Zehn neue Partyflächen in Berlin: Das wird ein Partysommer
Tanzen in Niederschöneweide? Das von der Kulturverwaltung finanzierte Projekt „Draussenstadt“ verspricht tanzen in jwd, aber erst ab August.
Das von der Kulturverwaltung aufgelegte Programm “Draussenstadt“, für das eine Millionen Euro Förderung bereitgestellt wurden, hat gerade einen “Call for Action“ ausgerufen. Künstler und Künstlerinnen, Musiker und Musikerinnen, Theatergruppen und Partykollektive können sich ab sofort dafür bewerben, die mit Hilfe der Clubcommission ausgesuchten Freiflächen für die “Draussenstadt“ zu bespielen. Nun wurden sie bekannt gegeben. Und wenn man sie sich so anschaut, wird schnell klar: Schönheitspreise bekommen die zur Verfügung gestellten Orte nicht. Ein Park & Ride in Heinersdorf etwa, ein Parkplatz an der Rudolfstraße in Friedrichshain – auf leicht unwirtlich aussehenden Betonflächen soll sich die Kultur entfalten dürfen.
Die Stadt solle dank der “Draussenstadt“ neu entdeckt werden, heisst es seitens der Kulturverwaltung. Das könnte tatsächlich funktionieren: Denn wer war schon jemals auf dem Gelände an der Brommystraße in Kreuzberg oder an der Hasselwerderstraße in Niederschöneweide? Grünflächen sind bei den auserwählten Orten überhaupt keine darunter, auf den zu erwartenden Ärger mit zertrampelten Wiesen und bepinkelten Bäumen scheinen die Bezirke lieber verzichten zu wollen.
Ritt durch den Dschungel
Laute Veranstaltungen, also etwa Partys oder Rockkonzerte sind überhaupt nur bei der Hälfte der zehn ausgewiesenen Freiflächen erlaubt. Immerhin wird an sämtlichen Orten eine Infrastruktur errichtet. Also Bühnen, Toiletten und Zugang zu Strom.
Was letztendlich im Rahmen von “Draussenstadt“ aufgeführt und gefördert wird, entscheidet Mitte Juni eine Jury. Antragstellende werden aufgefordert, den bevorzugten Ort für ihre “Action“ gleich mit anzugeben. Mit sogenannten “Hostkollektiven“, die für die zur Verfügung gestellten Freiflächen verantwortlich sind, müssen dann die erforderlichen Genehmigungen für die spezifischen Veranstaltungen eingeholt werden.
Dass das ein Parcours-Ritt durch den Berliner Behördendschungel werden könnte, ist anzunehmen. Es heißt, Kultursenator Klaus Lederer sei wenig glücklich darüber, wie unkooperativ sich so manche Bezirke bereits bei der Suche nach passenden Freiflächen gezeigt haben. Umwelt- und Denkmalschutz, sowie der Lärmschutz und das Wohl der Anwohner und Anwohnerinnen gelte es zu beachten, warnt “Draussenstadt“ bereits vor, und wer verstärkte Musik aufführen möchte, müsse sich das extra genehmigen lassen.
Ob die Berliner Behörden nun doch noch möglichst unbürokratisch eine vielfältige “Draussenstadt“ ermöglichen werden, bleibt abzuwarten. Schaut man sich allein den Vorlauf an, den normalerweise die Anmeldung einer Veranstaltung auf öffentlichen Plätzen benötigt (9 Wochen), dann könnte es sogar eng dabei werden, im August überhaupt noch irgendetwas auf die Beine stellen zu können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin