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Herkunftsnennung in MedienPresserat bleibt zurückhaltend

Wann sollen Journalisten die Herkunft von Straftätern nennen und wann nicht? Der Deutsche Presserat stand hier bislang für Zurückhaltung – und bleibt dabei.

Der Presserat bleibt sachlich: Herkunft wird nur bei Sachbezug nennen. Foto: dpa

Berlin dpa | Medien sollen auch künftig nur dann Religion oder Nationalität von Straftätern nennen, wenn es einen „begründeten Sachbezug“ zur Tat gibt. Der Deutsche Presserat lehnte es am Mittwoch ab, die entsprechende Richtlinie 12.1 im Pressekodex zu ändern. Die Zurückhaltung in dieser Frage soll die Diskriminierung von Minderheiten verhindern. Bei vielen Medien ist die Richtlinie umstritten. Die „Rhein-Zeitung“ aus Koblenz kündigte an, sich künftig nicht mehr daran gebunden zu fühlen.

„Die Richtlinie bleibt, wie sie ist“, sagte Lutz Tillmanns, Geschäftsführer des Presserats. „Es gab eine ganz breite Mehrheit dafür.“ Zuvor hatte das Selbstkontrollorgan in nicht-öffentlicher Sitzung diskutiert. „Wir sind überzeugt, dass wir sie nicht ändern müssen“, sagte Tillmanns. „Sie ist kein Sprachverbot und kein Maulkorb für Redaktionen. Sie sind autonom in ihrer Arbeit und sollen es auch bleiben.“

Es gebe allerdings bei vielen Medien eine große Unsicherheit, räumte Tillmanns ein. „Wir haben das nicht nur zur Kenntnis genommen. Wir wollen den Redaktionen auch jede erdenkliche Hilfestellung geben.“ Gedacht sei unter anderem an einen Leitfaden mit Kriterien für Entscheidungen im Redaktionsalltag: „Er soll zügig fertig werden, innerhalb der nächsten Monate.“

Der Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Christian Lindner, bedauerte die Entscheidung und erklärte: “Wir werden uns an die Richtlinie 12.1 nicht mehr gebunden fühlen.“ Lindner kündigte eigene Empfehlungen für seine Redaktion an, „die hilfreicher sein werden als die aus der Zeit gefallene Richtlinie 12.1“. Und er betonte: “Wir werden unseren Redakteuren die Sicherheit geben, dass sie künftig keine Probleme bekommen, wenn es aufgrund unserer eigenen Richtlinie Rügen oder Missbilligungen des Presserates geben sollte.“

Einfach immer die Herkunft nennen?

Die Sächsische Zeitung erwägt, die Herkunft von Straftätern in der Berichterstattung künftig generell anzugeben. Chefredakteur Uwe Vetterick, der an der Sitzung des Presserats teilgenommen hatte, schlug dabei vor, künftig konsequent die Nationalität zu nennen, egal ob es sich dabei um Deutsche handele oder um Ausländer.

Vetterick begründete das mit den Ergebnissen einer repräsentativen Befragung der Sächsischen Zeitung: Sie habe gezeigt, dass viele Leser davon ausgingen, die Täter seien Asylbewerber, wenn in der Berichterstattung keine Nationalität genannt werde. Die neue Regelung könnte solche Missverständnisse vermeiden helfen, sagte Vetterick. Nachdem der Presserat nun entschieden habe, die Richtlinie unverändert zu lassen, wolle er zunächst mit der Redaktion über Konsequenzen diskutieren.

Der Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV), Frank Überall, begrüßte die Position des Presserates: „Ich halte das genau für die richtige Entscheidung, weil die Richtlinie 12.1 nach wie vor tragfähig ist“, sagte er. „Das Thema darf nun aber nicht zu den Akten gelegt werden, wir müssen uns damit beschäftigen, wie die Richtlinie im Alltag gelebt wird.“

Der Presserat hatte am Mittwoch zunächst mit mehreren Experten über die Richtlinie 12.1 diskutiert, darunter Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers, Sven Gösmann, Chefredakteur der Deutschen Presse-Agentur, dem Berliner Medienkritiker Stefan Niggemeier sowie dem Medienpsychologen Frank Schwab von der Universität Würzburg.

