Persönliche Infos im Netz veröffentlicht: Promi- und Politikerdaten geleakt

Im Netz wurde Persönliches von Promis veröffentlicht. Einiges deutet darauf hin, dass diese zum Ziel wurden, weil sie sich gegen rechts positionierten.

Blick in den Sitzungssaal des Bundestags

Die AfD fehlt: in den Leaks, aber manchmal auch im Bundestag (leere Plätze ganz rechts im Bild) Foto: dpa

BERLIN afp/dpa/rtr/taz | Bei einem Online-Angriff auf Politiker und Prominente sind persönliche Daten und Dokumente von hunderten Personen des öffentlichen Lebens im Netz veröffentlicht worden. Betroffen seien „alle Ebenen“ – Politiker aus dem Bundestag, dem Europaparlament und den Landtagen bis hin zu den Kommunen, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Martina Fietz am Freitag.

Ebenso sind Politiker aller im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der AfD, also CDU/CSU, SPD, Grüne, Linke und die FDP Opfer des Angriffs. Unbekannte hatten außerdem persönliche Daten und Dokumente von anderen Prominenten und Journalisten über Twitter und Videoportale veröffentlicht. Wie das RBB Inforadio berichtet, waren auch private Chats und Kreditkarteninformationen einsehbar.

Die Bundesregierung nehme den Vorfall „sehr, sehr ernst“, sagte Fietz. Die Behörden arbeiteten mit Hochdruck an der Aufklärung des Falles. Dies werde aber wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Sie warnte, die veröffentlichten Daten seien mit „großer Vorsicht zu handhaben“. Selbst in authentische Dokumente könnten gefälschte Daten eingeschleust worden sein.

Unter den Opfern des Datenleaks sind auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, die Moderatoren Jan Böhmermann und Christian Ehring, Bands und Künstler wie der Deutsch-Rapper Materia und die Band K.I.Z, sowie Journalisten von ARD und ZDF. „Die zuständigen Behörden müssen jetzt schnell aufklären“, erklärte SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. „Eine mögliche politische Motivation dieses Angriffs muss geklärt werden.“ Ein Sprecher der FDP-Fraktion teilte mit, dass nach derzeitigem Kenntnisstand zentrale Systeme der Fraktion nicht betroffen seien.

„Die Leaks haben eine eindeutige politische Ausrichtung“, sagte Constanze Kurz vom Hackerclub CCC der taz. „Das sieht man an der Sprache, die in der Aufbereitung der Daten genutzt wird, und auch an den Zielen: Es sind viele Prominente, die sich deutlich gegen rechts positionieren, und andererseits keine Politiker der AfD.“ Offenbar hätten die Täter*innen sich viel Zeit gelassen, um die Daten strukturiert aufzubereiten.

Youtuber-Account führte zu größerer Aufmerksamkeit

Veröffentlicht wurden Kontaktdaten wie Handynummern und Adressen von Politikern. Auch sehr persönliche Daten wie abgelichtete Personalausweise, Briefe oder Rechnungen und parteiinterne Dokumente wie Bewerbungsschreiben für Parteitage, parteiinterne Kommunikation oder Adress- und Mitgliederlisten seien ins Internet gestellt worden. Wieviel davon authentisch ist, ist offen.

Verbreitet wurden die Daten bereits vor Weihnachten. Größere Aufmerksamkeit erhielten sie am Donnerstagabend, als Unbekannte offenbar den Twitter-Account des Youtubers Simon Unge übernahmen und die persönlichen Daten der Prominenten an seine rund 2 Millionen Follower verbreiteten. Anscheinend hat Unge wieder Kontrolle über seinen Account, die Links auf die Daten sind inzwischen gelöscht.

Nach Bekanntwerden des Leaks ist das nationale Cyber-Abwehrzentrum zu einer Krisensitzung zusammengetreten. In dem Gremium würden die Maßnahmen der Bundesbehörden koordiniert, sagte ein Sprecher des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) am Freitag. Dazu zählten der Bundesverfassungsschutz, das Bundeskriminalamt und der Bundesnachrichtendienst. Das für sensible Kommunikation genutzte Regierungsnetz ist nach Angaben des BSI „nach jetzigem Erkenntnisstand“ nicht betroffen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.