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Besuch bei US-Truppen im IrakTrump will kein Weltpolizist sein

Der US-Präsident besucht erstmals US-amerikanische Truppen im Ausland. Er verteidigt seinen Entschluss, Soldat*innen aus Syrien abzuziehen.

Hat er alles im Griff? US-Präsident Donald Trump, seine Frau Melania und militärische Berater*innen Foto: ap

Berlin taz | Die US-Regierung ist im Haushalts-„Shutdown“, Verteidigungsminister James Mattis und der Sonderbeauftragte für die Koalition gegen die Terrormiliz Islamischer Staat, Brett McGurk, treten wegen des angekündigten Truppenabzugs aus Syrien zurück, zwei Kinder sterben in US-Gewahrsam – die Weihnachtszeit war politisch schwierig für US-Präsident Donald Trump. Nun besuchte er am Mittwoch US-Truppen im Irak, um den Rückzug aus Syrien und teilweise auch aus Afghanistan zu verteidigen.

Etwa 100 Soldat*innen begrüßten den US-Präsidenten und seine Frau Melania am Mittwoch in der Kantine der Al Asad Air Base. Es war Trumps erster Besuch bei in einem Kriegsgebiet stationierten US-Soldat*innen. „Wir sind nicht mehr so naiv, Leute“, sagte Trump zu den Truppen im Irak. „Unsere Anwesenheit in Syrien war nicht unbefristet, und sie sollte nie dauerhaft sein. Vor acht Jahren zogen wir für drei Monate dorthin – und wir sind nie wieder weggegangen.“ Er habe deshalb jetzt den Antrag der militärischen Befehlshaber abgelehnt, den Einsatz in Syrien um weitere sechs Monate zu verlängern.

Derzeit sind etwa 2.000 US-Soldat*innen in Syrien stationiert. Rund 14.000 sind in Afghanistan, wo der US-Einsatz vor 17 Jahren begann. Ein Abzug von US-Truppen aus beiden Ländern wird als sehr schwierig eingeschätzt.

Zu Medienvertreter*innen sagte Trump, die USA könnten nicht länger „Weltpolizist“ sein. „Wir sind überall in der Welt“, so Trump im Pressegespräch. „Wir sind in Ländern, von denen die meisten Menschen noch nicht einmal gehört haben. Und ehrlich gesagt ist das lächerlich.“ Er versicherte, es werde einen „starken, bewussten und ordentlichen Rückzug der US-Truppen aus Syrien“ geben.

Zwischenstopp in Ramstein

Aus dem Irak will der US-Präsident vorerst keine Truppen abziehen. Die USA könnten möglicherweise Einheiten an der syrisch-irakischen Grenze einsetzen, um Angriffe und Missionen in Syrien zu starten. Die Truppen im Irak würden zudem ein neues Erstarken des IS verhindern. „Wir können sie so schnell und so hart treffen. Sie werden gar nicht wissen, was zur Hölle passiert ist“, so Trump.

Trumps Irak-Besuch fällt in eine Zeit, in der der US-Haushalt zum Teil eingefroren ist und die Arbeit einiger Bundesbehörden eingestellt wurde oder stark eingeschränkt ist. Der Haushaltsstreit dreht sich um die Finanzierung der von Trump geplanten Grenzmauer zu Mexiko. Soldat*innen im Auslandseinsatz sind vom „Shutdown“ nicht betroffen.

Auf dem Rückweg aus dem Irak hielt die Air Force One am Stützpunkt der US-Luftwaffe im rheinland-pfälzischen Ramstein, wo er die dort stationierten Soldat*innen begrüßte und gemeinsam mit seiner Frau für Fotos posierte.

Im Anschluss an seinen Besuch enthüllte der US-Präsident offenbar die Anwesenheit von Navy Seals im Irak. Dem US-Nachrichtenmagazin Newsweek zufolge zeigt ein Video, das Trump nach seinem Besuch auf Twitter veröffentlichte, mehrere Soldat*innen der Spezialeinheit. Im Video sind sogar ihre Gesichter erkennbar. Die Navy Seals gehören zur US-Marine und werden vor allem bei verdeckten Operationen eingesetzt.