Nach Köln wurde Herkunft benannt

„Menschen saugen das auf, was ihrem Weltbild entspricht“, sagte Prof. Schwab. „Sie eignen sich Medieninhalte aufgrund dessen an, was sie für Vorurteile haben, sie nehmen die Welt mit einer bestimmten Brille wahr“, erläuterte der Medienpsychologe. „Viele Menschen haben bestimmte Voreinstellungen, etwa die Erwartung, dass Straftaten bevorzugt von Ausländern begangen werden.“ Wenn sie in den Medien dann über ausländische Straftäter lesen, bestätige sie das in ihren Vorurteilen. Auch aus diesem Grund sei es sinnvoll, Angaben zur Herkunft von Straftätern auf Fälle mit „begründetem Sachbezug“ zu beschränken. „Ich finde die Richtlinie 12.1 daher richtig“, sagte Schwab.

Peter Pauls, Chefredakteur des Kölner Stadtanzeigers, plädierte ebenfalls dafür, die Richtlinie beizubehalten. „Wir sind der Meinung, dass wir damit sehr gut leben können, wenn man die Richtlinie so interpretiert, wie wir es zu Silvester getan haben“, sagte er unter Verweis auf die Vorfälle am Kölner Hauptbahnhof. „Wir haben die Herkunft der anwesenden und mutmaßlichen Täter genannt.“ Es müsse aber jeder Einzelfall betrachtet werden.

Presserats-Geschäftsführer Tillmanns geht nach eigenen Worten nicht davon aus, dass die Diskussion über das Thema nun zu Ende ist. Das sieht Volker Lilienthal, Professor für Praxis des Qualitätsjournalismus an der Universität Hamburg, ähnlich: Auch wenn es künftig eine Beispielsammlung als Hilfestellung für Redaktionen gebe, müssten Redakteure immer neu entscheiden. „Jeden Streit wird man damit also nicht beenden. Dieses Problem wird uns die ganzen nächsten Jahre begleiten, aber das müssen Journalisten auch aushalten.“

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66 Kommentare

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  • 7G
    70023 (Profil gelöscht)

    Was gibt es zu diskutieren. Herkunftsnennung bzw. Namen von dem Täter zu benennen, ist für mich Rassismus.

  • Lasst mal alles so wie es ist. Wenn man allerdings Herkunft verschweigt, dann geht das nach hinten los. Wir brauchen echte Transparenz.

  • Ich finde auch, dass die Lügenpresse endlich die Wahrheit sagen sollte.

     

    Ich finde es sollte unbedingt immer die sächsische Herkunft genannt werden.

  • Wenn anderseits bei Straftaten von deutschen Staatsbürgern explizit deren Zugehörigkeit genannt würde, könnte man von ausgleichender Gerechtigkeit sprechen. Doch irgendwie sähe es bescheuert aus, eben genauso, wie die Erwähnung anderer Herkunft.

    • @lions:

      Das Gegenteil ist der Fall und das nicht erst wenn das nicht nennen einem dröhnenden Schweigen gleich kommt.

      Wenn eine Großfamilie ihre Angehörigen aus ganz Deutschland zusammen ruft um ein inhaftiertes, im Krankenhaus liegendes Familienmitglied zu befreien und dabei die Polizei mit Pfefferspray und Pflastersteinen angreift und gewaltsam ins Krankenhaus eindringt, ist jedem klar dass der Name dieses Clans nicht "Müller" oder "Meier" ist.

      Das dies nicht benannt wird aus Sorge, die Täter könnten sich stigmatisiert fühlen, macht deutlich, dass dieser Schweigekodex das ist, was er ist:

      Eine Farce

      • @heike guk:

        Aber es wird alles so bleiben wie es ist.

        Die zigmalige Erwähnung deutscher Nationalität wird konsequent überlesen um dann darauf zu pochen wenn mal ein Türke, Russe, Pole, Syrer oder sonstwer der nicht deutsch ist etwas getan hat.

      • @heike guk:

        Sie setzen offenbar Täter mit ethnisch Zugehörigen gleich. Letztere sind von Stigmatisierung zu unrecht mit bedroht, und dass es stattfindet, erkenne ich an Ihrer Antwort.

        • @lions:

          Wo genau habe ich Täter mit ethnischer Zugehörigkeit gleich gesetzt?

          • @heike guk:

            Weil die Stigmatisierung, und das hatte der Presserat auch im Auge, auf die ethnische Gruppe übergreift. Wer das, ausklammert (so naiv kann man gar nicht sein), macht sich dessen verdächtig.

            • @lions:

              Welche Stigmatisierung welcher Gruppe?

              Ich habe doch gar keine genannt.

              • @heike guk:

                Das ist ja genau die Blindheit, die ich ansprach.

                • @lions:

                  dann bitte...

                  erlechten Sie mich.

                  • @heike guk:

                    Wird schwierig... jedenfalls sollte man bei deutschen auch die örtliche Herkunft nennen. Und ob derjenige eine Brille trägt. Nicht zu vergessen: die Augenfarbe! Und erst das Strenzeichen! Was hat ein Preuße denn mit einem Bayern am Hut? Oder gar ein Westdeutscher mit einem Sachsen? Lasst uns endlich wieder unsere Nachbarn hassen, dann ist auch bald dieser lästige Frieden vorbei.

  • Hier wurde eine Chance vertan. Die einzige gerechte Lösung wäre gewesen, die Herkunft eben immer zu nennen, also auch bei Deutschen.

  • Vielleicht sollte man zur umfassenden Information derer, die sich dafür interessieren, auch noch hinzufügen, ob der Täter über einen Ariernachweis verfügt oder nicht.

  • Sieht so "eine große Unsicherheit" aus? Ich meine: Wenn der Chefredakteur der Rhein-Zeitung, Christian Lindner, erklärt: "Wir werden uns an die Richtlinie 12.1 nicht mehr gebunden fühlen", dann ist das doch ne sogenannte "klare Ansage". Eine, zwar nicht von Herz oder Verstand kündet (bzw. künden soll), aber immerhin von einiger Sicherheit.

     

    Eine "Hilfestellung" scheint Herr Lindner jedenfalls nicht zu wollen vom Deutschen Presserat. Und das kann ich sogar verstehen. Er ist ja schließlich selber Chef. Was sollen denn die Mitarbeiter denken, wenn ihr geliebtes Alphatier sich helfen lassen muss von irgendwelchen Ober-Alphatieren? Männer wie er können doch gar nicht anders. Sie müssen doch umgehend ihr Beinchen heben, wenn irgendwo ne Straßenlampe steht.

     

    Übrigens: Das mit der Aneignung ist immer so. Menschen greifen ausnahmslos nach dem, was sie gebrauchen können ihrer Ansicht nach. Den "Medieninhalte[n]" geht es da nicht anders als dem Geld, dem abgestellten Fahrrad oder den Blumen im Park. Ich habe so was selbst hautnah erlebt – und mich sehr über mich geärgert. Man wird so ungeheuer manipulierbar dadurch! Wenn einem das nichts ausmacht, weil man Vorurteile grundsätzlich liebt, ist es natürlich kein Problem. Ansonsten gilt: "Dieses Problem wird uns die ganzen nächsten Jahre begleiten, aber das müssen Journalisten auch aushalten."

  • In anderen Fällen ist dem Journalismus der Sachbezug zur Tat bei der Nennung der Herkunft komplett egal, speziell dann, wenn es um Schlagzeilen geht wie "Arbeitsloser oder Rentner hat dies und jenes getan", obwohl auch dies eindeutig eine ungerechtfertigte Diskriminierung jeweils einer großen Bevölkerungsgruppe darstellt.

     

    Doch an den Journalismus ganz allgemein besondere Erwartungen zu stellen wäre unsinnig. Verglichen mit Personen, die sich mittels Plagiatie einen Doktortitel verschaffen, verhält es sich innerhalb der Massenmedien sinngleich: Einer erhält eine neue Nachricht, und alle anderen kupfern es ab und basteln daraus ihre eigenen Schlagzeilen. Seltene Ausnahmen bestätigen die Regel.

  • Diese Richtlinie entsteht aus der Überzeugung, daß ein Journalist die genannten Informationen besser einordnen kann, als der Rezipient.Ich würde das waghalsig bis arrogant nennen.

