Nachhaltige Computerprogramme: Blauer Engel für Software

Erstmals wird ein Computerprogramm mit dem Nachhaltigkeitssiegel ausgezeichnet. Dessen Energie- und Ressourcenverbrauch wird oft unterschätzt.

Hände tippen auf einer in bunten Fraben leuchtenden Tatstatur

Um den Blauen Engel zu erhalten, müssen Programme energieeffizient und ressourcenschonend sein Foto: imago

BERLIN taz | An diesem Mittwoch erhält zum ersten Mal ein Computerprogramm das Nachhaltigkeitszertifikat Blauer Engel. Mit „Okular“ vom Entwickler KDE lassen sich zum Beispiel PDFs, Bilder und E-Books öffnen. „Natürlich hoffen wir, dass dadurch mehr Leute Okular nutzen“, sagt dazu Joseph De Veaugh-Geiss von KDE. „Unser allgemeines Ziel ist aber auch, eine Diskussion über den Energie- und Ressourcenverbrauch von Software anzustoßen.“

Denn ohne Software wie Betriebssysteme, Textverarbeitung oder Internetbrowser würde die Hardware eines Computers – Grafikkarte, Prozessor, Arbeitsspeicher – gar nicht aktiviert werden, erklärt Marina Köhn vom UBA: „Software hat den Löwenanteil am Energieverbrauch.“ In einer Studie hat das UBA den Energieverbrauch von zwei unbenannt gebliebenen Textverarbeitungsprogrammen gemessen. Eines verbrauchte viermal so viel Energie wie das andere.

Um den Blauen Engel zu erhalten, müssen Programme energieeffizient und ressourcenschonend sein und Nut­ze­r*in­nen­au­to­no­mie ermöglichen. Damit ist gemeint, dass Nut­ze­r*in­nen wissen, womit sie es zu tun haben, und jederzeit das Programm wechseln können. Dazu müssen zum Beispiel Sicherheitsupdates kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Die Energie- und Ressourceneffizienz soll unter anderem dadurch gewährleistet sein, dass das Programm auch noch auf Computern laufen können muss, die fünf Jahre alt sind. „Viele machen sich nicht bewusst, dass Software dazu beitragen kann, dass Hardware ausgemustert werden muss und so unnötig Ressourcen verschwendet“, sagt dazu Marina Köhn.

Den gesamten Quellcode zu veröffentlichen ist nicht nötig. Aber Open-Source-Entwickler seien bei der Zertifizierung im Vorteil, sagt De Veaugh-Geiss. Denn der ganzheitliche Blick auf Nachhaltigkeit, den der Blaue Engel verlangt, sei bereits seit 30 Jahren Teil der Open-Source-Szene.

Die Nachfrage nach Software, die mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist, sei aktuell niedrig, berichtet Köhn. Aber wenn zum Beispiel öffentliche Verwaltungen anfangen würden, auf die Nachhaltigkeit ihrer Software zu achten, könne sich das schnell ändern.

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