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Repräsentation bei Extinction RebellionAusschluss garantiert

Die Organisation Extinction Rebellion will eine globale Bewegung sein. Doch sie schließt Betroffene der Klimakrise aus – und lässt Raum für Rassisten.

Hand in Hand: So inszeniert sich die Klimabewegung Foto: REUTERS/Christian Mang

Seit dem Wochenende sorgt die Klimabewegung Extinction Rebellion weltweit mit Blockaden und Demonstrationen für Aufmerksamkeit. Und wenn etwas von AfD, CDU und FDP kritisiert wird, wenn international berichtet wird und die Bild davor warnt, dann könnte man erst einmal denken: Alles richtig gemacht.

Ja, die bisherige Umweltpolitik muss kritisiert werden, es braucht radikale Ansätze. Leider hat Extinction Rebellion ein Grundproblem: ihr Prinzip der Gewaltfreiheit ist eine Illusion. Eine, an der der globale Anspruch der Bewegung scheitern könnte.

Die Umweltbewegung aus Großbritannien zeigt sich gerne als offen. „Wir rufen alle auf, sich der Rebellion für das Überleben anzuschließen, unabhängig von Religion, Herkunft, Klasse, Alter, Sexualität, Geschlecht sowie politischer Neigung“, heißt es auf der Internetseite. Das „alle“ nimmt man bei Extinction Rebellion wörtlich: „Anders als klassische linke Bewegungen schließen wir niemanden aus, auch jemand, der ein bisschen sexistisch oder rassistisch denkt, kann bei uns mitmachen“, sagt der Mitbegründer Roger Hallam in der Zeit. Hallam erklärt den Umweltschutz zum obersten Ziel – was lobenswert wäre, wenn er es nicht für größer als die Demokratie hielte: „Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant.“

Derweil teilte, wie der Telegraph im April berichtete, einer der führenden Köpfe bei Extinction Rebellion, Robin Boardman-Pattinson, in sozialen Netzwerken antisemitische Verschwörungstheorien. Bei Extinction Rebellion redet man nicht nur mit Rechten, man rebelliert auch mit ihnen.

Naives Verständnis von Gewalt

Womit wir bei der Frage wären, wie rebellisch der zivile Ungehorsam von Extinction Rebellion überhaupt ist. Man sei ein gewaltfreies Netzwerk, heißt es online unter Punkt neun auf der Liste der Prinzipien und Werte.

Auf der Straße sieht das dann so aus: Als am Montag die Polizei in London eine Blockade auflöste, sangen die Demonstrierenden „Polizei, wir lieben euch, wir tun das auch für eure Kinder“. Und nachdem die Berliner Behörde am Dienstag den besetzten Potsdamer Platz räumte, applaudierten die Aktivist*innen und bedankten sich – bei der Polizei. Das muss wohl dieser zivile Ungehorsam sein.

Extinction Rebellion zeigt ein naives Verständnis von Gewalt. Gewalt lässt sich nicht einfach ablegen, Gewaltformen haben sich historisch entwickelt und sind mit gesellschaftlichen Strukturen verflochten – es gibt keine gewaltfreien Räume. Die Gewalt, das ist eine Erkenntnis der postkolonialen Theorie, ist immer schon da.

Betroffene der Klimakrise

Wenn Extinction Rebellion dazu aufruft, sich von der Polizei festnehmen und wegtragen zu lassen, dann schließt man dadurch alle Menschen aus, die das nicht tun können – wegen ihrer Hautfarbe, wegen ihres Arbeitsverhältnisses oder ihres Aufenthaltsstatus. Das ist bei anderen linken Bewegungen ähnlich, nur geben die sich nicht der Illusion hin, Festnahmen könnten gewaltfrei sein.

Möchte man gewaltvolle Strukturen vermeiden, muss man sich zunächst überlegen, welche Rolle man selber darin einnimmt. Dass Extinction Rebellion gerade das nicht tut, das kritisieren andere Umweltbewegungen schon länger.

Eine Klimabewegung, die sich ernst nimmt, muss intersektional denken

Bereits im Mai hatte das britische Umweltkollektiv „The Wretched of The Earth“, ein Zusammenschluss aus People of Color, sich in einem offenen Brief an die Bewegung gewandt: „Für viele von uns brennt das Haus schon lange: wann immer die ökologische Gewalt zunimmt, sind unsere Communities, vor allem im Globalen Süden, zuerst betroffen. Wir sind stets die Ersten, die Hunger, Gesundheitskrisen, Dürre, Überflutungen und Verdrängung erleben.“ Extinction Rebellion müsse die komplexen Realitäten aller von der Klimakrise Betroffenen berücksichtigen, statt sich ihre Kämpfe anzueignen.

Fehlende Repräsentation

Die mangelnde Sensibilität hierfür könnte daher rühren, dass Extinction Rebellion wie so viele Klimabewegungen vor allem eines ist: weiß.

Eine Klimabewegung, die sich selbst ernst nimmt, muss intersektional denken. Sie muss Rassismus und Sexismus ablehnen, sie muss den Kapitalismus kritisieren. Statt sich gut gelaunt von Polizisten festnehmen zu lassen, müsste man anprangern, dass vor allem Schwarze Menschen von Polizeigewalt betroffen sind.

Statt zu sagen man sei „offen für alle“, müsste man sich fragen, weshalb trotzdem nicht alle repräsentiert werden – und Barrieren abbauen, die das verhindern. Statt sich von Kämpfen abzukapseln, die Marginalisierte längst führen, müsste man sich mit ihnen solidarisieren und sie schützen. Statt für andere zu sprechen, könnte man sie zu Wort kommen lassen.

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28 Kommentare

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  • Das einzige was linke Bewegungen in den letzten 150 Jahren mit Gewalt erreicht haben ist menschenverachtende Diktaturen zu errichten.



    Wer Verstand hat sollte daraus folgern dann es nur gut sein kann Ziele gewaltfrei zu verfolgen.

    Damit besteht auch die Chance wichtige Anliegen einer breiten Bevölkerungsschicht nahezubringen, anstatt innerhalb von linken Sekten sich nur selbst zu beweihräuchern.

  • An sich finde ich es gar nicht schlecht, wenn linke Medien sich trauen auch links-geprägte Bewegungen zu kritisieren. Gelungen ist hier, meiner Meinung nach, die Kritik an der fehlenden Vielfalt der Rebels. Das hat viel mit dem relativ exklusiven Öko/Vegan/etc Lebensstil zu tun, welcher schon lange übermäßig weiß ist. Und daran MUSS die Bewegung arbeiten! Aber es wäre doch effektiver einen Artikel zu schreiben, der darauf hinweißt und Veränderung motiviert, als lasch Vorwürfe dort stehen zu lassen.

    Leider scheint mir der Großteil des Artikels nicht gut recherchiert.



    Es ist schwierig XR so zu generalisieren, wie es der Autor hier tut, besonders was das tolerieren rassistischer/sexistischer Mitglieder angeht. XR ist eine dezentrale, offene Bewegung, wo viele Menschen anders denken und fühlen über Klima-Aktivismus. Es gibt einige Regeln, aber solange daran gehalten wird, kann jeder immer überall im Namen von XR handeln. Das heißt, nicht alle, als einzige Bewegung stehen hinter allen. Ich hätte es wichtiger gefunden, wenn im Artikel dazu aufgerufen wird, sich über eine solche Situation Gedanken zu machen, und nicht alle so gegen die Wand zu schmeißen. Ich toleriere Rassisten generell nicht, also auch nicht neben mir auf der Demo. Ich kenne viele, die genau so denken.

    Außerdem, was das Privileg angeht, festgenommen zu werden, da scheint der Autor sich wenig mit den XR Communities befasst zu haben. Bei jedem Treffen bisher, wurde immer wieder erläutert, dass es absolut nicht notwendig ist verhaftet zu werden, denn es wird ständig darauf hingewiesen, dass sich das nicht jedeR leisten kann. Es gibt extra Jobs, sowie Tipps, für diejenigen, die nicht verhaftet werden wollen/können. Dies ist "common knowledge" wenn man etwas Zeit mit den Menschen verbringt.



    Ich finde viel mehr, dass XR dafür steht: Wer kann, sollte! Weil andere können nicht.

    Also: gerne mehr produktive Kritik, Gerne mit mehr Tiefe. Der Artikel ließt sich leider als unnötiger und offensiver Angriff.

  • 9G
    93441 (Profil gelöscht)

    "Wenn Extinction Rebellion dazu aufruft, sich von der Polizei festnehmen und wegtragen zu lassen, dann schließt man dadurch alle Menschen aus, die das nicht tun können"

    Diese Menschen wären auch nicht besser beraten, auf Gewaltfreiheit zu verzichten und sich einer Festnahme zu widersetzen.