    • @jhwh:

      Und was haben Sie davon, wenn Sie wissen, wo ein Verdächtiger herkommt, welchen Glaubens er ist oder welche Hautfarbe er hat? Warum fragen Sie nicht nach der Schuhgröße oder der Nasenlänge? Es ändert nichts am juristischen Sachverhalt. Vor 1945 war das noch anders, aber Sie haben ja sicherlich mitbekommen, dass wir seither einen Rechtsstaat haben.

    • @jhwh:

      Ein verantwortungsbewußter Journalist ordnet da gar nichts ein, solange er das nicht muss, sprich, solange er davon ausgehen kann, dass es zur Erklärung des Sachverhaltes selbst nichts beiträgt.

       

      Diejenigen, die glauben, dass ihnen etwas Wesentliches fehlt, solange sie die Herkunft des Täters oder Tatverdächtigen nicht wissen, sind nur darauf aus ihre Vorurteile bestätigt zu bekommen. Die neun von zehn Fälle, in denen sie dann "enttäuscht" werden, weil ihre Ressentiments keine neue Nahrung erhalten, die verdrängen sie dann ganz schnell, um in dem einen Fall, wo es zur Übereinstimmung kommt völlig hysterisch überdrehen, wie ein Junkie nach dem "Schuss".

       

      Seriöse Berichterstattung braucht so etwas nicht und sollte es auch nicht bedienen.

      • @cursed with a brain:

        "

        Diejenigen, die glauben, dass ihnen etwas Wesentliches fehlt, solange sie die Herkunft des Täters oder Tatverdächtigen nicht wissen, sind nur darauf aus ihre Vorurteile bestätigt zu bekommen. Die neun von zehn Fälle, in denen sie dann "enttäuscht" werden, weil ihre Ressentiments keine neue Nahrung erhalten, die verdrängen sie dann ganz schnell, um in dem einen Fall, wo es zur Übereinstimmung kommt völlig hysterisch überdrehen, wie ein Junkie nach dem "Schuss"."

         

        Wenn das mal kein Voruteil ist.

      • @cursed with a brain:

        "...Journalist ordnet da gar nichts ein, solange er [...] davon ausgehen kann, dass es zur Erklärung des Sachverhaltes selbst nichts beiträgt."

         

        Na, bemerken Sie den Denkfehler ?

        • @jhwh:

          Nein, denn da ist keiner.

           

          Schliesslich ist die Herkunft genauso relevant wie die Hutgröße, Haarfarbe oder was der Tatverdächtige zum Frühstück gegessen hat.

           

          Der Leser kann da überhaupt nicht entscheiden, welche Dinge nun "relevant" sind und welche nicht. Und er MUSS und er SOLL es auch nicht entscheiden. Dafür gibt es Ermittler, Staatsanwälte und Richter.

           

          Hobby-Polizisten, -Richter und -Henker gibt es auch so mehr als reichlich in diesem Lande, die muss die Journaille nicht noch vorsätzlich auf falsche Fährten führen. Wenigstens dann nicht, wenn sie als "seriös" durchgehen will.

          • @cursed with a brain:

            Nichts gegen Ihre nachvollziebare Dialektik, sowie auch die des @JWH. Aber Nationalität und insbesondere Konfession (Religion) sind doch eher innerlich aktiv wirksame (zum Teil spirituelle) Eigenschaften des psychologischen Menschen (Terminus: Agens) welche ihn als sozial Agierenden bestimmen. Auch als ein (sich) seelisch wahrgenommen werden Wollender freiwillig "eingeordnet" sein mögender Mitmensch.- Anders als Hut oder Frühstückszusammensetzung bzw. dergleichen.

             

            Wobei ich persönlich keinen Anspruch auf Nennung von Nationalität oder Religion stelle. Es sei denn, es gäbe sowas wie ein ausdrückliches Bekennerschreiben.

            • @H.G.S.:

              Essgewohnheiten können mitunter sehr schnell "spirituelle Züge" annehmen - siehe auch die neue Schweinefleischangebotspflicht in Teilen Dänemarks.

          • @cursed with a brain:

            Tut mir leid aber Sie verwechseln die Presse mit einer pädagogischen Anstalt.

            • @jhwh:

              Ich denke eher, Sie weisen die mit der Berichterstattung einhergehende Verantwortung zurück, weil Sie einen Hang zur Verantwortungslosigkeit haben, welche Sie dann als "gesundes Volksempfinden" oder ähnlichen sprachlichen Durchfall verharmlosen möchten.

