Kommentar Merz' neue CDU-Aufgaben: Kleine Beschäftigungstherapie
Die neue CDU-Vorsitzende AKK versucht offenbar, ihren alten Konkurrenten mit Parteipöstchen vom Stören abzulenken. Da muss schon mehr kommen.
A nnegret Kramp-Karrenbauer mag es gern praktisch. Die immer noch ganz schön neue CDU-Vorsitzende hat nicht nur ihren Twitter-Namen vereinfacht: vom Unterstrich-Gewitter @_A_K_K_ zum naheliegenden @akk. Sie hat auch ein schlichtes Austraghäusel für Friedrich Merz gezimmert.
„Freue mich, dass @_FriedrichMerz seine Erfahrung und Kompetenz in Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik einbringen will. Tolle Verstärkung unseres Expertenkreises aus Vertretern der Wirtschaft und Wissenschaft“, twitterte die Vorsitzende.
Praktisch sieht das so aus, dass Merz, der Mann, der sich eben noch via FAZ-Interview ein Ministeramt ausbedungen hat, Mitglied der weltberühmten CDU-Kommission zur sozialen Marktwirtschaft werden soll. Darauf hat er sich mit Kramp-Karrenbauer knapp vor der CDU-Klausur telefonisch geeinigt. Schon diese, die fernmündliche Form, sollte stutzig machen.
Damit Merz sich nun wirklich nicht langweilt und auf die Idee kommt, an AKKs Macht rumzuschrauben, wird er auch gleich noch „den Themenbereich ,Zukunft der transatlantischen Beziehungen' begleiten“, berichtet die Welt. „Begleiten“, das klingt nach sehr schönen, eminent wichtigen Fernreisen und Podien, auf denen Männer wie Friedrich Merz und Norbert Röttgen Platz nehmen und einer Meinung sein dürfen.
Das passt nicht zu Merz
Und das ist noch nicht alles. Friedrich Merz darf zusätzlich „am Prozess zur Erstellung des neuen CDU-Grundsatzprogramms mitwirken“ (Welt). Er und die anderen 420.000 Mitglieder. Wenn das kein Angebot ist!
Jetzt mal im Ernst: Das ist tatsächlich kein Angebot. Friedrich Merz ist ja kein Außenseiterkandidat, der beim CDU-Parteitag Anfang Dezember eine zu vernachlässigende Untergruppe der Volkspartei vertreten hat, die man abspeisen könnte. Er hat denkbar knapp verloren, weil mit ihm als Vorsitzendem die CDU wieder zu einer Egoveranstaltung neoliberaler Jungsklubs geworden wäre.
Dass die Wählerschaft derlei nicht goutiert, wusste eine knappe Mehrheit. Aber ihn jetzt in eine Art Beschäftigungstherapie zu schicken, damit er nicht mehr stört, wird nicht gelingen. Es passt auch nicht zu Merz, der gern öffentlich glänzt.
Kramp-Karrenbauer und ihr neuer Generalsekretär Paul Ziemiak sollten sich schleunigst etwas einfallen lassen, um Merz wirksamer einzubinden als mit nicht öffentlichen Debattierklubs.
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