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Ukraine-Konflikt und DeutschlandDialog und Härte

Kommentar von Julia Friedrich

Brauchen wir angesichts der militärischen Bedrohung der Ukraine einen Dialog mit Russland? Ja, natürlich – aber aus einer Position der Stärke.

Wie mit Russland umgehen angesichts der militärischen Bedrohung der Ukraine? Illustration: Katja Gendikova

V or einigen Jahren sprach ich mit einem russischen Investigativjournalisten in Moskau. Ich fragte ihn, wie man effektiv einerseits die offizielle Kremlpolitik kritisieren und andererseits Menschen wie ihn unterstützen könne, um so ein differenziertes Bild Russlands in Deutschland darzustellen. Er sagte mir, er sehe das Problem nicht: Man müsse eben richtig und falsch zu unterscheiden wissen, das eine unterstützen und das andere nicht.

Genau dies gelingt derzeit nicht: Die neue Bundesregierung findet ebenso wenig wie ihre Vorgänger einen Weg gegenüber Russland, der diese Trennlinie zwischen Unterstützung und Kritik klar zieht. Härte gegen den Kreml wird als geschichtsvergessene Russophobie ausgelegt.

Moskau hält währenddessen Kiew und die internationale Gemeinschaft mit einer drohenden erneuten Invasion der Ukraine in Atem. Wie weit genau der Kreml gehen wird, darüber spekulieren seit Monaten Expert*innen, Po­li­ti­ke­r*in­nen und selbsternannte Kremlinolog*innen; wissen tut es niemand.

In Deutschland dauert es Wochen, bis innerparteiliche Streits und innerkoalitionäres Krachen in die holprig nach außen kommunizierte Aussage münden, dass „alles auf dem Tisch“ sei, wenn es um Sanktionen gehe. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch Verunsicherung über den Willen zu Sanktionen bleibt, Waffenlieferungen werden ausgeschlossen.

Die Geduld mit Berlin verloren

Die Ukraine hat schon längst die Geduld mit Berlin verloren, auch unter Alliierten schaut man verwundert auf das Land, das 2014 immerhin noch den Führungsanspruch bei einer europäischen Antwort auf die völkerrechtswidrige Annexion der Krim und den Krieg im Osten der Ukraine anmeldete.

Wie sollte Deutschland also auf die reale Bedrohung einer weiteren russischen Invasion der Ukraine reagieren? Mit voller Härte gegenüber Russland, meinen die einen; mit Dialogbereitschaft und bloß nicht zu deutlichen Worten die anderen. Die Bundesregierung sagt: Wir brauchen beides – „Dialog und Härte“.

Doch dieser Plan geht zurzeit nicht auf: In Medien und auf diplomatischen Kanälen wird der Unmut von Alliierten und Partnern deutlich, was Deutschlands Willen zur Härte angeht. Und deshalb kommt auch kaum Dialog zustande: Moskau möchte nicht mit Berlin sprechen, sondern mit Washington.

Wenn Deutschland als Gesprächspartner ernst genommen werden möchte, muss es sich in eine Position der Stärke begeben. Zu diesem Ziel wird die neue Koalition drei Schritte gehen müssen: Russland begegnen, wie es ist, die Ukraine als vollwertigen Partner anerkennen, und die selbst verschriebene Sonderrolle unter Alliierten aufgeben.

Russland begegnen, wie es ist

Markus Söder sagte kürzlich in einem Interview: „Niemand kann einen Krieg in Europa wollen.“ Die Wahrheit ist: Der begrenzte und zum Teil verdeckte Einsatz militärischer Mittel hat sich in der Vergangenheit für Russland zum Erreichen politischer Ziele bewährt – in Libyen, in Syrien, in der Ostukraine. Militärische Mittel sind nicht für alle Länder per se ausgeschlossene Instrumente aus dem letzten Jahrhundert.

Doch anstatt mit Härte gegenzusteuern, ist man in Berlin damit beschäftigt, verirrten Marine-Offizieren und Po­li­ti­ke­r*in­nen insbesondere des linken Spektrums Selbstverständlichkeiten immer wieder zu erklären: Die Annexion der Krim war völkerrechtswidrig. Der Kreml ist kein „verlässlicher Partner“.