    • @jhwh:

      und welche wahrheit wird dem rezipienten vorenthalten, wenn in der pressemeldung über eine straftat nicht zu lesen steht, der-die-das mutmaßliche täter sei aus pisdinje stammendes mennonit?

      • @christine rölke-sommer:

        Die Wahrheit über seine Person zu der die Nationalität nunmal dazu gehört, so wie Alter und Geschlecht oder Beruf. Dabei ist's doch auch schnuppe ob ein Bankräuber Männchen oder Weibchen war, Klempner oder Zahnarzt, 24 oder 44 Jahre alt. Trotzdem stets in der TAZ.

         

        Und wenn wir schon dabei sind: Warum ist die Nennung von Nationalität eigentlich nur bei Tätern so überflüssig und nicht bei Opfern? Ich mein, wenn ein Flieger abstürzt lesen wir doch auch, an Bord waren 40 Deutsche, 70 Norweger und ein Neuseeländer.

        • @tim tim:

          "Die Wahrheit über seine Person zu der die Nationalität nunmal dazu gehört...."

           

          Zur Wahrheit über eine Person gehören noch viel mehr Dinge, die juristisch irrelevant sind, die Sie persönlich nichts angehen und mit denen die Öffentlichkeit auch gar nichts anfangen kann, was dem Anspruch einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft gerecht würde.

          • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

            Persönlich nichts angesehen.... Okay. Dann lasst uns doch am besten gar nicht mehr über Kriminalität berichten. Weil was gehts mich an, wen wer anders umgebracht wird?

            • @tim tim:

              Ihnen ist schon klar, dass mindestens 90% aller Kriminalfälle überhaupt nicht berichtet werden?

               

              Nochmal: Mit Informationen über die Herkunft des Täters können Sie sowieso nichts anfangen, außer sich am Stammtisch mit dummen Pöbeleien einzuschmeicheln.

              • @DR. ALFRED SCHWEINSTEIN:

                Was fangen Sie mit der Info an, dass ein Mord von einer Frau im Alter von 35 begangen wurde?

                 

                Gehen Sie zum Stammtisch und pöbeln gegen Frauen und 35jährige?

      • @christine rölke-sommer:

        Eine die existiert und genauso relevant oder irrelevant sein mag wie seine Sockenfarbe oder das Wetter an diesem Tag.

        Das führt aber in die falsche Diskussion. Selbstverständlich sollte ein Journalist auf Information verzichten, die seiner Meinung nach für die Meldung irrelevant sind. Das kann auch Herkunft und Religion des Täters sein.

        • @jhwh:

          “nur dann Religion oder Nationalität von Straftätern nennen, wenn es einen ‘begründeten Sachbezug’ zur Tat gibt.”

           

          Wer überhaupt “begründete” diesen Sachbezug außer der/die Täter/in selbst? Also wohl nur im Falle eines Bekennerschreibens wären Religion oder Nationalität zu nennen?

        • @jhwh:

          welche diskussion wäre denn die richtige?

          • @christine rölke-sommer:

            Die, ob sich der Presserat mit unsinnigen Regeln in dieses Tagesseschäft einmischen sollte.

            • @jhwh:

              was genau ist an einer regel, die besser empfehlung zu nennen wäre, unsinnig?

    • @jhwh:

      Das ist aber sein Job. Wenn sie das nicht wollen, sollten Sie besser nur die Pressemitteilungen der Polizei lesen, denn daher kommen die Informationen.

       

      Dann haben Sie natürlich das Problem, dass hier die PR-Abteilung der Polizei die Informationen filtert, denn nur die wenigsten Straftaten werden überhaupt veröffentlicht. Nämlich die, die im öffentlichen Interesse liegen und das scheint sich momentan für nichts anderes als "kriminelle Ausländer" zu interessieren. Meldet die Polizei alle 30 Vergewaltigungen, die jeden Tag passieren? Nein, nur wenn es ein Asylbewerber war. Alle anderen sind "normal" und haben keinen Nachrichtenwert.

       

      Wie auch immer, zu glauben, dass jeder alles ungefiltert verarbeiten könnte, würde ich waghalsig bis arrogant nennen. Vorurteile sind persönliche Filterfunktionen, auf die man dann zurückgreift, wenn alle anderen versagen.

      • @Mustardman:

        ...und deswegen braucht der Rezipient Journalisten, die natürlich keine persönliche Filterfunktion haben, als "Kindermädchen" ?

        • @jhwh:

          Genau das ist die "falsche Diskussion".

           

          Mit gleicher Begründung kann man dann auch Staatsanwälte und Richter beurlauben, schliesslich weiss der deutsch Durchschnittsmichel selbst am Besten, welches Strafurteil angemessen ist und hat da auch üüüüberhaupt keine "Vorurteile" oder gar "Bildungslücken"...

           

          Nur geht es dem sensationsgeifernden Boulevardmob am Ende nicht um den einzelnen Täter aus Pumpelonien sondern um die Gruppe der Pumpelonier, die - es steht ja in der Zeitung! - mutmaßlich ALLE den gleichen Hang zu kriminellem Verhalten haben. Und davor "muss der Deutsche sich doch schützen dürfen" - schon haben wir das nächste Pogrom.

          • @cursed with a brain:

            Sie vergleichen schon das zweite Mal die Aufgaben von Journalisten mit denen von Polizisten, Staatsanwälten oder Richtern.

            Journalisten haben keine hoheitlichen (und schon gar keine pädagogischen) Aufgaben. Es sind Dienstleister, die versuchen sollten, ihren Kunden auf Augenhöhe zu begegnen.

            • @jhwh:

              Journalisten haben eine besondere Sorgfaltspflicht, die Sie gar nicht abstreiten können, auch wenn Sie es noch so beharrlich versuchen.

               

              Wir demontieren ja auch nicht alle Verkehrsschilder, weil die Autofahrer ja alle alt genug, sind selbst Einschätzungen vorzunehmen und Entscheidungen zu treffen und keine "Bevormundung" brauchen.

               

              Und die "Schilder" des Presserates sind weder Ge- noch Verbote, sondern beinhalten nur die Empfehlung des Innehaltens, Nachdenkens und Abwägens. Und wer dazu im Rahmen der Berichterstattung nicht bereit ist, muss sich im Zweifel dafür auch vor diesem verantworten, das halte ich für völlig selbstverständlich und legitim.

               

              Sie möchten lediglich den zivilen Umgang miteinander und mit Minderheiten durch das vermeintliche Recht des physisch und phonetisch Stärkeren ersetzt wissen. Im Grunde möchten Sie damit - und das wissen Sie genau - den Pranger und die Steinigung wieder einführen. Die Erfahrungen mit der Presse im Dritten Reich sollten uns dagegen Mahnung sein.

              • @cursed with a brain:

                Muss ganz schön trist sein in ihrer kleinen geschlossenen Welt. Ihre Mitbürger sind leicht verführbare Vollidioten, die sobald sie eine „gefährliche“ Information erhalten, mit Dreschflegeln und Mistforken durch die Straßen ziehen und Ausländer jagen. Wenn es nicht Menschen wie Sie gäbe, die dafür sorgen, daß solche Nachrichten gar nicht erst gedruckt werden, wäre hier Sodom und Gomhorrha. Jeder der dagegen ist, ist ein Ausländerfeind. Pressefreiheit ? Egal. Für Leute wie Sie heiligt der Zweck immer die Mittel.

                Denken Sie weiter! Welche Nachrichten könnten noch gefährlich werden ? Wahlergebnisse ? Auslandsmeldungen ? Alles was Sie nicht beeinflussen oder kontrollieren können ?

                Wo wir schon dabei sind: Gibt es nicht auch gefährliche Menschen ? Solche, die Ihre lemminghaften Mitbürger verführen und in die Irre leiten könnten ? Sollte man die nicht vorsichtshalber wegsperren ?

                • @jhwh:

                  "Banküberfall" ist eine Nachricht.

                   

                  Woher der Täter kam (aus Norden, aus der Einbahnstrasse, von den Niederländischen Antillen, aus der Mittagspause), ist keine.

                   

                  Sie können nicht zwischen relevanten und nicht relevanten informationen unterscheiden. Umso besser, wenn andere das für Sie übernehmen.

