piwik no script img

Autonome im Visier der Justiz

G20-Nachspiel

Langsam mahlen sie, die Mühlen der Justiz. Erst knapp drei Monate sind sie her, die allseits bekannten Ereignisse im öffentlichen Raum rund um den G20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg, und schon interessiert sich die Hamburger Staatsanwaltschaft für eventuelle Verantwortliche. Sie prüft jetzt Strafanzeigen gegen die Rote-Flora-Sprecher Andreas Beuth und Andreas Blechschmidt, Emily Laquer von der Interventionistischen Linken (IL) sowie eine weitere ungenannte Person. Um den Vorwurf der Beteiligung oder der Anstiftung zum schweren Landfriedensbruch geht es, auch die Billigung von Straftaten oder das öffentliche Aufrufen zu Straftaten kämen infrage.

Beuth und Blechschmidt waren im Bündnis „Welcome to Hell“ aktiv, das die gleichnamige Demo am Vorabend des G20-Gipfels geplant und angemeldet hatte. Als es am Tag danach zu Krawallen und Plünderungen im Schanzenviertel kam, distanzierten sich beide davon. Beuth bekundete aber auch „gewisse Sympathien mit solchen Aktionen“, wenn sie in anderen Vierteln stattfänden wie „in Pöseldorf oder Blankenese“. Später entschuldigte er sich dafür, distanzierte sich aber vor zwei Wochen wiederum von seiner Distanzierung mit dem Hinweis, er sei nach G20 „einer unglaublichen Pressehetze“ ausgesetzt gewesen.

Was bei den juristischen Prüfungen der Anklagebehörde substanziell herauskommt, wird sich erst in einigen Wochen zeigen. Das Strafmaß indes ist bekannt: Wer die Bereitschaft einer Menschenmenge fördert, Gewalt gegen Menschen oder Sachen auszuüben, muss mit bis zu zehn Jahren Haft rechnen. smv

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen