Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Mehrere „Querdenker“ festgenommen

Trotz Demoverbot waren am Samstag tausende Coronaleugner in der Hauptstadt unterwegs. Die Polizei setzte Pfefferspray ein, es gab dutzende Festnahmen.

Demonstranten laufen in Berlin, einer trägt eine Deutschlandflagge als Umhang

Festnahmen in Berlin, 28.08.2021 Foto: Christophe Gateau/dpa

„Querdenker“ wandern durch Berlin, mehrere Festnahmen

Trotz des Verbots einiger Veranstaltungen haben sich am Samstag in Berlin nach Polizeiangaben einige Tausend Demonstranten aus Protest gegen die Corona-Politik versammelt. Dabei kam es zunächst zu 36 vorläufigen Festnahmen. Die Polizei begleitete die einzelnen Züge und zog dabei nach eigenen Angaben immer wieder Rädelsführer aus den Gruppen. Es gab einige Angriffe auf Einsatzkräfte, zunächst wurde ein Polizist verletzt.

An der Lessingbrücke im Stadtteil Moabit kam es am Nachmittag zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei, als die Menge versuchte, in Richtung Siegessäule und Großer Stern durchzubrechen. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.

Ausgangspunkt des ungenehmigten Aufzugs war laut Polizei der Volkspark Friedrichshain. Dort hätten sich am Vormittag mehrere tausend Menschen versammelt und seien dann losgelaufen. Geschätzt 500 „Querdenker“ zogen auch über die Tauentzienstraße und Kurfürstendam in der westlichen Berliner City. Vor der Berliner Charité skandierten Hunderte Menschen „Drosten raus!“.

Am Leipziger Platz hielt die aus der „Querdenken“-Szene kommende Parteineugründung „Die Basis“ eine Kundgebung ab. Journalisten berichteten in den sozialen Netzwerken erneut von Behinderungen und Pöpeleien durch Demonstranten

Neun Demonstrationen waren von der Polizei verboten worden, darunter Kundgebungen der „Initiative Querdenken“ auf der Straße des 17. Juni. Drei Eilanträge gegen die Verbote wies das Verwaltungsgericht zurück, einem gaben sie statt: Eine für Samstag und Sonntag angemeldete Versammlung mit je 500 erwarteten Teilnehmern darf stattfinden. Auf diese Veranstaltung wurde über das soziale Netzwerk Telegram hingewiesen.

Die Sicherheitsbehörden sind auch deshalb besonders aufmerksam, weil vor einem Jahr, am 29. August 2020, Zehntausende in Berlin gegen die Corona-Einschränkungen protestiert hatten. Dabei hatten Demonstranten eine Absperrung am Reichstagsgebäude durchbrochen, die zahlenmäßig weit unterlegenen Wachkräfte bedrängt und für einige Zeit eine Treppe vor einem Eingang besetzt. Die Bilder davon lösten breite Empörung aus und sorgten auch international für Aufsehen. (dpa)

Verunreinigte Moderna-Ampullen womöglich für zwei Todesfälle verantwortlich

Verunreinigte Moderna-Ampullen sind womöglich der Auslöser von zwei Todesfällen in Japan. Der Tod der beiden Männer im Alter von 30 und 38 Jahren werde derzeit untersucht, teilte das Gesundheitsministerium am Samstag in Tokio mit. Die Männer seien kürzlich nach ihrer zweiten Impfdosis gestorben. Die Vakzine stammten den Angaben zufolge aus einer von drei Moderna-Produktionschargen, die nach Berichten über Verunreinigungen zurückgezogen worden waren.

Insgesamt hatte Japan am Donnerstag die Verwendung von 1,63 Millionen Dosen des Corona-Impfstoffs von Moderna gestoppt. Das für die Verteilung des Vakzins zuständige Pharmaunternehmen Takeda teilte mit, mehrere Impfzentren im Land hätten „fremde Substanzen“ in noch ungeöffneten Ampullen festgestellt. Daher sei in Abstimmung mit dem Gesundheitsministerium entschieden worden, die Impfdosen von drei ganzen Chargen nicht mehr zu verwenden.

Moderna teilte seinerseits mit, dass die gemeldeten Verunreinigungen die Ampullen einer Produktcharge betreffen. Das Unternehmen gehe davon aus, dass das Herstellungsproblem in einer der Produktionslinien in der beauftragten Herstellungsstätte in Spanien aufgetreten sei. Die anderen beiden Chargen wurden nach Regierungsangaben als Vorsichtsmaßnahme aus dem Verkehr gezogen.

Japanischen Medien zufolge wurden alle drei aus dem Verkehr gezogenen Chargen etwa zeitgleich in Spanien produziert. Die verunreinigenden Substanzen seien in 39 ungeöffneten Ampullen in acht unterschiedlichen Impfzentren in Japan entdeckt worden.

Das japanische Gesundheitsministerium hatte am Donnerstag zudem angekündigt, zusammen mit Takeda Ersatz-Impfdosen organisieren zu wollen, damit die Impfkampagne des Landes nicht in Verzug gerät. Bislang wurden 43 Prozent der japanischen Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Das Gastgeberland der Olympischen Sommerspiele und der Paralympics kämpft derzeit gegen einen Rekordanstieg der Corona-Neuninfektionen wegen der hochansteckenden Delta-Variante. Für einige Gebiete des Landes wurden Restriktionen verhängt. (afp)

Bislang ruhige Lage vor Demo-Tag in Berlin

Die Polizei hat sich in Berlin trotz zahlreicher Demonstrationsverbote an diesem Wochenende auf Einsätze mit Gegnern der Corona-Politik eingestellt. Rund 2.000 Kräfte stehen nach Polizeiangaben am Samstag bereit, darunter ist auch Unterstützung aus Baden-Württemberg, Niedersachsen, Bayern und Sachsen.