Moskau hat jeglicher Form zivilen Aktivismus die Daumenschrauben angelegt: Die älteste, bekannteste Menschenrechtsorganisation Memorial wurde liquidiert, Alexei Nawalny persönlich erst diese Woche zum „Terroristen“ deklariert. Wiederum geht es nicht um Russophobie, sondern es gilt, zwischen Regierung und Zivilgesellschaft zu unterscheiden.

Außenministerin Baerbock hat diesen Unterschied bei ihrem Besuch in Moskau rhetorisch deutlich gemacht, doch dies schlägt sich nicht in der Politik der gesamten Bundesregierung nieder. Jenen, die „endlich Dialog auf Augenhöhe“ fordern, sei gesagt: Jeder dieser vergangenen Versuche mit Russland ist gescheitert. Da muss man nur mal den französischen Präsidenten Macron fragen, was aus seinem „dialogue stratégique“ wurde – das gleiche, wie aus dem „Reset“ von Ex-US-Präsident Obama: nichts.

Das Vertrauen der Ukraine wiedergewinnen

Die Ukraine selbst ist zwar ständig Thema, aber vor allem Schauplatz für das Austarieren deutscher Russlandpolitik. Wenn Deutschland den Anspruch an eine vermittelnde Rolle stellt, dann muss es nicht nur Russlands Vertrauen haben, sondern auch jenes der Ukraine wiedergewinnen.

Die deutsch-ukrainischen Beziehungen standen spätestens seit Sommer 2021 auf einem Tiefstand: Das Drama um die Gaspipeline Nord Stream 2 war ein kommunikatives Desaster, und Berlin wollte davon nichts wissen. Außenministerin Baerbocks jüngste Äußerung in Kiew, dass Deutschland keine Waffen in die Ukraine liefern könne aufgrund der historischen Verantwortung gegenüber Russland, zeugt davon, wie weit Berlin von der Lage vor Ort entfernt ist.

Für Ukrainer*innen, deren Land während des Zweiten Weltkriegs von Nazideutschland okkupiert wurde und einer der Hauptschauplätze des Holocausts war, wirkte das wie Hohn. Außer Frage: Der Umgangston insbesondere des ukrainischen Botschafters Andrij Melnyk in Deutschland erreicht bisweilen recht schrille Lagen. Dazu gehört auch, dass Berlin in politischen Kreisen Kiews bereits als „Komplizin“ Moskaus bezeichnet wurde.

Die Unzufriedenheit mit Deutschland geht mittlerweile aber auch darüber hinaus: Selbst der Berlin eigentlich zugewandte ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba bestellte vergangenes Wochenende die deutsche Botschafterin ein. Dabei gibt Deutschland seit 2014 so viel Geld für den demokratischen Umbruch der Ukraine aus wie für kaum ein anderes Land. Der fehlende Aufwand, dies aktiv in die Ukraine hinein zu kommunizieren, macht sich nun bemerkbar.

Kiew muss handeln – aber auch gehört werden

Dabei heißt die Ukraine und ihre Interessen ernst zu nehmen, bei Weitem nicht, alles gutzuheißen, was Kiew tut – sondern der Ukraine Verantwortung für ihre Zukunft zuzuweisen, beispielsweise für stockende Reformbemühungen, die derzeit völlig unter den Tisch fallen. Der deutsche Einsatz dafür, das Normandie-Format wiederzubeleben, ist der Schritt in die richtige Richtung, damit Kiew wieder an Gesprächen über die Ukraine beteiligt ist. Wiederum wird auch dieser Versuch ohne gleichzeitige Härte nicht erfolgreich sein, weil sich Russland sonst nicht mit an den Tisch setzt – oder lediglich auf Beraterebene.

Deutschland riskiert derzeit, sein internationales Ansehen langfristig zu schädigen. Das Selbstverständnis, als einst geteiltes Land eine Art natürliche Brücke zwischen Ost und West zu sein, ist so stark, dass diese Rolle nicht mehr hinterfragt wird. Und das, obwohl die Zweifel von Kiew bis Washington an der Umsetzung der teils halbgaren Versprechen der Bundesregierung stetig wachsen. Solche Misstöne in der Allianz werden in Moskau registriert und im Zweifelsfall schonungslos ausgenutzt werden.