    • Tino Pfaff , Autor*in ,
      @93441 (Profil gelöscht):

      XR-Proteste bestehen doch nicht nur aus zivilem Ungehorsam. Die große Masse sind Menschen die die große Masse drumherum bilden.

    • @93441 (Profil gelöscht):

      Danke. So isses.

      ...fragt sich jetzt, warum jemand so einen ellenlangen Artikel schreibt, dessen zentrale Stützthese mit dieser einen, ziemlich offensichtlichen Erkenntnis zur Makulatur zu machen ist. Geht es wirklich um eine verquaste Herleitung des zivilisatorischen Wertes von Gewaltausübung, oder greift der Autor die XR-Strategie an, um über diese Bande ihren nicht-linksidentiären Ansatz zu diskreditieren?

      Komischer Artikel.

      • @Normalo:

        Danke, und mein Zustimmung.

  • Grundsätzlich begrüße ich die intensive Berichterstattung zu XR in der taz. Dass die Linksidentitären in den Kommentarspalten stark vertreten sein würden ist inzwischen bei der taz zu erwarten. Gleichfalls die Qualität der Argumente, leider. Das meiste ist in anderen Leserinnenkommentaren ja schon angesprochen worden.

    @taz Ihr schließt übrigens Frauen und X vom kommentieren aus, da über der Rubrik nur ein maskulines LESERKOMMEMTARE prangt. Da trauen sich nur Männer. Gewalt überall, eben, auch in der Sprache.

  • Der größte Feind der Linken steht immer noch... links. Oh Mann. Ich finde es immer wieder unglaublich, wie selbst die allerbesten Absichten zu irgendwelchen Infamitäten umgedeutet werden. Das Kunststück, aus gewaltfreien, friedliebenden Ökoaktivisten ignorante und ausgrenzende (Himmel!!!) white supremacys zu machen muss man echt erst mal hinkriegen. Unfassbar. Und wenn sie die große Weltinklusion hinbekommen würden, dann würden sie fertig gemacht weil nicht alle Teilnehmer Veganer sind. Und wenn alle Veganer sind, werden sie fertig gemacht weil sie noch Plastikschnürsenkeln haben. Dieses Bashing ist so destruktiv, kein Wunder dass die Rechten gewinnen. Da reicht ein rassistischer Witz, und schon nehmen sie dich auf in ihre Community, egal wie du sonst so drauf bist.

    • @wolke7:

      XR will aber gar nicht nicht links sein.

  • Selten so einen verquasten Kommentar gelesen

    Beispiel

    Schon Öffentliche Angestellte und Beamte haben Probleme, an Aktionen zivilen Ungehorsams teilzunehmen. Nicht weil sie Migranten oder weiblich sind, sondern weil schlichtweg ihr berufliches Leben auf dem Spiel steht.

    Ist XR nun eine Bewegung, die Beamte und den öffentlichen Dienst ausschließt?



    .



    Kannst Dir nicht ausdenken.

    • @JBS_6623:

      Das Beispiel "Arbeitsverhältnis" wird im Text erwähnt....

  • 8G
    85198 (Profil gelöscht)

    Soll man - angesichts der Dringlichkeit des Anliegens des Klimaschutzes für alle Menschen - denn alle ausschließen will, die "ein bißchen sexistisch oder rassistisch" sind? Solche Vorwürfe sind schnell erhoben, aber wir sind uns ja noch nicht mal darüber einig, was das genau ist. Wenn man konsequent nach dieser Devise Ausschlüsse vornimmt, bleiben auch bei den Feminist*innen und den People of Color kaum noch Leute übrig.

    "Die Gewalt ist immer schon da." Auch unter Feminist*innen, auch unter POC!

    Wie soll eine internationale Bewegung kurzfristige Erfolge das Klima betreffend erzielen, wenn im erzkatholischen Polen oder in Indonesien, im schwerst orthodoxen Russland oder in den fundamentalislamischen Emiraten zugleich mit der Kohle- und Schwerölverbrennung, dem Bauen mit Stahl und Beton, der Energiegeudung etc auch noch die Homophobie, die Benachteiligung von Frauen, der Alltagsrassismus und die Klassendiskriminierung abgeschafft werden soll - und das bis zum Jahre 2050 und keinen Tag später?!

