukraine argumentiert. Jetzt werden doch 31 dieser Waffensysteme verschickt.

2 Abram Panzer glänzen nach dem Regen grün

Abrams-Panzer in einem polnischen Ausbildungszentrum in Biedrusk Foto: Jakub Kaczmarczyk /dpa

BERLIN taz | Als US-Präsident Joe Biden am Mittwochmittag Washingtoner Ortszeit vor die Presse trat, da war die Nachricht, die er zu verkünden hatte, schon seit gut 24 Stunden in der Öffentlichkeit: Die USA erklären sich nach langem Zögern bereit, der Ukraine 31 Abrams-Kampfpanzer samt Ersatzteilen zur Verfügung zu stellen. Der Schritt sei nach enger Abstimmung mit den Alliierten und erneuten Gesprächen mit Bundeskanzler Scholz erfolgt. Der Kanzler habe sich tatsächlich als Führungspersönlichkeit hervorgetan.

Seit vielen Wochen war in den USA argumentiert worden, warum die Abrams-Panzer technisch und logistisch für den Einsatz in der Ukraine völlig ungeeignet wären: Zu schwer, zu wartungsanfällig und zu kompliziert zu bedienen seien sie und außerdem nur mit Kerosin zu betreiben statt mit Diesel.

Zumindest Letzteres ist wohl nicht wahr: Kerosin sei zwar besser, weil leichter und effektiver – aber die Abrams liefen auch mit Diesel oder normalem Benzin, heißt es in wissenschaftlichen Texten über das Waffensystem.

Die Bedenken sind trotzdem schwerwiegend. „Es ist schon für die USA schwierig, den Abrams einsatzfähig zu halten“, zitierte die Washington Post die Äußerung eines ungenannten Mitarbeiters des Verteidigungsministeriums vor einigen Wochen, „für die Ukraine ist es unmöglich.“

Die Bedeutung der Abrams liegt nicht auf dem Schlachtfeld

Und so ist denn auch in der US-Berichterstattung über den Schwenk ausschließlich von dem deutschen Junktim die Rede, die eigenen Leopard-Panzer nur zu liefern, wenn die USA auch Abrams in die Ukraine schicken. Die Möglichkeit, mit der Zusage einiger Abrams-Panzer Deutschlands Widerstand gegen die Lieferung der Leopard 2 aus dem Weg zu räumen, habe schließlich schwerer gewogen als alle ­militärischen Bedenken. Man habe zwar gehofft, zitiert die New York Times aus Regierungskreisen, dass die britische Ankündigung der Lieferung von Challenger-Panzern den Deutschen ausreichen würde – die Regierung in Berlin hätte aber auf einer US-Zusage der Abrams bestanden.

So geht – ungewöhnlich für die USA, die sonst die Überlegenheit der eigenen militärischen Fähigkeiten und des eigenen Geräts bis zur Angeberei herausstellen – kaum jemand davon aus, dass die Anwesenheit von Abrams-Panzern militärisch unmittelbar ins Gewicht fällt. Zumal auch allseits betont wird, dass es mindestens einige Monate dauern wird, bis die Abrams in der Ukraine zum Einsatz kommen könnten – in manchen Berichten ist gar von Lieferzeiten bis zu einem Jahr die Rede.

Der ehemalige Vier-Sterne-General Robert B. Abrams – nach dessen Vater, General Creighton Abrams, die US-Panzer benannt sind – sagt: „Wie viel Zeit es braucht? Ein Ersatzteillager aufbauen, die Fahrzeuge liefern, die Crews ausbilden, die Mechaniker schulen, alles zusammenbringen, was man braucht … Ich weiß es nicht. Aber ganz sicher ist das nicht in 30 Tagen zu machen.“

Ob also zu Beginn der erwarteten russischen Frühjahrsoffensive irgendeiner der jetzt aus den USA und Europa zugesagten Kampfpanzer tatsächlich bereits in der Ukraine einsatzfähig ist, erscheint völlig unklar. Die USA betonen, ihnen ginge es strategisch darum, die Ukraine nicht nur in ihrer Verteidigungsfähigkeit zu stärken, sondern auch zur Rückeroberung verlorener Gebiete in die Lage zu versetzen. Auch deshalb würde die ukrainische Armee schon seit Wochen im bestmöglichen Zusammenspiel verschiedener militärischer Komponenten ausgebildet.

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