: Hamburger Stadtbäume besetzt
Die Hamburger Sparkasse will am Alsenplatz in Hamburg-Altona günstigen Wohnraum für ihre Auszubildenden schaffen – und dafür Bäume fällen. Die Initiative „Green Alsenplatz“ wehrt sich dagegen. Am Montag stiegen Aktivist*innen deshalb sogar in die Bäume
Nils Hinrichs, Sprecher von „Rettet Hamburgs Natur“
Von Loma Aktan
Der Alsenplatz ist eine kleine grüne Oase an der viel befahrenen Alsenstraße in Hamburg-Altona: ein runder Parkplatz mit einer Grünfläche in der Mitte, auf der bis zu 70 Jahre alte Bäume stehen. Um den Parkplatz herum stehen Wohnhäuser.
Am Montagvormittag sah es hier aber etwas anders aus: Der Platz war mit Absperrband umringt, eine Menschenmasse und ein Polizeiwagen waren schon von Weitem zu erkennen. Ging man näher heran, konnte man drei Menschen sehen, die verschiedene Bäume besetzten. Es war eine Kundgebung des Bündnisses „Rettet Hamburgs Natur“. Sie protestierten dagegen, dass 27 Bäume auf dem Alsenplatz gefällt werden sollen.
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) will ein Wohnhaus auf der Fläche des sogenannten „Grünen-Parkplatzes“ bauen. Es soll bezahlbarer Wohnraum für die Auszubildenden der Haspa geschaffen werden. Der sei dringend nötig, sagt Unternehmenssprecherin Stefanie von Carlsburg. Die Haspa wolle in Kooperation mit der Loki-Schmidt-Stiftung ortsnah 25 Stadtbäume pflanzen, um die gefällten zu ersetzen. Das neue Gebäude werde außerdem mit einer grünen Fassade und einem Dachgarten maßgeblich zum Klimaschutz beitragen.
Den Umweltaktivist*innen reicht das nicht. Sie finden, dass vor allem kein 70 Jahre alter Baum mehr gefällt werden dürfe. „Wir können es nicht akzeptieren, dass Wohnungspolitik gegen Umweltschutz ausgespielt wird“, sagt eine Sprecherin der Initiative „Green Alsenplatz“, die von Anwohner*innen gegründet wurde, nachdem sie von dem Bauvorhaben erfuhren.
Gemeinsam mit dem Bündnis „Rettet Hamburgs Natur“ protestiert die Initiative mit Flyern, Plakaten und Petitionen gegen die Abholzung. Aktivist*innen des Bündnisses besetzten nun die Bäume. „Gerade in der heutigen Zeit mit Klimaanpassung ist es auch unglaublich wichtig, Stadtgrün zu erhalten“, sagt Nils Hinrichs, Sprecher von „Rettet Hamburgs Natur“. Der Bezirk Altona bezeichnet den Alsenplatz als Baulücke. Das stört die Aktivist*innen. Auf einem Flyer der Initiative „Green Alsenplatz“ heißt es: „Der Bezirk Altona setzt sich über die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag hinweg. Hier wurde 2020 vereinbart, dieses Grüne Netz zu erhalten, es weiter zu verbessern, fehlende Wegeverbindungen zu schaffen und bisher nicht nutzbare Flächen zu aktivieren und zu begrünen.“
Lange konnten die Aktivist*innen die Bäume nicht besetzen. „Wir haben Jobs und sind somit langfristig auch auf unsere Löhne angewiesen“, betont Hinrichs. Ab fünf Uhr morgens waren die Aktivist*innen vor Ort – bis es dunkel wurde.
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