Es wird Zeit, dass die Bundesregierung aufhört, eine Sonderrolle für sich zu beanspruchen. Zu einer Allianz gehört stets die Arbeitsteilung, wie auch von der Außenministerin vor dem Bundestag proklamiert. Arbeitsteilung funktioniert aber nicht, wenn man sich zwischen „Dialog und Härte“ vornehmlich auf die Härte der anderen verlässt, weil man selbst ja die Brücke zum Dialog ist. Unter Angela Merkel war Deutschland Zugpferd für den Russland-Kurs der EU – diese Rolle muss Kanzler Scholz nun einnehmen, und gleichzeitig weiter gehen als seine Amtsvorgängerin, was die Härte angeht.

Die selbst verschriebene Sonderrolle abzulegen bedeutet auch, nicht die Lieferung von defensiven Waffen an die Ukraine durch andere Alliierte zu blockieren. Wenn direkte deutsche Waffenlieferungen in der jetzigen Regierungskonstellation wirklich nicht oder nur langfristig zu machen sind, dann kann man sich, wie bereits geschehen, auf militärische Ausrüstung abseits von Waffen für die Ukraine konzentrieren – sollte davon aber ausreichend liefern. Der Spott in Reaktion auf eine erste Lieferung von gerade einmal 5.000 Schutzhelmen zeigt, dass solche Maßnahmen von einer klugen Kommunikationskampagne in die Ukraine wie nach Deutschland hinein begleitet sein sollten.

Richtig und falsch im Umgang mit Russland

„Wir brauchen Dialog mit Russland“ – Ja! Natürlich brauchen wir Dialog. Die Frage ist, welchen Dialog und aus welcher Position heraus. ­Gespräche, die darauf basieren, dass Russland der Ukraine die Pistole an den Kopf setzt, sind jedenfalls nicht der viel beschworene Dialog auf Augenhöhe.

Eine deutsche Politik, die Russland jetzt mit Stärke entgegentritt, kann auch einen langfristig angelegten Dialog über Sicherheit in Europa anregen. Dieser muss auf der Souveränität aller Staaten, inklusive der Ukraine, und auf regelbasiertem Multilateralismus fußen. Das wäre eine wertebasierte Außenpolitik wie von der neuen Koalition proklamiert. Das wäre ein Weg, richtig und falsch im Umgang mit Russland voneinander zu unterscheiden.

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23 Kommentare

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  • Wieso noch mehr Stärke? Die NATO steht im Baltikum, Polen, Rumänien, Bulgarien und Türkei. Auf der Pazifikseite in Japan, Südkorea und den Philippinen. Reicht Ihnen diese Stärke nicht?

    • @Kappert Joachim:

      Die "NATO" hat keine Truppen. Aber NATO Statten haben Truppenkontingente in anderen NATO Staaten.



      Villeicht ist Ihnen entgangen das das Baltikum und Polen gerne möchte dass dort Truppen stationiert sind. Das Polen, das Baltikum Finnland ihre ganz eigenen historischen Erfahrungen mit Rußland gemacht haben.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @Kappert Joachim:

      Die Amerikaner stehen da, Europa ohne Amerika könnte eine russische Invasion nicht aufhalten.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Ja. Auf dem Glauben an dieses Dogma beruht die Amerikanische Macht in Europa...

        • @warum_denkt_keiner_nach?:

          Nope Europa hat noch eine andere Abhängigkeit von den USA und das ist eine bis heute andauerende Finanzschleife welche mit der Marshallplan initiert wurde. 80% für den Wiederaufbau des von Hitlerdeutschland zerstörten Europas geschenkt und 20% Schulden. Natürlich mussten Europäische Nationen umverschulden und das ist bis heute der Fall soweit ich weiss.

          • @SimpleForest:

            Nach so vielen Jahrzehnten spielt das keine Rolle mehr.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        yepp, UK, Deutschland, Frankreich und Italien geben zusammen im Jahr nur dreimal so viel Geld für Rüstung aus, wie Russland.



        Klar das wir da noch die Amis brauchen die 13mal so viel investieren.

        de.statista.com/st...-militaerausgaben/

  • Nun, die Ukraine hat das Vertrauen verloren. Wie schade. Nur, die Ukraine ist weder Mitglied der EU noch in der NATO.



    Ich finde es seltsam, dass hier so getan wird, als hätten wir neben allgemeinen Aktionen zur Friedenswahrung irgendeine Verantwortung für die Ukraine.

