Steigende Corona-Zahlen: Inzidenz soll künftig egal sein
Auch Jens Spahn will statt auf die Infektionszahlen jetzt allein auf Krankenhauseinweisungen achten. Doch auch die nehmen stark zu – vor allem in NRW.
Besonders freuen dürfte sich über die Ankündigung Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet. Denn in Nordrhein-Westfalen, wo er als Ministerpräsident zusammen mit der FDP regiert, steigt die Inzidenz derzeit am stärksten: Innerhalb eines Monats hat sich der Wert versiebenfacht; mit 103 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb von 7 Tagen verzeichnet NRW mit Abstand den höchsten Wert aller Bundesländer. Der bundesweite Wert liegt mit 56 nur gut halb so hoch. In der Vergangenheit galten jeweils ab Inzidenzen von 35, 50 und 100 bestimmte Beschränkungen; NRW hatte die Grenzwerte von 50 und 100 aber bereits zuvor außer Kraft gesetzt.
Doch auch wenn man stattdessen die Zahl der corona-infizierten Krankenhauspatient*innen betrachtet, sieht die Situation nicht gut aus: In NRW hat sich diese im letzten Monat fast vervierfacht auf derzeit 845. Bundesweit wird die Zahl der Coronahospitalisierungen erst seit Kurzem erfasst. Die vom Robert-Koch-Insititut täglich bekannt gegebene 7-Tage-Hospitalisierungsinzidenz hat sich innerhalb eines Monats mehr als verdreifacht.
Allerdings ist diese Zahl noch mit Unsicherheiten behaftet: Zum einen werden die Werte nachträglich regelmäßig stark korrigiert; zum anderen ist nach wie vor unklar, inwieweit dabei nur Menschen erfasst werden, die wegen einer Covid-Erkrankung ins Krankenhaus kommen (so stellt es das Gesundheitsministerium dar), oder auch solche, die aus anderen Gründen im Krankenhaus liegen und dort positiv auf Corona getestet wurden (davon geht das Robert-Koch-Insitut aus).
Auch die Zahl der Coronapatient*innen auf Intensivstationen steigt seit drei Wochen wieder deutlich an: Mit bundesweit 775 lag sie am Montag 41 Prozent höher als eine Woche zuvor. Die Zahl der gemeldeten Coronatoten liegt im 7-Tage-Mittel mit 16 pro Tag weiterhin auf sehr niedrigem Niveau, aber auch hier liegt der Wert aktuell 25 Prozent höher als eine Woche zuvor.
Impfungen schützen gut gegen schwere Verläufe
Gleichzeitig zeigt sich aber immer deutlicher, dass die Corona-Impfung gut vor symptomatischen Erkrankungen schützt: Wie neue Zahlen des Robert-Koch-Insituts zeigen, hatten von den Menschen, die von Mitte Juli bis Mitte August mit Symptomen an Covid erkrankten, 85 Prozent keinen vollständigen Impfschutz. Noch besser ist der Schutz vor schweren Verläufen: Von den Patient*innen, die im gleichen Zeitraum mit einer Corona-Infektion ins Krankenhaus kamen, hatten 92 Prozent keinen vollständigen Impfschutz. Unter den Intensivpatienten waren 94,5 Prozent nicht vollständig geimpft, unter den Coronatoten 86 Prozent.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
Kein Sparpreis, dafür schlechter Service
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Housing First-Bilanz in Bremen
Auch wer spuckt, darf wohnen
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus