Dating in Zeiten der Pandemie: Harte Zeiten für die Cuffing Season

Es wird wieder kälter. Sowohl draußen als auch für Singles, die Zweisamkeit suchen. Wie funktioniert Dating nach einem Sommer, der keiner war?

Eine Frau hält eine Tasse mit Herz in der Hand

Einfache, aber stumme Alternative, wenn sich kein Mensch zum Wärmen findet: Tee Foto: Sotnichenko/imago

Die Tage werden kürzer, die Nächte länger. Viele sprechen vom Herbst und serielle Dater sprechen von der sogenannten Cuffing Season.

Cuffing Season ist traditionell – also seit 2011 und zumindest im angelsächsischen Raum und auf der Webseite urbandictionary.com – der Zeitpunkt ab Herbst, an dem sich zwischen den Feiertagen schnell Paare zusammenfinden. In Duisburger Großraumdiskos (Shoutout an Delta Musikpark) beobachtet man einen ähnlichen Vorgang, der sich meist nach 3 Uhr, aber unbedingt vor dem letzten Lied des DJs ereignet.

Hier wird der schöne Begriff Resterampe verwendet. Zumindest in den Clubs, in denen ich früher verkehrte. Ja, ich weiß: Das ist ein ekliger Begriff, der die Mechanik der Sache aber gut auf den Punkt bringt. Bevor ich alleine ende, sicher ich mir noch eine Person für die Nacht oder eben für die Cuffing Season.

Pünktlich zu der Zeit, in der man also im T-Shirt nicht mehr endlose Biere vorm Späti trinken kann und sich die Winterzeit mit Netflix, Kakao und merkwürdigen Gesprächen ankündigt, suchen erfahrene Dater eine:n potenziellen Partner:in für die kalte Jahreszeit. Das Prinzip ist so weit klar, aber Cuffing Season funktioniert eigentlich nur nach einem – sagen wir mal – aktiven Sommer.

Ein Sommer, in dem viel gereist, am See gebadet, draußen gefeiert und auf Festivals Bekanntschaften gemacht wurden. Denn vor der Cuffing Season werden noch mal alte Nachrichten durchgegangen und je nach Verzweiflungsgrad werden dann auch mal Tom von Tinas Geburtstag oder Sinan Katerblau angeschrieben.

Was passiert nach dem Nichtsommer 2020?

Also Menschen, bei denen der Ort der Begegnung zum Nachnamen wurde, um der verkaterten und würgenden Erinnerung am nächsten Tag auf die Sprünge zu helfen. Ach, was waren das für schöne Zeiten?

Traurig, dass man sich nach 2019, schlimmem Kater und mittelmäßigen Bekanntschaften sehnt. Zurück zu dem enttäuschendsten Jahr, seit es die Cuffing Season gibt. 2020. Die Frage, die sich ergibt: Was passiert eigentlich nach einem solchen Nichtsommer wie 2020?

Die letzte Ausfahrt vor der Cuffing Season sind oft Hochzeiten. Auf Hochzeiten tummeln sich viele Singles, wie wir aus Frauenzeitschriften, romantischen Komödien und dem Leben selbst wissen. Dieses Jahr war ich auf genau zwei Hochzeiten mit ziemlich strengen Hygieneauflagen oder, wie man jetzt so sagt, einem ausgeklügelten Hygienekonzept.

Ich sag es mal so: Wenn selbst das Brautpaar nicht tanzen darf, weil es die Stadt Hamburg verbietet, werde ich es auf jeden Fall ziemlich schwer haben, einen Cuffing-Partner zu finden.

Fällt also die Cuffing Season dieses Jahr aus? Na ja, so lange, bis wir zumindest ein ausgeklügeltes Hygienekonzept gefunden haben. Und so lange lese ich einfach bei Net­flix und Kakao alte Nachrichten von Tom Tinas Geburtstag und Sinan Katerblau.

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Journalistin, Speakerin und freie Kreative. Kolumne: "Bei aller Liebe". Foto: Pako Quijada

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