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Ausbau der Infrastruktur für FlüssiggasLinke kritisiert Kosten für LNG

Werden Steuerzahlende den LNG-Ausbau finanzieren und Konzerne die Gewinne kassieren? Das fürchtet der Linksfraktions-Abgeordnete Victor Perli.

Auf dem LNG-Terminal „Höegh Gannet“ wird flüssiges Erdgas für den Transport in Pipelines aufbereitet Foto: Marcus Brandt/dpa

Berlin taz | Die Linkspartei warnt davor, dass die Bür­ge­r:in­nen für die teure Finanzierung des rasch vorangetriebenen Ausbaus der LNG-Infrastruktur aufkommen müssen. „Der Steuerzahler darf am Ende nicht die Kosten für die extrem teuren schwimmenden Terminals bezahlen, während private Gasimporteure das große Geschäft machen“, sagte Victor Perli, der haushaltspolitische Sprecher der Linksfraktion, der taz.

Für die staatlichen LNG-Terminals sind im Haushalt des Bundeswirtschaftsministeriums 10 Milliarden Euro vorgesehen – ursprünglich waren es 3 Milliarden Euro. „Ein Ende der Kostenexplosion ist nicht in Sicht, zumal die Ampelkoalition sich über Jahrzehnte binden möchte und überdimensioniert einkauft“, sagte Perli. Bekannt ist etwa ein Vertrag mit Katar über große LNG-Lieferungen, der bis Anfang der 2040er Jahre läuft.

LNG ist verflüssigtes Gas, das mit Tankern transportiert werden kann. Am Ziel wird es wieder in einen luftförmigen Zustand versetzt und ins Gasnetz eingespeist. Die Umwandlung verbraucht sehr viel Energie.

Bis zum Ukrainekrieg hatte Deutschland für den Import von Flüssiggas keine Infrastruktur, auch weil es große Kapazitäten in Nachbarländern gibt. Kli­ma­schüt­ze­r:in­nen sehen LNG grundsätzlich kritisch, weil bei der Verbrennung viel CO2 freigesetzt wird und bei der Förderung oft umweltbelastende Chemikalien zum Einsatz kommen.

Um Ersatz für ausfallendes russisches Gas zu schaffen, plant oder betreibt die Bundesregierung an insgesamt fünf Standorten den Einsatz schwimmender Regasifizierungsschiffe, über die LNG aus Tankern ins Gasnetz eingespeist wird. In Brunsbüttel soll aus einem schwimmenden Terminal ein festes werden. Darüber hinaus sind fünf weitere LNG-Terminals in Planung, die von privaten Akteuren finanziert werden.

Einnahmen sind völlig unklar

Zuständig für den Betrieb der staatlichen LNG-Anlandestellen ist die Deutsche Energy Terminal, die dem Bund gehört. Sie chartert Schiffe und vermietet sie weiter, am Standort Wilhelmshaven an den verstaatlichten Konzern Uniper, in Brunsbüttel an RWE und andere.

Für die übrigen Standorte sind noch keine Verträge geschlossen worden. Das geht aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums hervor, die Perli auf eine Berichtsanforderung erhalten hat. Wie hoch die Einnahmen aus der Vermietung an die Importeure sein werden, sei momentan völlig offen, kritisierte Perli. „Die Regierung behauptet zwar, man werde auch erhebliche Einnahmen haben, aber ihr fehlt offensichtlich jede konkrete Planung dafür.“

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11 Kommentare

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  • Echt? Also DAS wär das erste Mal, daß Konzerne unsere Steuergelder bekommen. Kann ich nicht glauben.....

  • "Das fürchtet der Linksfraktions-Abgeordnete Victor Perli."

    Solange er es lediglich fürchtet, ist er nur unvollständig kompetent. Menschen, die sich genügend auskennen, befürchten nichts, sondern sind sich gewiß.

  • Beim LNG Gas velieren alle. Die deutsche Bevölkerung, die enegieintensivedeutsche Wirtschaft und die Umwelt. Nur einer gewinnt, die USA Frackig Konzerne. Wer hat nur diese Regieung / Deletanten in Berlin gewählt?

  • Hö?



    Was soll denn diese Frage ?



    Das ist doch eine Selbstverständlichkeit !



    Kopfschüttel ...

  • Deutschland ist ein Rechts- staat- da kassiert niemand mit und alles geschieht zum Wohle der Weltbevölkerung.

    • @Ungehorsam Bleiben:

      hat eine (un)schöne tradition, die akw`s dürfen noch weitere hundert generationen subventionieren...

  • "Werden Steuerzahlende den LNG-Ausbau finanzieren und Konzerne die Gewinne kassieren?"



    Wer anderes dazu denkt, lebt eh hinterm Mond...

    • @Daniel Drogan:

      Ist ja bei alternativer Energie genauso.

    • @Daniel Drogan:

      Schon heute wird die Stromerzeugung mit Erdgas von Abgaben befreit, wie sie für Strom aus Solar- und Windparks gezahlt werden müssen. Das nennt sich dann Strompreisbremse, ich nenne es Erdgassubvention.

  • 6G
    666757 (Profil gelöscht)

    Es ist doch klar, wer den ganzen Kram zahlt:



    ein Herr Habeck bestimmt nicht …

    youtu.be/5Bvc8Pnc1J8

    youtu.be/8ql9PAH2uws

  • Wieder so ein völlig aktionistischer Schnellschuß eines Möchtegern-Ökonomen (nur um Putin den Stinkefinger zu zeigen?) . Da wird das dreckigste LNG, das niemand anderes haben möchte, zu für die Verscherbler auskömmlichen Preisen angelandet, ohne wirklich ernsthaft zu fragen, an welcher Stelle Energieimporte eingespart werden müssen. Habeck antwortete gestern (Montag) im Bloq der EU-Grünen, Lützerath sei notwendig, um IM NOTFALL genügend Energie vorhalten zu können (den Notfall bestimmt wohl RWE und nicht die versammelte Wissenschaft). Genauso: Wenn der immer lächelnde Daniel Günther (sein Wahlgesicht) zugibt, er rechne demnächst im Sommer mit 47°C und seit Jahren nichts gegen die Klimalatastrophe tut. Wozu wählen wir denn ? Um gesagt zu bekommen, mit diesen Wähler*innen ohne Bereitschaft auf Einschränkung können die Politiker nichts machen ? Habeck ist Büttel von RWE, BASF etc. und trotzdem entläßt Ford gerade 3000 Mitarbeiter, Continental verlegt die Produktion nach Südosteuropa, müssen wir dafür spekulativ auf dem Weltmarkt Gas einkaufen ? Wir brauchen dringend EINE aufrechte Partei gegen die Klimakatastrophe, die jeden und alles betrifft und die 'weiter so' Parteien in die Wüste schickt.