Protest gegen Castortransport: Castoren am Haken
Das Schiff mit Atommüll erreicht Nordenham in Niedersachsen. Im Anschluss soll es per Zug weitergehen. Mit einem Großaufgebot der Polizei.
Begleitet von einer Armada von Polizeibooten und zwei Tage später als zunächst erwartet, war der Frachter „Pacific Grebe“ am frühen Morgen in Nordenham eingetroffen. Er war am Dienstagabend im englischen Hafen Barrow-in-Furness gestartet. Weil die Besatzung das automatische Positionserkennungssystem AIS ausgeschaltet hatte, ließ sich die Fahrt des Schiffes von außen nicht verfolgen. Die Castoren enthalten stark strahlende, in Glas eingeschmolzene Rückstände aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield.
Sachverständige würden in Nordenham alle sechs beladenen Waggons auf Radioaktivität messen, sagte der Sprecher der Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS), Michael Köbl. Das stelle sicher, dass der gesetzlich vorgegebene Grenzwert für die Strahlung auch während des bevorstehenden Bahntransports zuverlässig eingehalten werde. Erste Messungen in Sellafield hätten ergeben, dass die Grenze von 100 Mikrosievert pro Stunde „weit unterschritten“ worden sei. Die Atomkraftgegner vom Bündnis „Castor stoppen“, das den Transport mit Aktionen und publizistisch begleitet, trauen den Ankündigungen der GNS aber nur bedingt. Sie wollen, wenn möglich, eigene Messungen an den Castoren vornehmen.
Der Weitertransport der Behälter zum Zwischenlager Biblis soll voraussichtlich am Dienstag erfolgen. Von Nordenham aus muss der Zug auf einer überwiegend eingleisigen Bahnstrecke zunächst rund 50 Kilometer bis nach Hude bei Oldenburg fahren, von dort geht es entweder über Oldenburg, das Emsland und Westfalen oder über Bremen weiter. Atomkraftgegner haben an rund einem Dutzend Orten im Bundesgebiet Demonstrationen und Mahnwachen angekündigt.
Zur Rücknahme verpflichtet
Die Initiative „Bloc Castor“ erklärte in einer vom Aktionsbündnis verbreiteten Mitteilung, sie wolle den Zug möglichst zwischen Bremen und Oldenburg blockieren. Dass das gelingt, erscheint unwahrscheinlich: Die Polizei hat in den vergangenen Tagen die meisten zugänglichen Abschnitte der infrage kommenden Bahnstrecken gesichert. Nach Medienberichten sollen insgesamt bis zu 11.000 Polizeibeamte den Transport schützen.
Nach Sellafield sowie in die französische Wiederaufarbeitungsfabrik La Hague wurden bis 2005 abgebrannte Spaltelemente aus deutschen Atomkraftwerken gebracht. Die Bundesrepublik ist zur Rücknahme des Atommülls verpflichtet. Atomkraftgegner halten den Transport für gefährlich und unnötig, solange es in Deutschland noch kein Endlager gibt.
So kritisiert Robin Wood den Transport als „planlose Atommüll-Verschieberei“, die das Atommüll-Problem nicht löse, aber Umwelt und Bevölkerung einem beträchtlichen Risiko aussetze. Den hochradioaktiven Atommüll mit einem in ein unsicheres Zwischenlager zu bringen, um ihn in einigen Jahren mit einem erneuten Transport woanders hin zu verfrachten, sei verantwortungslos.
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