  • Eine sehr gute Analyse.



    Ein Aspekt wurde nicht erwähnt:



    Die einseitige reflexartige Schuldzuweisung der Partei "Die Linke" an den Westen zeigt , dass sie die Bedrohung eines russischen Angriffskrieges indirekt rechtfertigt. Es war nicht anders zu erwarten, nach ihrem Schweigen zur völkerrechtswidrigen Annektion der Krim, der jahrelangen militärischen Destabilisierung der Ukraine und den systematischen schweren Kriegsverbrechen Russlands in Syrien.



    Die Linke, will sie ihrem Namen gerecht werden, muss für eine emanzipatorische Politik eintreten und jeden völkerrechtswidrigen Angriffskrieg oder auch nur die Drohung damit entschieden verurteilen. Tut sie es nicht, wie neulich Gysi im Parlament wieder mal klar gemacht hat, wird die Partei zum verlängerten Arm der Propaganda Putins. Mit Täter-Opfer-Umkehr wird er zum Opfer stilisiert... obwohl er es ist, der einen Angriffskrieg vorbereitet.

    Zur Erinnerung: Im Budapester Memorandum von 1994 garantierten die AtommächteGroßbritannien, Russland undUSAder Ukraine, Kasachstan und Belarus Sicherheit, Souveränität und ihre bestehenden Grenzen. Die verzichteten im Gegenzug auf ihre Atomarsenale.



    (www.fr.de/politik/...ews-91267535.html)

    Natürlich ist es richtig, zu verhandeln, aber auf Grundlage des Völkerrechts.



    Jedes Land hat das Recht sich gegen einen Angriffskrieg zu verteidigen und zu bewaffnen und mit seiner Bewaffnung die kalkulierbaren Kosten für den Angreifer hochzuschrauben. Dafür braucht das Land aber Waffen und nicht nur Helme und Lazarette.



    Wenn Deutschland nun meint, keine Waffen an die bedrohte Ukraine liefern zu wollen, um zu deeskalieren, stellt sich die Frage, ob das Realpolitik ist oder Wishfull Thinking. Was wird Die Linke sagen, wenn Putin wirklich angreift? Appeasement, wie im Münchner Abkommen von 1938?

  • Solange sich die NATO nicht wieder ganz aus dem Ostblock zurück zieht, wird sich Russland weiter bedroht sehen und sich notfall mit allen Mitteln gegen die NATO verteidigen.

    Das erinnert stark an die Kubakrise, die fast einen Atomkrieg ausgelöst hätte, mit vertauschten Rollen.

    • 8G
      83379 (Profil gelöscht)
      @VanessaH:

      Warum sollte der Ostblock eigentlich Russland ausgeliefert werden? Die Staaten sind seit Jahren in der NATO und bis 2014 haben die meisten europäischen Staaten abgerüstet bzw. ihre Armeen in Kriseninterventionsarmeen umgerüstet, es besteht schlicht keine Bedrohung Russlands durch die NATO das ist Russische Propaganda.

      Ohne den Angriff auf die Ukraine durch Russland würde die Bundeswehr vermutlich darüber nachdenken die Panzer und Artillerie aufzulösen anstatt davon neue zu kaufen. Es War Russland das die derzeitige Krise ausgelöst hat und es ist an Russland zu beweisen das es Frieden will.

      • @83379 (Profil gelöscht):

        Aktuelle Krisen haben meist Jahrlange hintergründe. Ich habe einen langen Post hier gemacht, den Sie mit Sicherheit finden können, welcher ein paar Jahre zurückschaut. Ich habe explizit Aggresionen der Nato aufgeführt, weil der Zeigefinger auf Russland jedem klar hier ist. Ich bitte beim lesen meines Post trotzdem noch einmal darum, mich nicht als Pro Putin abzustempeln. Mir geht es nur darum, die andere Seite aufzuzeigen.



        Wir sind gut und die sind schlecht ist leider die Natur des Menschen, aber als Anti Nationalist und Anti Faschist sehe ich es als meien Pflicht an, möglichst neutral zu kommentieren.

    • @VanessaH:

      Den Ostblock gibt es seit über 30 Jahren nicht mehr und wer die Zeit soweit zurück drehen will sollte dabei nicht vergessen, dass die Wiederherstellung der damaligen Blöcke in letzter Konsequenz bedeuten würde auch Teile Deutschlands wieder der russischen Einflusssphäre zuzuschlagen.