            • @jhwh:

              Vorsicht! Jetzt wird's bei Ihnen aber krass denkfehlerhaft. Man muss die Aufgabe der Medien nicht als hoheitlich definieren, um gleichwohl ihre verfassungsgemäße Funkion ('vierte Gewalt') anzuerkennen und ernst zu nehmen.

               

              Und wenn Sie persönlich meinen, über alle Kenntnisse zum Tagesgeschehen so umfassend informiert zu sein, dass sie auf 'journalistische Filter' verzichten können, reden Sie damit m. E. auf gefährliche Weise den 'Lügenpresse-Rufern' das Wort - und sprechen dem s. g. journalistischen Gatekeeping letztlich jede Berechtigung ab.

              Wozu das in der Praxis führt, können Sie in inzwischen weiten Teilen des Netzes und seiner s. g. 'sozialen Medien' sehen, die - mit Verlaub - sich zunehmend eher zu einer 'mentalen Müllkippe', denn einer technischen Plattform des Wissensaustausches entwickelt haben.

              • @Frankys:

                "verfassungsgemäße Funkion ('vierte Gewalt')"

                Wo haben Sie den Unsinn denn gelesen ? Der einzige Berührungspunkt zwischen den Medien und unserer Verfassung ist Art. 5 GG (Pressefreiheit). und an dem sägen solche Pressekodex-Regeln.

                Der Begriff "4. Gewalt" war in den 70gern vielleicht mal aktuell.

              • @Frankys:

                'journalistische Filter'

                 

                Maulkorb im neuen Outfit. Interessante sprachliche Verrenkung.

                • @H.G.S.:

                  Der Verzicht auf die Nennung der Herkunft eines Täters oder Tatverdächtigen ist nicht gleichbedeutend mit der "Unterdrückung" der Tatnachricht selbst.

                   

                  Wer das nicht unterscheiden kann, disqualifiziert sich selbst für jede Diskussion.

        • @jhwh:

          Ist ja kein wirklicher Filter, wenn man unwesentliche Details in der Berichterstattung weglässt. Der wahre Filter sitzt eher bei der Polizei, die willkürlich und ohne Kontrolle auswählt, welche Straftaten überhaupt veröffentlicht werden (das ist nämlich nur ein Bruchteil). Wenn die schon bei AfD-Kundgebungen Bilder von Petry in die Windschutzscheibe stellen, muss man sich ja fragen, ob die da nicht auch Stimmung machen...

           

          Warum fragen sie nicht mal danach, nach welchen Kriterien die Polizei überhaupt Straftaten veröffentlicht oder halt für sich behält? Das ist nämlich ein Filter.

           

          Und wenn ihnen die Berichterstattung der Medien nicht reicht, können Sie das auch direkt bei der Polizei lesen. Aber natürlich nur das, was die Polizei für berichtenswert hält. Beschweren Sie sich doch erstmal dort.

          • @Mustardman:

            Eins nach dem anderen :) Hier geht es erst einmal um die eigenwillige Sicht, die manche Journalisten auf ihre Kundschaft haben.

            • @jhwh:

              wie wäre es statts mit sicht auf die kundschaft mit blick auf sich selbst?

        • @jhwh:

          die leser von blöd schon

          und etliche andere wohl auch

          weil: sonst wird das nix mit der täglichen dosis des schönen schauders

          • @christine rölke-sommer:

            Das wirkt hier aber kontraproduktiv. Wenn die Leser bei Blöd ihren Stoff nicht bekommen, gehen sie auf Facebook oder PI-News. Und da wird es erst richtig gruselig.

            • @jhwh:

              um die soll's also nicht gehen?

              gut.

              nun, andere werden ja wohl zwischen einer empfehlung in einem selbstgegebenen codex, also einer art standesrecht, und dem gesetz unterscheiden können?

              oder etwa nicht?

              • @christine rölke-sommer:

                ... bin da eher pessimistisch, wenn ich sehe, wie schnell sich unsere Journalisten unter Konformitätsdruck verformen.

                Aber grosso modo liegen wir wohl nicht mehr so weit auseinander. Muss jetzt erst mal eine blöde Grippe (leider eine echte) auskurieren. Mit fiebrigem Gruß ;)

              • @christine rölke-sommer:

                Also soll sich Journalismus ihrer Meinung nach substantiell nicht mehr von den Gepflogenheiten des von Ihnen zitierten Spektrums "sozialer Netzwerke" unterscheiden?

