Satire mit Meryl Streep als Präsidentin: Früher war mehr Weltretten
Die Katastrophenfilm-Satire „Don’t Look Up“, ab Weihnachten auf Netflix, lockt mit Stars und schwarzem Humor.
Im Falle eines drohenden Asteroideneinschlags ist auf Bruce Willis Verlass. Er fliegt diesbezüglich meist mit einer besonders dicken Rakete in den Weltraum und macht dem Motherfucker den Garaus. Zur Not mit der Faust.
Aber jenes Szenario von Action-Filmen wie „Armageddon“ basiert auf der Idee einer starken, patriotischen, fähigen und konservativen Weltpolizei USA. Insofern ist Adam McKays Satire „Don’t Look Up“, ab Weihnachten auf Netflix, ein interessantes Experiment. Denn der riesengroße Komet auf Erd-Kollisionskurs, der von der Doktorandin Kate Dibiasky (Jennifer Lawrence) entdeckt und von ihrem Doktorvater Randall Mindy (Leonardo DiCaprio) bestätigt wird, droht in ein paar Wochen eine Welt zu zerstören, der ihre Zerstörung schnurzpiepe ist.
Die (demokratische) US-Präsidentin Orlean (Meryl Streep) lässt die beiden unbekannten Schwarzseher:innen zunächst stundenlang warten, bevor sie ihnen zu verstehen gibt, dass man sich erst nach anstehenden Wahlen um die Sache mit dem Weltuntergang kümmern kann. Dibiaskys und Mindys Versuch, an die Presse zu gehen, scheitert an tumben Morning-Show-Moderator:innen, die die verheerenden Neuigkeiten nach dem Motto „Keep it light“ einfach wegwitzeln …
Vorhersehbarkeit der Figuren
„Don’t Look Up“ ist eine Satire – und als solche qua Funktion böse. Dass der mit großen Stars besetzte, von Seitenhieben und schwarzhumorigstem Storytelling sprühende Film dennoch langweilig wirkt, liegt an seiner Redundanz – und an der Vorhersehbarkeit.
„Don’t Look Up“. Regie: Adam McKay. Mit Leonardo DiCaprio, Jennifer Lawrence u. a. USA 2021, 138 Min. Läuft ab 24.12. auf Netflix.
Die Idee des ignoranten Staatsoberhaupts ist so alt wie die Demokratie, die Figuren der verhuschten Wissenschaftler:innen, die im Strudel der Wichtig-popichtig-White-House-Szenerie zu verschwinden drohen, ebenso. Und wie Social Media auf Situationen wie diese reagieren würden, kann man sich denken – Shitstorms, Verschwörungstheorien und Abwehrmechanismen sind erwartbare Reaktionen der Menschen in der Gefahr.
Im Gegensatz zu üblichen Katastrophenfilmen und Dystopien schwingt bei „Don’t Look Up“, der sich als ökologisch bewusste Systemkritik gibt, immerhin ein bitterer Unterton mit. Denn von vorneherein ist klar, dass es in dieser Geschichte kein Hollywood-Happy-End geben kann. Andererseits versickert ein wirkliches Gefühl von Sorge, das sich zum Handlungsaufruf verstärken könnte, in der sprücheklopferischen Mentalität des Films: „Stell dir vor, die Welt geht unter, und keiner schaut hin.“ Sprüche allein ändern aber auch nichts.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
VW in der Krise
Schlicht nicht wettbewerbsfähig
Prognose zu KI und Stromverbrauch
Der Energiefresser
Anschläge auf „Programm-Schänke“
Unter Druck
Mögliche Neuwahlen in Deutschland
Nur Trump kann noch helfen
Jeff Bezos und die Pressefreiheit
Für eine Zwangsabgabe an Qualitätszeitungen!
Orbán und Schröder in Wien
Gäste zum Gruseln