Protest gegen Stellenabbau: Ordentlich Krawall machen
Das Siemens-Management hofft auf Kompromisse. Die Beschäftigten machen derweil ihrem Zorn Luft. Der IG-Metall-Chef kündigt eine harte Gangart an.
Die Fahrzeugkette sei um 6.15 Uhr am Dynamowerk im Bezirk Spandau gestartet, sagte Klaus Abel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in der Hauptstadt. Rund 200 Autos – geschmückt mit Transparenten und Gewerkschaftsfahnen – folgten laut seinen Angaben hupend einem Motivwagen, der Siemens-Chef Joe Kaeser zeigen sollte. Die Verkehrsinformationszentrale Berlin sprach auf Twitter von 100 Fahrzeugen. Der Protestzug könnte für Behinderungen in mehreren Stadtteilen sorgen, sagte eine Polizeisprecherin im Rundfunk.
Insgesamt wollten etwa 2.500 Mitarbeiter demonstrieren. Erwartet wurde dazu auch SPD-Chef Martin Schulz. Zur Kundgebung am Tagungshotel der jährlichen Siemens-Betriebsräteversammlung in Neukölln wollten der IG Metall zufolge 2.000 Teilnehmer aus ganz Deutschland kommen.
Siemens hatte angekündigt, weltweit 6.900 Stellen abzubauen – davon etwa die Hälfte in Deutschland. Der Münchner Konzern reagiert damit nach eigener Begründung auf schlechter laufende Geschäfte in der Kraftwerks- und Antriebstechnik.
Die IG Metall will das so nicht hinnehmen. Gewerkschaftschef Jörg Hofmann sagte der Süddeutschen Zeitung, seine Organisation werde „nun ordentlich Krawall machen“. Siemens solle über Investitionen Jobs schaffen. „Wir werden die Beschäftigten ganz bestimmt nicht alleine ihrem Schicksal überlassen“, betonte er. Vage blieb Hofmann bei der Frage, ob es zu Ausständen bei dem Konzern kommt: „Streik bleibt immer das letzte Mittel.“
Mehrere Landes-Wirtschaftsminister sowie die Berliner Wirtschaftssenatorin luden den Siemens-Vorstand zu einem Gespräch über den geplanten Stellenabbau ein. Man erwarte Erläuterungen über die Standortschließungen, teilten Ramona Pop (Grüne) und die Minister Martin Dulig aus Sachsen, Wolfgang Tiefensee aus Thüringen und Albrecht Gerber aus Brandenburg (alle SPD) mit. Vor dem Hintergrund der hohen Gewinne von Siemens und Leistungsfähigkeit der ostdeutschen Standorte könne man die Entscheidungen nicht nachvollziehen.
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