    (Das sind nur die krassesten Länder-Beispiele, schon in Deutschland erscheint so eine Idee kaum irgendwie realisierbar. )

    Dann ist in der Tat die Idee naiv, das auf relativ gewaltlose Art hinzubekommen und der Verfasser hätte seine Zeit besser darin investiert, die Revolution zu planen, als diesen Text zu schreiben, der letztendlich darauf hinausläuft, dass zwar alles gesagt werden soll, aber niemand zeigen darf, dass er/sie es auch ernst meint.

    Ist Demonstrieren nicht auch so ein Privileg? Als Industrie-Asthmatiker laufe ich bei jeder Demonstration Gefahr, dass mein Lebenschwer beinträchtigt wird, weil die Polizei doch Tränengas einsetzt. Ist also Demonstrieren ein Ableismus?! Schüler*innen, deren Versetzung gefährdet ist, können sich das Blaumachen am Freitag nicht leisten.







    Was ist mit Wählen, das schließt definitiv alle aus, die keine deutschen Staatsbürger sind. Also ist das doch rassistisch, wählen zu gehen?! Ein Ageismus zudem, denn die Schüler dürfen das nicht.

    • 8G
      85198 (Profil gelöscht)
      @85198 (Profil gelöscht):

      Aus der verlinkten Kritik von Wretched of the Earth.

      "The strategy of XR, with the primary tactic of being arrested, is a valid one – but it needs to be underlined by an ongoing analysis of privilege as well as the reality of police and state violence. XR participants should be able to use their privilege to risk arrest, whilst at the same time highlighting the racialised nature of policing."

      Die Strategie, sich verhaften zu lassen, wird hier ausdrücklich als gültig eingeordnet.

      Zudem ist das ein Luxusproblem:



      Wie soll in allen autoritären Staaten der Welt eine intersektionalistische Massenbewegung entstehen, die alle Probleme bis 2050 löst? Da interessiert es politisch nicht wirklich, wenn sich jemand verhaften lässt. Eine Umweltbewegung wird da in der kurzen Zeit nur Erfolg haben, wenn sie die Herrschaft nicht allzusehr angreift.

      Ich glaube jedenfalls nicht, dass es bis 2050 zur weltweiten intersektionalen Revolution in allen autoritären Regimen und in allen Pseudo-Demokratien der ganzen Welt kommt.

  • Jetzt ist es also schon "cultural approbriation", wenn man ein Problem bekämpft, das den globalen Süden als erstes verwüsten wird, weil man sich damit "fremde Kämpfe aneignet".

    Sorry, aber wer soll das noch ernst nehmen?

    "Statt zu sagen man sei „offen für alle“, müsste man sich fragen, weshalb trotzdem nicht alle repräsentiert werden – und Barrieren abbauen, die das verhindern"

    Es ist keine Barriere, wenn gewisse Leute ihren Arsch nicht hochkriegen. Oder gibt es irgendeinen Hinweis darauf, dass Muslime oder PoC an der Teilnahme gehindert werden?

  • Was ist das denn für eine absurde intellektuelle Leistung? Schlägereien, brennende Autoreifen und Barrikadenkämpfe, damit ER den Beweis antritt, nicht rassistisch zu sein? Geht's noch!



    Habt ihr keine Klotüren, vor man Bleistift Sprüche drauf kritzeln kann, um sich im Freundeskreis für diese "revolutionäre Tat" feiern zu lassen?

    Für einen Beitrag im "Arbeiterkampf" zu kurz, und selbst für ein MLPD Flugblatt zu unterkomplex!

    • @Drabiniok Dieter:

      Sie haben den Artikel aber auch nicht gelesen, oder? Es geht da um das komplette Gegenteil von revolutionärer Kinderkrankheit. Oder besser: eines der absoluten Gegenteile. Nämlich um postkoloniale/poststrukturelle Betroffenheitspolitik.

      • 0G
        05158 (Profil gelöscht)
        @Kawabunga:

        Ich hau mich mal hier rein. Ich-älter...?

        Was um alles in der Welt ist:



        postkoloniale/poststrukturelle Betroffenheitspolitik

        Wenn möglich bitte antworten!