  • zeichen setzen ... !

    westukraine entmilitarisieren !

  • 4G
    47360 (Profil gelöscht)

    In der ganzen Sache treten westliche Journalisten gern als Warlords auf, verbale Warlords mit asymmetrischen Waffen, aber ebenso einer motive attribution asymmetry.

    Gorbatschow 2014 nach der Annexion der Krim (in Die Zeit nachlesbar) wirft dem Westen seit 1990 Triumphalismus vor, dazu das Implementieren von neuer Ordnungen auf dem Balkan, alleinige Weltführerschaft, Ignorieren russischer Interessen, Zerstören und Untergraben allen Vertrauens. Auch Gorbatschow zählt Syrien, Irak etc. auf --- allerdings ganz anders als der andere Kommentierende hier. Gorbatschow verteidigt Putin s Politik in den Sachen. Gorbatschow fordert die Aufhebung der Sanktionen gegen Russland.



    Gorbatschow Weihnachten 2021, er sagt fast wiederum dasselbe. Wieder Die Zeit. Der Westen habe sich entschieden, ein neues Imperium aufzubauen, das habe zur Erweiterung der Nato geführt.

    Wie schräg aber der Westen über Russland (Ukraine etc.) berichtet, kann man im Bereich Landwirtschaft sehen, man google einfach Gorbatschow s Geburtsort. Dann gehe man mit google maps dahin und immer näher an die Landschaft drum. Auf der hat Gorbatschow als Farmer gearbeitet. Raissa Gorbatschowa hat dort eine landwirtschaftliche Feldforschung gemacht. Jedes Feld und das ist typisch für Russland, die Ukraine etc. ist mit dicken Streifen Bäumen und Büschen umgeben, könnte man näher ran gehen, würden auch Kräuter und Feldblumen sichtbar werden. Das ist in ganz Russland so, auch der Ukraine. Hier kein Wort davon, die Umwelt in Russland wird von den Medien runtergemacht und freiwillige Blühstreifen in Deutschland als die Innovation aller Dinge verkauft. Die Biodiversität in Russland ist viel höher als in Westeuropa (dito USA) mit seinen ausgeräumten Landschaften. Nicht ein gutes Haar wird an Russland gelassen. Das ist mediale Kriegführung und die Umwelt interessiert de facto überhaupt nicht, sonst hätte man längst etwas vom Guten übernommen.

  • Welche Härte, die hier gefordert wird, soll denn gezeigt werden? Ganz konkret an Beispielen.

    Deutschland ist abhängig von russischem Gas. Es ist ganz einfach. Solange das der Fall ist, hat Deutschland keine Verhandlungsmacht.

  • Liebe Taz,

    vielleicht tue ich der Zeitung hier unrecht, vielleicht auch den Foristen, welche sich auch mit angesprochen dürfen. Ich habe vorweggenommen diesen Ukraine Konflikt bisher nicht mit der Aufmerksamkeit verfolgt, die diesem Konflikt gebührt. Was es mir schwierig macht, Artikel zu lesen ist die Abwesenheit der Erinnerung von Fakten. Die USA sind unter Trump aus dem OpenSky Abkommen sowieso aus dem Abkommen, welches Mittelstreckenraketen mit nuklearen Sprengköpfen ächtet ausgetreten. Die Nato ist damit aus den Verträgen ausgetreten. Sipri hat im letzten 5 Jahres Bericht (2015 - 2020) noch einen draufgesetzt. Die Nuklearmächte, welche ~10% Ihrer Sprenköpfe abschussbereit zum Erstschlag montiert hatten, waren USA, Frankreich und England. 3 mal Nato, weder Russland noch China hier aufgeführt.

    Ganz Eurasien ist damit ein nuklearer Brandherd geworden. Die USA sind aus der Sache in gewisser Weise als Gewinner hervorgegangen. Europa + Rußland Verlierer. Mit dem Verlassen der Verträge darf die Nato nun ganz legal Mittelstrecken Raketen auf Moskau ausrichten, mit jeder Ost Erweiterung rückt dieses Szenario näher. Die USA, welche nur mit Langstreckenraketen angegriffen werden können, haben profitiert weil Russland fleissig limitierte Sprengküpfe seid dem Verlassen der Verträge auf Mittelstreckenraketen um montiert. Weniger Erstschlagpotential auf die USA...

