Energiesparen im Hallenbad: Heiße Dusche in Hamburg

Trotz steigender Energiekosten lässt die Hansestadt die Temperatur seiner Schwimmbäder oben. Das hat vor allem mit ihren günstigen Verträgen zu tun.

Person unter Freibaddusche im Gegenlicht

Manchmal ist ganz kalt doch angenehmer als ein bisschen kalt Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

HAMBURG taz | Kalt duschen, das muss man sich mal vorstellen! Es gibt ja kalt und kalt: Jene Brausen am Beckenrand, unter die ein Schwimmer kurz huscht, um den Kreislauf anzuregen und gleich danach das Wasser als wärmer zu empfinden. Die sind nicht schlimm. Dann gibt es die Duschen zu Hause, unter der man mit Shampoo im Haar steht, und die einfach nicht warm werden, weil der Boiler kaputt ist. Die sind echter Mist. Und es gibt kaltes Abduschen sogar als üble Strafmethode der schwarzen Pädagogik – für Kinder, die nicht spuren.

Es erleichtert daher zu lesen, das in Hamburgs Schwimmbädern weder die Beckentemperatur gesenkt wird, noch kalt geduscht werden muss. „Anderswo“, in anderen Bundesländern, müssten „Badende aus Kostengründen kalt duschen“, schrieb die Deutsche Presseagentur. Anlass war die Frage, wie die Bäder mit steigenden Energiepreisen im Zuge des Krieges umgehen.

Die Vorstellung kalter Duschen macht einen Badbesuch nicht gerade attraktiver. Denn es ginge ja hier nicht um das Husch-husch-Duschen, sondern um das richtige Duschen. Ohnehin kein leichtes Unterfangen. „Vor der Benutzung der Becken muss eine Körperreinigung vorgenommen werden“, steht in den Badregeln. Bis vor einer Weile forderten Schilder dazu auf, sich nackt zu waschen, obwohl man Sichtschutzwände meist vergeblich sucht.

Da ist es nett, dass das Hamburger „Bäderland“ die Duschen warm lässt. In Würzburg sei das anders, so ein Agenturbericht. Aus „Sorge vor Gas-Embargo“ senkten Bäder die Wassertemperatur. Auch von kalten Duschen ist die Rede. Nur stimmt das nach Auskunft der Betreiberfirma gar nicht. Das mit den Duschen habe man im Konjunktiv gesagt. Fall es kein Gas mehr gäbe.

Fakt ist, dass die „Deutsche Gesellschaft für das Badewesen“ unlängst Hinweise herausgab, wie Schwimmbäder in der Energiekrise den „Lockdown vermeiden“. Und darin werden für die rund 6.000 deutschen Hallen- und Freibäder zwei Szenarien durchgespielt. Es könnten die Energielieferungen an die Bäder deutlich reduziert oder die Bäder könnten gar ganz „vom Netz gehen“. Dies gelte es durch intelligente Maßnahmen zu vermeiden, schreibt die Bäder-Gesellschaft. Dazu zählt die Absenkung der Beckentemperatur um zwei Grad, wie es nun einige Orte in Bayern praktizieren.

Kinder plantschen weiter warm

In Hamburg hat man zwar von diesen Maßnahmen gehört, denkt aber noch nicht daran, da man langfristig laufende Verträge habe. „Ganz akut sehen wir da keine Auswirkungen“, sagt Sprecher Michael Dietel. Die Standardbecken hätten 28 Grad, jene für plantschende Kinder und Familien 30 bis 32.

Sollte die Politik das Energiesparen ansagen, wisse Bäderland aus der Pandemie, wo man schnell sparen kann. Allerdings müsste man dann fragen, „ob der Energiegewinn die Nachteile aufwiegen kann, wenn beispielsweise Kinder nicht mehr schwimmen lernen können, weil das Wasser zu kalt ist“. 24 Grad etwa seien für kleine Kinder „definitiv unangenehm frisch“. Eben.

Bei dieser Gelegenheit klärt sich auch die andere Dusch-Frage. Wichtig sei Bäderland die gründliche Reinigung, sagt Dietel. Es gebe aber keinen expliziten „Nacktzwang beim Duschen“.

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