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5 Kommentare

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  • Für die interventionistischen Grünschnäbel, die hier gelegentlich Ihre Dampfplaudereien ablassen, empfehle ich das ungekürzte Interview zum Thema "responsibility to protect" mit Hodentöter im DLF: ondemand-mp3.dradi..._0810_6785e46a.mp3

    • @jhwh:

      "Hodentöter".... nicht schlecht !

      Hat ihnen die Autokorrektur einen Streich gespielt oder hat dieser Spitzname eine tiefere Bedeutung?

  • In vielem, was Trump so von sich gibt, liegt er ganz auf der Linie der Wagenknecht-Querfront-Fraktion der Linken, (wie auch der AFD).



    "Amis raus aus Syrien", ist angesichts der Schutzfunktion der US-Truppen für die Kurden ein Salto Mortale der "Linken", die dabei die eigenen Genossen der YPG, Erdogan zum Frass vorgewerfen.

  • Na, da bin ich ja auf die ersten Wortmeldungen gespannt ob die Querfront-Gemeinde was dazugelernt hat. Während des Wahlkampfs 2016 hatte Trump mal was von NATO = "obsolet" gefaselt und da waren die Herzen ganz rechtsaußen aber auch bei den vielen Clinton-Hassern auf links sofort aufgegangen. Letzterer wurde ja nachgesagt den Planeten sofort dem dritten Weltkrieg nahe zu bringen.

    Die Realität ist leider eine andere. Ein dilettierender Ego-Faschist im Amt, dem jegliches Verständnis für Multilateralismus fremd ist, Weltpolitik ausschließlich als "what's in it for me?" begreift und dabei seine Deplorable-Fan-Basis bedient.

    Waffendeals sind dabei eine Form der Exportförderung. Der Deal mit den Saudi-Scheichs 2017 belief sich auf etwa 150 Mrd. Dollar.

    Erdogan darf auch gern was nachordern. Schließlich wird ja beim bevorstehenden Einreiten der türkischen Armee in die noch von der YPG kontrollierten Gebete in Nordsyrien was an "Verbrauchsmaterial" aus den Beständen rausgehen.

    Ob's was mit dem Friedensnobelpreis für Trump wird, bezweifele ich dennoch. Auch wenn AfDler ihm ja jedes Wort abkaufen, erst "NATO obsolet", nun "nicht mehr Weltpolizist". Der Glauben an den Weihnachtsmann scheint sich bei Rechtsnationalen auch auf Nichtskönner-in-chiefs zu erstrecken.

    Der Blick zum Schluss nochmal auf die Realität am Beispiel Korea:

    Dort wurde der Entspannungsprozess in Wahrheit korea-intern von Moon Jae-in und taktisch nicht unklug von Kim Jong-un angestoßen. Moon hatte erkannt, dass Trump mit seinem "Little Rocketman" und "Ausradieren"-Geschwätz die ganze koreanische Halbinsel gefährdet. Trump ist dann aufgesprungen auf den Zug. Mehr nicht.

    Was hat er dort erreicht? Im Grunde gar nichts. Kim hat ein oder zwei Testgelände PR-gerecht für die Weltöffentlichkeit sprengen lassen. Kenner wissen, die Anlage war vorher bereits bei Tests kollabiert und damit sowieso unnutzbar.

    Eine Friedenslösung in Korea muss die Reduzierung der US-Truppen im Süden beinhalten. US sagt "No"!

    • @JuPa:

      Henryk M. Border hatte schon Recht mit seiner Vermutung. Die Leser dieser Zeitung stehen spät morgens auf und der erste Gedanke ist: Wie lösen wir den Nah-Ost Konflikt? Vom Trockenen lässt sich vielerlei über Friendenslösungen philosophieren beim guten Glas Rotwein.