                • @cursed with a brain:

                  Da gibt es aber schon noch kleine Unterschiede.

                  Auf Facebook und bei PI-News bekommt der Leser noch jede Menge auslanderfeindliche Hetze, verschwörungstheoretische Interpretationen und frei Erfundenes dazu. Genau das ist die Gefahr.

                  • @jhwh:

                    Und um den Leser davor zu schützen, soll er ausländerfeindliche Hetze und verschwörungstheoretische Interpretationen gleich von seiner Zeitung geliefert bekommen? klingt nicht nach einer auch nur ansatzweise durchdachten Lösung. Wenn die sozialen Medien im Netz das Problem sind, dann muss gegen diese und deren Autoren vorgegangen werden.

                     

                    Denn das Netz ist kein rechtsfreier Raum die vielbeschworene "Meinungsfreiheit" kein absolutes Recht (wie etwa das Recht auf körperliche Unversehrtheit). Sie unterliegt Einschränkungen (z.B. dem Jugendschutz) und Regeln (Vermeidung von Ehrverletzungen, üble Nachrede oder Verleumdung) und Verboten (Aufforderung zu einer Straftat). Und wer sich daran nicht hält oder halten will, der macht sich völlig zu Recht strafbar.

                • @cursed with a brain:

                  wer unterscheidet sich von wem?

                  und gegen wen?

                  garnicht so einfach zu beantworten, tät ich mal sagen.

                  auch presse ist soziales netzwerk (plural!) und journalistinnen/reporterinnen sind soziale netzwerkerinnen.

                  und das mit den gepflogenheiten...

                   

                  doch. ich möchte schon (noch) die eine+andere zeitung lesen können, die sich vom üblichen voneinander-abgeschriebenen unterscheidet. und von dem elsässer seiner postille sowieso.

                • @cursed with a brain:

                  Die Antwort bezog sich auf JHWH, 10:42.

                   

                  Leider meinte die verbuggte Forumssoftware das anders einordnen zu müssen...

          • @christine rölke-sommer:

            Ergibt keinen Sinn. Weil Ausländer begehen doch exakt ganz genau so viele Straftaten wie Inländer und keine einzige mehr als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht..

             

            Wie können da also Vorurteile entstehen, die rausgefiltert werden müssten?

            • @tim tim:

              Auf Ihre Frage, wie diese Vorurteile entstehen, mag diese Antwort nur teilweise/unzureichend und implizit eingehen.

              Fakt aber ist, DASS sie entstanden sind und das der Teil der Medien, der mit einem Headlining wie 'Arbeitsloser überfällt..', 'Rentner betrügt...' und 'Araber vergewaltigt...' seine nicht unerhebliche Mitverantwortung trägt.

              Es geht also nicht um das 'Herausfiltern von Vorurteilen', sondern das Filtern von Tatsachen, deren Nennung mangels eindeutig relevanten Sachbezugs eben unbestreitbar/erfahrungsbedingt geeignet wäre, Vorurteile wenn nicht zu erzeugen/nahezulegen, so doch mindestens zu befördern. Das mag ein feiner, aber wesentlicher Unterschied sein.

              • @Frankys:

                Diese Vorurteile entstehen nur deswegen, weil die Nennung von etwa Brufssituation nur selektiv passiert. Also beim Rentner und Arbeitslosen ja, beim Berufstätigen Nein. Daher kann ich Herrn Lindner nur Recht geben. Würde man konsequent immer alle Infos zu den Personen nennen würde das die Vorteile sogar abbauen.

                • @tim tim:

                  "Alleinlebender, 1.80m großer, 28 jähriger gelernter Koch mit braunen mittellangen Haaren aus Sindelfingen, mit grauer Jacke, brauner Hose und weißen Turnschuhen, mit Realschulabschluss und einem IQ von 108, Android Smartphone und 31 Freunden auf Facebook ist angeklagt wegen Körperverletzung an …."

                   

                  Und das ist noch konservativ, bei den Mengen an Daten, die es heute über Leute gibt.

                   

                  Also nein, Medien können niemals alles nennen, sondern müssen immer vorfiltern.