heute in hamburg: „Der Anbau muss sich ändern“
Vortrag „Palmöl – Fluch und Segen“: 19. 30 Uhr, Greenpeace Hamburg, Hongkongstraße 10, Eintritt frei
Interview Till Wimmer
taz: Frau Heider, was ist das Problematische an der Palmölproduktion?
Katharina Heider: Die Folgen des Anbaus sind sehr dramatisch. Palmöl wird ja in tropischen Regionen angebaut. Das betrifft dann auch die Regenwälder. Die sind riesige CO2-Speicher und deshalb unverzichtbar für unser Klima.
Welche Regionen sind besonders betroffen?
Die größten Produktionsländer sind Indonesien und Malaysia. Allein Indonesien produziert mehr als fünfzig Prozent des Palmöls. Dafür müssen riesige Regenwaldflächen weichen, was zu einer Verknappung des Lebensraumes für viele Tier- und Pflanzenarten führt. Der Orang-Utan, der Borneo-Zwergelefant, der Sumatra-Tiger und das Sumatra-Nashorn sind mittlerweile vom Aussterben bedroht.
Was macht Palmöl so attraktiv?
Palmöl ist die produktivste Ölpflanze weltweit. Andere Ölpflanzen wie Raps, Kokos oder Soja benötigen ein Vielfaches an Fläche. Das macht den Anbau der Ölpalme so günstig und effizient. Deshalb ist es auch keine Alternative, ganz auf die Produktion von Palmöl zu verzichten. Es muss sich etwas an der Anbaupraxis ändern. Darüber hinaus ist Palmöl für die Industrie so attraktiv, weil es geschmacksneutral ist und die richtige Konsistenz für viele Produkte hat.
Ist allein die Anbaupraxis das Problem oder auch das Ausmaß der Produktion?
Es geht um beides. Man kann auch durch einen bewussten Konsum dazu beitragen, den Verbrauch zu verringern.
Katharina Heider, 27, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei Greenpeace Hamburg und PhD-Kandidatin in der Forschungsgruppe CLISEC (Climate Change and Security) der Uni Hamburg.
Gibt es nachhaltig produziertes Palmöl?
Bio-Produkte enthalten nachhaltiger produziertes Palmöl. Dann gibt es noch die Palm Oil Innovation Group (POIG), in der sich Produzenten dazu verpflichten, nur Palmöl zu verwenden, mit dem keine Zerstörung des Regenwaldes einhergeht.
Was raten Sie Verbrauchern, die umweltfreundlich konsumieren wollen?
In vielen Fertigprodukten ist Palmöl drin. Unverarbeitete Produkte sind da eine bessere Wahl. Seit 2014 müssen Lebensmittel, die Palmöl enthalten, gekennzeichnet sein. Es hilft also, die Inhaltsangaben durchzulesen und regionale, saisonale und Bio-Produkte zu kaufen. Außerdem wird Palmöl in Kraftstoffen verwendet. Anstelle des Autos ist es deshalb sinnvoller, den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen, Fahrrad zu fahren oder zu laufen.
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