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Kommentar Wiederauftauchen der RAFBanale Beschaffungskriminalität

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Die RAF-Mitglieder brauchen Geld, aber das Ausrauben von Transportern scheinen sie verlernt zu haben. Es wird nur ihr Strafmaß erhöhen.

Hier stand der Geldtransporter – fette Beute war er nicht. Foto: dpa

D ie RAF ist wieder da? Ungläubiges Staunen. Die drei letzten noch gesuchten Mitglieder der RAF, Daniela Klette, Ernst-Volker Staub und Burkhard Garweg, sollen in den letzten Monaten erfolglos einen oder zwei Geldtransporter überfallen haben. 18 Jahre nach Auflösung der RAF.

Auch wenn die drei Untergetauchten keine großen Namen haben, die RAF kennt jeder noch: Baader, Meinhof, Ensslin, Klar und Mohnhaupt. Egal wie mickrig die Nachricht ist: Die RAF ist immer noch ein großes Medienthema, eine bewährte deutsche Marke.

Mickrig ist die Nachricht aber wohl schon. Es gibt keine Anzeichen, dass die drei RAF-Mitglieder Klette, Staub und Garweg einen Anschlag planen. Es sind auch keine Indizien bekannt, dass sie in den letzten Jahren Anschläge begangen hätten. Augenscheinlich brauchen sie Geld zum Lebensunterhalt. Es handelt sich also wohl nur um banale Beschaffungskriminalität.

Vielleicht haben die drei all die Jahre in Deutschland gelebt. Das wäre bemerkenswert, nicht zuletzt für die Polizei. Aber man kann nur spekulieren. Jedenfalls scheinen sie kein Netz an Unterstützern zu haben, das ihre Existenz sichert. Und das Ausrauben von Geldtransportern scheinen sie auch verlernt zu haben.

Warum stellen sie sich nicht? Bisher war vor allem ihre Beteiligung am RAF-Bombenanschlag auf das Gefängnis Weiterstadt 1993 bekannt. Lange her, kein Mord. Und ihre Beteiligung an der Auflösung der RAF 1998 könnte strafmildernd wirken.

Doch die Bundesanwaltschaft hat jetzt klargestellt: Klette war wohl noch bei anderen Anschlägen dabei, die sie als Mordversuche wertet. Das klingt doch nach langjähriger Haft. Und jeder weitere Raubversuch verschlechtert ihre Lage. Möglicherweise könnten sie zur Aufklärung der ungeklärten Morde der dritten RAF-Generation beitragen, etwa an Deutsche-Bank-Chef Herrhausen. Dann wären sie Kronzeugen. Klingt eher unrealistisch.

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Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
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8 Kommentare

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  • das war noch nie was anderes als "banale kriminalität". wer meint. jetziges von früherem durch die zuschreibung "banal" unterscheiden zu müssen, propagiert immer noch ein stück "klammheimliche" übereinstimmung mit dem terror der 70er und 80er. taz - werd erwachsen !!!!

  • Was 40 Jahren mit die BRD gemacht hat:

     

    1976: RAF = Rote Armee Fraktion und Die bleierne Zeit

     

    2016: Rollator Armee Fraktion und Die bleierne Krampfader.

  • Bei der Gelegenheit lohnt es sich, mal wieder einen alten "Panorama"-Beitrag zum Thema Opferrenten für NS-Kriegsverbrecher auszugraben (http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/1997/Steuermilliarden-fuer-Naziverbrecher-Deutsches-Recht-macht-Taeter-zu-Opfern,erste6952.html)

  • Zumindest meint man man, dass die drei drogenabhängig sind, oder warum wird hier und anderswo von "Beschaffungskriminalität" gesprochen ?

    Klingt irgendwie niederträchtiger, gelle !

  • -?-"Warum stellen sie sich nicht?"-?-

    ------

    Was für eine Frage! Warum wohl nicht!?- Die Toten in Stammheim und die extralegale Hinrichtung des wehrlosen Wolfgang Grams sind eine deutliche Warnung. Beim "sich stellen" eine technisch unglaubliche und völlig überraschende Selbsttötung begangen zu haben, droht hier doch allemal. Auch hat nicht jeder einen Hans- Christian Albrecht zum Vater.

    • 2G
      29482 (Profil gelöscht)
      @H.G.S.:

      Schön, wenn man sein Weltbild 40 Jahre lang konservieren kann. Natürlich: Imperialistische Meuchelbanden haben die Working Class Heroes und Befreier des Proletariats im Auftrag der Reaktion exekutiert. Ich bin froh, wenn Deutschland die Alt 68er endlich in den Ruhestand verabschiedet hat. Das wird unserem Land gut tun.

      • @29482 (Profil gelöscht):

        Wen Sie auch immer mit Alt68ern meinen - Leute, die '68 politisch aktiv waren, SIND bereits im Ruhestand und haben vielleicht genervt, aber nicht Menschen das Dach über dem Kopf angezündet. Lieber noch ein paar "Alt68er" als diese ganzen Gröfaze und Salonfaschisten, die jetzt unterwegs sind. Ich kann keine Verbesserung erkennen.

      • @29482 (Profil gelöscht):

        So sehr ich Ihr "Weltbild" möglicherweise tolerieren könnte, wollen Sie mir aber doch wohl nicht sagen, dass Sie persönlich an z.B. diese irrsinnige Versionsakrobatik der behaupteten Selbsttötung des Wolfgang Grams glauben.- Es sind jene Art böswillige Staatsdiener und deren, dann sich anhängende, weitergehende Schutz- und Lügen -Patronage gegen die nicht nur ich (auch Konservative) diesen evidenten, bösen Verdacht hege.-Es bleibt zwar ein Verdacht aber der ist einfach nicht weg zu kriegen. Der Verschleierungsdunst den unsere „Ermittlungsbehörden“ ja noch in jüngster Zeit egalweg aufziehen „wird unserem Land (eher nicht) gut tun“.

         

        Aber eigentlich wollte ich nur dem Artikelautor eine freundliche Ermahnung aussprechen und hier kein altes Faß aufmachen. (Diskutiert werden kann andererseits natürlich immer.)

         

        N.B.: „Alt- 68er sollen endlich Ruhe geben.“- Verzeihe ich Ihnen insofern, weil davon ausgehend, dass uns Beiden die kompromißlose Entnazifizierung und gnadenlose Naziverfolgung bis heute, noch angelegentlicher wäre. (?)