Am Morgen war die Lage noch ruhig. Am Ku'damm versammelte sich eine Gruppe von 20 bis 30 Menschen, die von der Polizei überprüft wurde. Weite Teile des Regierungsviertels waren abgesperrt.

Die Polizei hatte neun Demonstrationen verboten, darunter Kundgebungen der „Initiative Querdenken“ auf der Straße des 17. Juni. Drei Eilanträge gegen die Verbote wies das Verwaltungsgericht zurück, einem gaben sie statt: Eine für Samstag und Sonntag angemeldete Versammlung mit je 500 erwarteten Teilnehmern darf stattfinden. Auf diese Veranstaltung wurde über Telegram hingewiesen.

Zudem zieht am Samstagnachmittag der „Zug der Liebe“ durch Berlin. Der Veranstalter erwartet zu der Demo mit House- und Technomusik um die 10.000 Menschen.

Die Polizei geht davon aus, dass eine Vielzahl von Menschen den Demonstrationsverboten nicht folgen wird. Deshalb werde man „die Versammlungsverbote durchsetzen, entsprechend präsent sein und insbesondere das Regierungsviertel schützen“, hieß es vor den Demos. Die Sicherheitsbehörden sind auch deshalb besonders aufmerksam, weil vor einem Jahr, am 29. August 2020, Zehntausende Menschen in Berlin gegen die Corona-Einschränkungen demonstrierten. (dpa)

RKI registriert 10.303 Corona-Neuinfektionen

Die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut angestiegen. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Samstagmorgen lag sie bei 72,1 – am Vortag hatte der Wert 70,3 betragen, vor einer Woche 51,6. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 10.303 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 8.092 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 22 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 17 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 3.924 131 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 3.723.200 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 92.118. (dpa)

US-Geheimdienste können Corona-Ursprung nicht klären

Die US-Geheimdienste haben ihren mit Spannung erwarteten Bericht zum Ursprung des Coronavirus veröffentlicht – und kein eindeutiges Ergebnis präsentieren können. In dem am Freitag publik gemachten Bericht werden sowohl eine Übertragung von Tier zu Mensch als auch ein Laborunfall in China als „plausible Hypothesen“ bezeichnet. Für eine abschließende Bewertung fehlten klinische Proben oder Daten zu den frühen Infektionsfällen in China, erklärten die Geheimdienste.

Die Nachrichtendienste seien „weiterhin gespalten“ in der Frage, was der „wahrscheinlichste Ursprung“ der Corona-Pandemie ist. Vier US-Geheimdienste kommen demnach mit „niedriger“ Sicherheit zu dem Schluss, dass die Pandemie auf eine Virusübertragung von Tier zu Mensch zurückgeht.

Der Bahnhof von Wuhan aus der Vogelperspektive

Anfang 2020 hatte sich das Virus von Wuhan aus in der Welt ausgebreitet Foto: XinHua/dpa

Zwei andere Geheimdienste gehen dagegen mit „mittlerer“ Sicherheit davon aus, dass ein Laborunfall zu der Pandemie führte. Analysten in drei anderen Diensten wiederum konnten sich nicht auf eine Zuordnung einigen. Grund für die Unterschiede sei die unterschiedliche Gewichtung der „nachrichtendienstlichen Berichte und wissenschaftlichen Veröffentlichungen sowie der nachrichtendienstlichen und wissenschaftlichen Lücken“, hieß es.

In dem von US-Präsident Joe Biden angeforderten Bericht der Nationalen Geheimdienstdirektion wird allerdings ausgeschlossen, dass das Coronavirus als „biologische Waffe“ entwickelt wurde. Die meisten Geheimdienste gehen auch nicht davon aus, dass das Virus durch Genmanipulation entstand – auch wenn zwei Dienste sich diesem Urteil nicht anschließen wollten, weil die Sachlage nicht ausreichend eindeutig sei.

Die chinesische Botschaft in Washington wies die Vorwürfe erneut zurück, Peking halte Informationen über das Coronavirus unter Verschluss. Der Bericht der US-Geheimdienste zeige einmal mehr die Entschlossenheit Washingtons, „den falschen Weg der politischen Manipulation“ fortzusetzen, erklärte sie. Ziel des Berichts sei es, die Volksrepublik als „Sündenbock“ abzustempeln. (afp)

Abflauendes Interesse an Corona-Impfungen

Die Nachfrage nach Corona-Impfungen ist nach Angaben des Hausärzteverbandes deutlich niedriger als in der ersten Hälfte des Jahres. „Der Impfturbo, den wir im Frühjahr und bis zum Juli hinein erlebt hatten, ist definitiv abgeflaut “, sagte Bundesvorstandsmitglied Armin Beck den Zeitungen des Redaktionsnetzwerkes Deutschland. „Während einzelne Kolleginnen und Kollegen uns zuvor noch von 300 oder sogar 500 Anfragen wöchentlich berichteten, erhalten viele mittlerweile nur noch zögerliche 30 oder weniger“, sagte Beck.

„Hinzu kommt, dass die Beratung bei vielen Patientinnen und Patienten deutlich aufwändiger geworden ist, da natürlich der Anteil der klaren Impfbefürworter unter den Ungeimpften mit Voranschreiten der Impfkampagne stark abgenommen hat“, führte Beck weiter aus. Hier sei „viel Überzeugungsarbeit zu leisten“. (afp)

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