      • @Kawabunga:

        Sie haben ebenso wenig wie der Autor begriffen, dass wir ALLE auf EINEM Planeten leben, unter einer GEMEINSAMEN Atmosphäre. Wie können Demonstrationen und Protestformen - deren Ziel die Erhaltung der Lebensgrundlagen und Lebensbedingungen aller Menschen ist - Menschen auf diesem einen gemeinsamen Planeten ausgrenzen, instrumentalisieren oder diskriminieren?

        Fahren Sie ruhig mit dem Autor in der geistigen Tiefbahn weiter spazieren, und skandieren lautstark: Betroffenheitspolitik! Betroffenheitspolitik!!

    • @Drabiniok Dieter:

      Volle Zustimmung

  • Zitat: "es gibt keine gewaltfreien Räume. Die Gewalt, das ist eine Erkenntnis der postkolonialen Theorie, ist immer schon da."

    Aha, wenn die "postkolonialen Theorie" das behauptet dann ist das also ein unumstößlich Wahrheit oder wie? Diese Theoriegläubigkeit in Teilen der Linken ist schon amüsant...aber auch verständlich. Was sollten die ganzen Soziologen auch sonst machen.

  • Ich kann das XR-Bashing wirklich nicht mehr sehen, das ist doch nur ein neuer Versuch aus dem nichts, die Bewegung in Einzelteile zu zerlegen, die sich selbst bekriegen sollen. Wenn es linke einmal schaffen trotz gewisser Unterschiede zusammenzuarbeiten, da sie ja ein gemeinsames Ziel haben müssen unterschiedliche Strategien hochsterilisiert werden.



    Manche der Kritik kommt wenigstens aus ehrlichen Beweggründen, aber dazu gehört dieser Artikel definitiv nicht, was man an der Methode: "throw everything against the wall and see what sticks" merkt; was denn jetzt? Ist XR tolerant gegenüber hasserfüllten Ideologien oder sind sie zu fröhlich und freundlich, weil sie die Polizei nicht als Gegner ansehen und anpöbeln? Das kann schlecht beides wahr sein, was heißt wenigstens eins davon ist keine prinzipientreue Meinung des Autors. Es wird einfach von beiden Seiten auf sie eingedroschen, um möglichst viele Menschen gegen sie aufzubringen. Von der taz hätte ich echt mehr erwartet.



    Ich selbst bin aktiv in einer Bewegung, die sich sehr darum bemüht alle mitzunehmen und bestimmte Sachen anders macht als XR, um mehr Menschen zu ermöglichen, teilzunehmen. Aber es gibt auch Gründe für die Entscheidungen die XR trifft und vielleicht ist das dann eher was für die weiße Masse, aber wenn es eine Bewegung gibt, die die weiße Masse mitnimmt ist das eine gute Sache. Außerdem wird in einem westlichen Land anhand der demografischen Zusammensetzung die große Menge einer erfolgreichen Bewegung, die wie XR 3.5% der Bevölkerung mitnehmen will, immer weiß sein. Ob letztlich diejenigen, die am härtesten gekämpft haben und die meisten Opfer bringen auch die leitenden Funktionen haben im Klimagerechtigkeitskampf ist zweitrangig hinter dem Erfolg, der klar über der Rolle des einzelnen steht! Ich persönlich sehe eine Rolle wie Greta sie hat sowieso eher als Last (sie ja anscheinend auch), aber keiner sollte jemand, der etwas gutes bewegen kann einstampfen und auf ein unterdrückteres Double warten.

  • Die TAZ könnte kurz ins Fotoarchiv schaue und könnte dann sehen, dass bei den ER -Aktionen in Berlin auch Schwarze Menschen/PoC dabei waren.

    Scheint also auch für die zu funktionieren, "gewaltfrei" mitzudemonstrieren und nicht gleich von der Polizei drangsaliert zu werden.

  • 0G
    05867 (Profil gelöscht)

    Sorry, was soll dieses Bashing gegen ER?



    Reicht es nicht das der grüne Umweltminister sich gegen Strassenbesetzungen ausspricht mit dem lächerlichen Argument, die Politik (vertreten durch ihn höchstselbst) täte ja schon alles notwendige ...



    Und nun so ein Geschwurbel in der TAZ: Falsches Verständnis von Gewalt, zu soft, falsche Hautfarbe (und daher rassistisch)



    Geht's noch?

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Das ist das Totalitätsanspruchsvirus, das die Linke schon vor Jahrzehnten befiel und sie lähmt. Lieber gar nichts machen, als zu riskieren dass die Tat im gleißenden Lichte der Instantheil erwartenden Fundamentalkritik hässliche Schatten werfen könnte. Mit dieser Haltung wäre Lenin nie in den Zug gestiegen.



