Waldbrände im Süden Europas: Dichter Rauch in Athen
Die Waldbrände in Südeuropa halten an. Während die Türkei mindestens acht Todesopfer beklagt, kommen die Flammen der griechischen Hauptstadt gefährlich nahe.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer gab es am Samstagmorgen im Norden Athens: Dort ließ der Wind nach – es handele sich aber nur um ein „Zeitfenster“, das genutzt werden müsse, hieß es von der Feuerwehr. „Wenn wir es heute nicht schaffen, die Brände einzudämmen, dann werden wir ein Riesenproblem haben“, sagte der für den Zivilschutz zuständige Vizegouverneur des Großraums Athen, Wassilis Kokkalis.
In der griechischen Hauptstadt bleibt die Situation gespenstisch. Wegen der starken Rauchbildung stinkt die ganze Stadt und Asche geht am dritten Tag in Folge nieder. „Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus“, riefen die Behörden die Einwohner auf. Die ganze Nacht durch loderten für viele Menschen gut sichtbar im Norden der Millionenmetropole die Flammen.
Weil sich die Rettungskräfte auf Athen konzentrieren, brennt es andernorts umso stärker. Fanis Spanos, der für Euböa zuständige Gouverneur von Mittelgriechenland, setzte am Samstag über Facebook einen verzweifelten Hilferuf ab. „Das Feuer geht unvermindert weiter, es verbrennt Wälder und zerstört Häuser, es bedroht Menschenleben! Wir wollen endlich eine ernsthafte Anzahl von Löschflugzeugen, die wir seit dem ersten Tag fordern! Und mehr Löschzüge!“
Die Autobahn, die Athen mit dem Norden des Landes verbindet, blieb am Samstag vorsorglich gesperrt, nahe gelegene Flüchtlingslager wurden evakuiert. Auf der großen Insel Euböa wurden in der Nacht mehr als 1.300 Menschen mit Fähren aus dem von Flammen umgebenen Küstenort Limni gebracht. Mehr als 20 weitere Menschen wurden nach Angaben griechischer Medien am Samstagmorgen vom Strand von Rovies evakuiert.
Auf der Halbinsel Peloponnes brannten hunderte Hektar östlich der antiken Stätte von Olympia sowie in den Regionen Mani und Messinia. Mehr als 5.000 Einwohner und Touristen waren gezwungen, vor dem Feuer in Magne zu fliehen. Bürgermeisterin Eleni Drakoulakou schätzte, dass 50 Prozent der Fläche im östlichen Teil dieser bergigen und touristischen Region von den Bränden betroffen sind.
Zwei Tote in Süditalien
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis versprach am Samstagmorgen im Hauptquartier der Feuerwehr in Athen eine rasche Wiederaufforstung der von den Bränden betroffenen Gebiete. „Wenn dieser albtraumhafte Sommer zu Ende ist, werden wir alle Schäden so schnell wie möglich beheben“, sagte er gegenüber Reportern.
Am Vortag waren durch die Brände im Norden Athens zwei Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei nahm einen 43-Jährigen wegen mutmaßlicher Brandstiftung im Athener Vorort Krioneri fest, wie die griechische Nachrichtenagentur ANA berichtete. In einem Athener Park wurde eine Frau festgenommen, die zwei Feuerzeuge, Benzin und brennbare Materialien bei sich trug.
Auf der italienischen Insel Sardinien eskaliert die Lage ebenfalls immer wieder. Am Samstag meldete die Feuerwehr in der Provinz Oristano einen Brand in einer Unterkunft für Touristen. Die Einsatzkräfte verhinderten nach eigenen Angaben, dass die Flammen auf die umliegende Vegetation übergriffen. Verletzte gab es nicht. Im süditalienischen Kalabrien wurden am Freitag nach einem Feuer zwei Tote gefunden.
In der Türkei lodern nach offiziellen Angaben aktuell 13 unkontrollierte Feuer. Zehntausende Menschen mussten vor den Waldbränden fliehen. Dort gab es bislang acht Tote. Zugleich wächst die Wut auf die Regierung. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an deren Krisenmanagement laut.
Einzig für das südtürkische Antalya konnten die Behörden Entwarnung geben: Alle Brände seien unter Kontrolle. Laut Wetterbericht wird Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände große Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Nichtregierungsorganisationen versorgen Betroffene unter anderem mit Notunterkünften.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!