Dating in Coronazeiten: Im Lockdown-Recall

Es ist nicht leicht, in Coronazeiten den richtigen Partner zu finden. Wie verabschiedet man sich von Dates, die man in der Pandemie nicht sehen will?

Zwei Freundinnen schauen gemeinsam auf ein Smartphone. Eine von beiden trägt einen Mund-Nasenschutz.

Online-Dating in Coronazeiten: Noch schwieriger während des Lockdowns Foto: imago

Gefühlt war halb Berlin am Wochenende vor dem zweiten Lockdown unterwegs, um noch einmal ins Restaurant zu gehen oder noch in einer Bar ein Bier zu trinken. Das wäre in etwa so, als hätten wir Singles uns noch schnell zu 14 ergebnisoffenen Dates verabredet.

Es ist nicht so, dass ich nicht darüber nachgedacht habe, aber dann siegte Gott sei Dank die Vernunft. Ich muss mich für einen Dating-Partner entscheiden. Mein Auserwählter für den neuen Lockdown. Schwierige Entscheidung. Bevor ihr (ich meine eigentlich nur meine Mutter) über mich urteilt: Ich hab überhaupt nicht so viele Dating-Partner. Aber ich denke gerne über alle möglichen Szenarien nach, egal, wie unrealistisch sie sind.

Ich ging also meine überschaubare Anzahl an Dating-Partnern durch und überlegte, wer wohl das Zeug zum Lockdown-2.0-Partner hätte. Es muss jemand sein, dachte ich, der verantwortungsbewusst ist, keine illegalen Raves mit 35 engen Freunden in seiner WG feiert, Abstand hält und Masken nicht als Maulkörbe bezeichnet. Und als Extra wünsche ich mir, dass er mich und meine Spinatpizza nicht verurteilt und über meine Memes lacht.

Letzteres grenzte die Auswahl schon ein bisschen ein und langsam kristallisierte sich ein Partner heraus. Eigentlich müsste ich ihm in alter Heidi-Klum-Manier ein Foto schicken, sagen, dass er nicht nur eine Runde weiter ist, sondern das ganze Ding gewonnen hat.

Ghosting ist sowas von 2018

Ich war zufrieden über mein kleines Szenario, bis mir einfiel, dass das ja noch der leichtere Job ist. Was macht man mit denen, die kein Foto – um in der Klum’schen Welt zu bleiben – ergattern konnten? Sich einfach nicht mehr melden, kommt nicht in Frage. Ghosting ist sowas von 2018. Ich kannte die Antwort: Ich musste mich von einigen Kandidaten trennen. Schlussmachen light kurz vor dem Lockdown light.

Ich schaute meine Spinatpizza an und überlegte, wie man das wohl am besten angeht. Im Knigge steht dazu vermutlich nichts und Twitter war mir auch keine wirkliche Hilfe. Reddit machte ich erst gar nicht auf.

Wie verabschiedet man sich von Dating-Partnern, die es nicht ins Lockdown-Recall geschafft haben? Sollte man ihnen einen Präsentkorb schicken? Mit Mundschutz, Gutschein für Tinder Plus und einer Es-tut-mir-leid-Karte? Oder bastelt man lieber doch eine Dabei-sein-ist-alles-Probiere-es-nächstes-Jahr-Urkunde?

Schlussmachen ist sowieso schon anstrengend genug. Schlussmachen light ist zwar genauso ätzend wie richtiges Schlussmachen. Aber man beendet ja nicht mal eine richtige Beziehung. Naja gut, aber was ist schon eine richtige Beziehung im Jahr 2020?

Ich schlief also ratlos ein und am nächsten Morgen fiel es mir ein: Ich muss es mit einem Meme sagen. Warum bin ich nicht eher drauf gekommen?

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Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada

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