      Alles auf einmal und zwar jetzt zu wollen ist ineffektiv, Arbeitsteilung hat sich durchgesetzt. Hier geht es nicht um Weltrevolutionäre Enderlösung sondern ums Klima. Und wenn Pimmelhead vorm Absaufen auch Angst hat , dann ist er CO2 Verbündeter, für die mindestens genauso überlebenswichtige Bekämpfung der braun-blauen Politgülle gibt's andere Spezialisten.

    • @05867 (Profil gelöscht):

      Was heißt hier "sorry"?



      Hättest du den Artikel gelesen, dann wüsstest du, warum XR (mMn. völlig zurecht) kritisiert wird. Die Argumente stehen doch im Artikel. Also bitte nochmal lesen, reflektieren und dann kommentieren.

      • @White_Chocobo:

        Argument 1: Roger Hallam Aussage in der Zeit



        Hier wird eine Bewegung bestehend aus vielen Millionen Menschen auf die Aussage eines Teilnehmers (nach Prinzip sieben versteht sich XR als weitgehend hierachielos) reduziert und dadurch denunziert. Unter den XR-AktivistInnen finden sich vermutlich weitaus weniger SexistInnen und RassistInnen als in der übrigen Gesellschaft.

        Argument 2: AktivistInnen sind freundlich zur Polizei



        Absolut lächerliches Argument. Natürlich gibt es Polizeigewalt, daran gibt es nichts zu beschönigen. Daraus aber abzuleiten, dass die Polizei ausschließlich aus gewalttätigen Arschlöchern besteht, ist genauso pauschalisierend wie Aussagen von Nazis wie: "Alle Ausländer sind kriminell". Mensch muss doch kein Anarchist sein, um sich für Umweltschutz zu engagieren.

        Argument 3: Mensch schließt durch Protestform Menschen aus



        Sind die Proteste im Hambi und in den Braunkohletagebauen oder vor der IAA dann auch ausgrenzend? Sitzblockaden waren und sind schon immer legitimes Protestmittel gewesen. Warum stellt man das hier auf einmal infrage? Müssen Proteste denn erst für alle möglich sein, damit sie gerechtfertigt sind? Das wäre fatal, denn dann würde es außer ein paar Kundgebungen (die zudem noch in Gebärdensprache übersetzt und in einfacher Sprache gehalten werden müssten) keine Protestkultur mehr geben. Keine Fahrraddemos, keine Sitzblockaden, ...

        Argument 4: Betroffene haben schon früher auf die Klimaproblematik aufmerksam gemacht



        Das "Argument" macht mich wirklich wütend. Heißt das etwa, dass jeglicher Protest aus Industrieländern ungewollt ist? Das ist genau die Ausgrenzung, die in diesem Artikel eigentlich angeprangert wird. Für mich hört sich das nach purem Neid an...

      • @White_Chocobo:

        Mhm, ich hab den Artikel gelesen, sogar den darauf verlinkten telegraph-artikel. So richtig verstehen kann ich die Argumentation trotzdem nicht. Warum darf man sich nicht gut gelaunt festnehmen lassen, wenn man eine Straße blockiert? Warum muss man in diesem Zusammenhang Polizeigewalt anprangern? Darf man nicht freundlich zur Polizei sein, also grundsätzlich nicht, weil es eben auch Polizeigewalt gibt? Was ist denn das für ne Argumentation? Dieser konkrete Punkt würde mich ernsthaft mal interessieren - vielleicht denk ich dafür nicht weit genug um die Ecke?!?



        Ich find es auch gewagt, jemand gleich mit der antisemitismus-keule zu behandeln, weil er offenbar Corbyn-Fan ist?!?



        Ich dachte, wenigstens in der TAZ würde man Kritik an der Politik Isaels gegenüber den Palästinensern nicht mit Antisemitismus in einen Topf werfen.

        • @SuedWind:

          Der Brite hat unterstellt, dass die Kritik an Corbyns Umgang mit Antisemitismus in Labour von Netanjahu gelenkt würde. Im Übrigen geht es bei den antisemitischen Vorkomnissen bei Labour bei weitem um mehr als "Kritik" an Israel, aber das wollen Sie entweder nicht wissen oder lassen es ganz bewusst weg.