    Egal wie schwierig die Verhandlungen sein mögen, es ist immer gut wenn sich beide Seiten an einem gemeinsamen Interesse orientieren könnten. Eine nuklearwaffen freie Zone zwischen Frankreich und Russland kann hier für EU + Rußland attraktiv sein. Wiederinstand Setzung der oben genannten Verträge mit einbegriffen.

    Das wird teuer... Nur Zuckerbrot und nur Peitsche bringen beides nichts, aber können die Medien mal das ganze Bild zeichnen?

    Nur der Vollständigkeit halber. Putin ist ein nationalistisches und Autokratisches Drecksschwein. MMn.

    • @SimpleForest:

      Vielen Dank für die gute Zusammenfassung.

      Sie haben sehr gut erläutert, dass Russland sehr wohl Grund zur Sorge hat.



      In der Ukraine-Frage mag der Westen im Recht sein. Nur ist das Beharren darauf Recht zu haben eben keine sehr fruchtbare Verhandlungsposition.



      Aber wenn Europa in Folge dieses elenden Ukraineschlamassels in einem Atomkrieg untergeht, wären wir wenigstens im Recht gewesen. Ist doch auch was!

    • @SimpleForest:

      Mir leuchtet nicht ganz ein was dieser Exkurs mit der derzeitigen Lage zu tun haben soll. Russland ist ja vor 2016 in die Ukraine einmarschiert und fordert auch nicht die Wiedereinführung dieses Nuklearabkommens, sondern dass die NATO die Ukraine und Osteuropa wieder als Satellitenstaaten Moskaus akzeptiert und sich zurückzieht.

      • @schnarchnase:

        Erst einmal bitte ich Sie um eine valide Referenz für Ihre 2016 Behauptung. Bitte keine Russland hat getrickst und inoffiziel militärische Berater geschickt, welche offiziell im Urlaub waren. Diese Referenzen sind mir bekannt - eine Kriegserklärung Seiten Russlands an die Ukraine eher weniger.

        Des weiteren habe ich Trumps Aktionen aus dem Jahr 2019 referenziert und den Schluss gezogen, dass diese Aktionen die Gefahr eines Nuklearkrieges bedeutsam erhöht haben. Von 2016 war nie der Rede.

        Wenn Sie das brechen von wichtigen nuklearen Sicherheitsverträgen von Seiten der USA als irrelevant betrachten, sind wir halt nicht einer Meinung. Sehen Sie doch einen Zusammenhang, sollte der letzte meiner Punkte doch wohl klar sein.

        Gnadenlose Eskalation verschlimmert die Lage, wegschauen ist auch keine Lösung. Wiederaufnahme von Verhandlungen mit einem Aspekt der EU und Russlands Interessen entspricht, ist ein Lösungsansatz.

        Haben Sie noch Fragen?

    • @SimpleForest:

      vielen Dank für diesen Kommentar!

    • 0G
      05867 (Profil gelöscht)
      @SimpleForest:

      Super, vielen Dank für die Recherche.



      Ich finde es auch sehr verstörend, wenn jetzt überall die HardLinerInnen aus ihren Schützengräben gekrochen kommen, und eine Politik der Härte "auf Augenhöhe" fordern.



      Plötzlich ist es schon fast vergessen, das die USA am Rande einer Diktatur waren (und vielleicht sind). Und das es der "Friedenspräsident" Bush war, der 2007 gegen das Veto aus Europa die Aufnahme der Ukraine in die Nato versprochen hat (das war, nur zur Erinnerung, der Präsident, der mal eben ein paar hunderttausend Zivilisten im Irak ermorden ließ).



      Dies nicht zur Rechtfertigung des russischen, aggressiven Imperialismus, sondern zur Einordnung, wo die Europäer und Amerikaner heute stehen. Und wie glaubwürdig sie Frieden predigen können.



      Da sind mir dann Zögerliche, die ganze 5.000 Helme übrig haben, doch noch lieber ...

  • Da reichen keine Helme, vielleicht noch Silvesterknaller. Auch keine Worte von Baerbock. Diskussionen werden vom Kreml ignoriert. Was tun? Ich weiß es auch nicht. Wer will schon Krieg? Putin vielleicht? Alles sehr heikel.